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Das Geheimnis der Monduhr: Roman (German Edition)

Das Geheimnis der Monduhr: Roman (German Edition)

Titel: Das Geheimnis der Monduhr: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Brooke
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geregnet hatte. Keuchend stand Holly vor der Monduhr, der Schweiß lief ihr den Nacken hinunter. Sie hatte die Jacke umgebunden, in der Hoffnung, dass sie nicht gebraucht würde.
    Hier und dort standen ein paar Wolken am Himmel, der kreisrunde Mond hatte sich hinter der dicksten verborgen. Holly ließ die Kugel vorsichtig in die Halterung fallen, kniff die Augen fest zusammen und wartete auf das grelle Lichtspektakel. Wider besseres Wissen betete sie, dass es ausbleiben würde.
    Nach ein paar bangen Augenblicken riskierte Holly einen Blick und sah sich um. Zu ihrer Beruhigung stand das ungemähte Gras aufrecht zu ihren Füßen, und die Zweige im Obstgarten bogen sich bereits unter der Last der Früchte. Sie ließ die Luft, die sie angehalten hatte, mit einem Seufzer der Erleichterung entweichen.
    »Siehst du, Holly. Keine Magie, kein Zauberkult.« Sie streckte die Hand aus, um die Kugel wieder aus der Halterung zu nehmen, doch im selben Augenblick fuhr ein Windstoß durch den Garten, das hohe Gras um sie herum rauschte. Die Wolke, hinter der der Vollmond verborgen war, hatte sich verzogen, und sein Licht langte gierig nach der Monduhr.
    Als Holly die Kugel mit den Fingerspitzen berührte, leuchtete sie auf und ließ dünne Lichtblitze auf die Uhr rieseln. Hollys Finger fingen an zu zittern, und sie zog
die Hand zurück, als plötzlich der ganze Garten von gleißendem Mondlicht erhellt wurde. Sie kniff die Augen zusammen und klammerte sich an die Uhr, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren, aber im selben Augenblick hatte sie das Gefühl, dass ihr die Wirklichkeit entglitt und sie in einen Abgrund gerissen wurde.
    Die Uhr schien unter ihren Händen zu vibrieren, als wäre sie elektrisch geladen, doch Holly hielt sich weiter krampfhaft daran fest. Das Ticken einer Uhr dröhnte in ihren Ohren, bis es langsam verebbte.
    Es war weniger die Uhr, die ihr den Atem raubte, auch nicht das grelle Lichtermeer, es war die Luft, die mit einem Schlag eiskalt geworden war, und die warme Sommernacht in bitteren Winter verwandelt hatte.
    Holly schlüpfte in ihre Jacke, der Schweiß auf ihrem Nacken bildete einen eiskalten Film. Verzweifelt versuchte sie, die Lichtreflexe vor ihren Augen wegzublinzeln, um wieder richtig sehen zu können, aber sie wusste auch so, dass ihre Umgebung sich verändert hatte. Kein Grashalm kitzelte mehr an den Beinen, und ihre Füße fühlten sich an wie Eisklötze. Als die Sicht wieder klarer wurde, begriff sie, warum sie so erbärmlich fror. Sie stand knöcheltief im Schnee, und die letzten störenden Lichtreflexe waren gar keine Lichtreflexe, sondern wirbelnde Schneeflocken.
    Holly war im Handumdrehen völlig durchgefroren. Es blieb ihr nichts anderes übrig, als ins Haus zu flüchten und sich dem Grauen zu stellen, das sie dort, in welcher Form auch immer, erwartete. Aus dem Küchenfenster fiel ein Lichtschein auf die unberührte Schneedecke. Sonst war nur das Wohnzimmer beleuchtet, sein mildes Licht war
vom Wintergarten teilweise verdeckt. Holly hatte nur noch das rettende, wärmende Haus im Kopf und war nicht in der Lage, sich damit zu beschäftigen, was passiert war. Erst als sie sich für einen Moment an die schützende Hauswand lehnte, versuchte sie, einen klaren Gedanken zu fassen.
    Es bestand kein Zweifel, dass das Gleiche geschehen war wie letztes Mal, was es auch immer sein mochte. Sie sträubte sich gegen den Ausdruck Zeitreise, doch es handelte sich definitiv um etwas anderes als eine schlichte Halluzination. Sie hatte sich nicht den Kopf gestoßen und war auch sonst nicht verletzt. Sie wusste, wo sie sich befand, nur nicht in welcher Zeit. Mit Sicherheit war es keine laue Sommernacht.
    Holly warf einen Blick auf den Wintergarten. Die Glastüren, die sich letztes Mal an der Seite befunden hatten, waren, wie sie sofort bemerkte, verschwunden. Von ihrem Blickwinkel aus war die Vorderseite des Wintergartens nicht zu sehen, aber sie wusste auch so, dass die Türen dort sein mussten, immerhin war das die Stelle, wo Billy sie gerade einbaute. Holly suchte fieberhaft nach einer vernünftigen Erklärung. Wenn es sich um eine Zukunftsvision handelte, konnte sich zwischenzeitlich auf irgendeine Weise etwas verändert haben; wenn sie sich das Ganze aber nur ausdachte, befanden sich die Türen natürlich an einer anderen Stelle. Die Lage der Türen besagte also nichts.
    Bevor Holly schweren Herzens das Haus betrat, sah sie noch ein letztes Mal zur Monduhr, als könnte sie der Uhr irgendeine Erklärung

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