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Das Geheimnis der Monduhr: Roman (German Edition)

Das Geheimnis der Monduhr: Roman (German Edition)

Titel: Das Geheimnis der Monduhr: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Brooke
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versank in Dunkelheit, Holly sträubten sich die Nackenhaare. Bevor sich ihre Augen an die Finsternis gewöhnen konnten, bevor sie mehr erkennen konnte, als den sanften Schimmer des Mondlichts, das durch das Küchenfenster fiel, ging das Licht wieder an. Holly fröstelte, aber sie verdrängte die bange Ahnung, die sie in der Dunkelheit befallen hatte, und klammerte sich an ihren Hoffnungsfunken.
    Als sie in den Flur trat, hörte sie Toms Stimme im Arbeitszimmer. Holly horchte an der Tür. Außer ihm sprach niemand, offensichtlich telefonierte er. Er klang wieder wie früher, nicht wie der gebrochene Mann in ihren Visionen. Er lachte, und Holly war erleichtert. Das Gespräch drehte sich um seine Arbeit, ein geplantes Interview, er klang glücklich und angeregt und voller Leben. Was sie dann hörte, ließ ihr Herz höher schlagen.
    »Tut mir leid, Pete, aber ich muss jetzt wirklich Schluss
machen. Ich war gerade dabei, Libby ins Bett zu bringen. Es ist Zeit für ihre Flasche, und die junge Dame kann sehr ungnädig werden, wenn man sie warten lässt.«
    Noch bevor Tom ausgeredet hatte, machte Holly auf dem Absatz kehrt, nahm zwei Stufen auf einmal und sprang die Treppe hinauf. Vor der Tür des Kinderzimmers wollte sie anhalten und vorsichtig hineinspähen, doch sie hatte so viel Schwung, dass sie bereits mitten im Zimmer stand, bevor sie nachdenken konnte. Es brannte nur ein kleines Nachtlicht, das seinen Schimmer im Raum verbreitete.
    »Hallo, mein Schatz.« Holly keuchte vor Anstrengung.
    Libby stand aufrecht in ihrem Bettchen, klammerte sich an die Gitterstäbe und an ihre Stoffpuppe, die noch abgegriffener war als beim letzten Mal. Libby lächelte sie an, hopste auf und ab und war genauso aufgeregt wie Holly. Plötzlich verlor sie das Gleichgewicht und landete unsanft auf dem Popo. Sie verzog das Gesicht und streckte die Hände nach Holly aus. »Mama!«, sagte sie.
    Mit Tränen in den Augen lief Holly zum Fenster, um die Jalousie hochzuziehen und genug Mondlicht hereinzulassen, damit ihr noch einmal gelingen konnte, wovon sie nicht mehr zu träumen gewagt hatte. Sie beugte sich zu ihrer Tochter hinunter und nahm sie auf den Arm.
    Mit dem Kind auf dem Arm schloss sie die Augen und überließ sich ihren übrigen Sinnen. Sie atmete tief ein und sog Libbys Duft ein, der nach Seife, Schweiß und schlicht nach Libby roch. Sie spürte Libbys Gewicht auf ihrem Arm, sie war schwerer und kräftiger geworden seit dem letzten Mal. Sie war jetzt neun Monate alt und hatte
sich auch sonst verändert. Ihre blonden, widerspenstigen Locken kitzelten Hollys Nase. »Du hast mir gefehlt«, flüsterte sie Libby ins Ohr. »Du weißt ja gar nicht, wie sehr ich mich nach diesem Augenblick gesehnt habe. Ich kann es gar nicht fassen, dass ich hier bin. Dass du hier bist.«
    Holly hatte es bisher nicht gewagt, sich Gedanken darüber zu machen, was passiert war und warum. Vielleicht hatte ihre Entscheidung, nicht nach Singapur zu fliegen, die Zukunft ja noch nicht verändert, vielleicht geschah das erst in dem Augenblick, an dem Libby gezeugt worden wäre. Holly fröstelte und versuchte, den Gedanken zu verscheuchen. Vorerst jedenfalls. Es dauerte eine ganze Weile, bis Holly die Augen öffnete und Libby anlächelte. »Ich liebe dich, und ich gebe dich nie wieder her.«
    Libby lächelte auch. »Dada«, sagte sie und deutete zur Tür.
    Als Holly sich umdrehte, hörte sie Tom die Treppe heraufkommen. »Ich muss dich jetzt absetzen«, flüsterte sie. Sie musste es tun, ob sie wollte oder nicht. Sie konnte nicht zulassen, dass zwei Welten aufeinanderprallten, wenn Tom das Zimmer betreten würde, so lange Libby noch auf Hollys Arm war. Alles sollte seine Ordnung haben, Chaos und Unruhe konnte sie jetzt nicht gebrauchen.
    Mit der Babyflasche, die er mit beiden Händen wärmte, betrat Tom das Kinderzimmer. »Schlafenszeit, mein Fräulein«, sagte er zu Libby, die wieder aufrecht in ihrem Bettchen stand und vor Freude hopste. Er warf einen irritierten Blick auf die offene Jalousie, doch Holly, die vor dem Fenster stand und ihn ansah, nahm er nicht wahr. Ihre Gegenwart war nichts weiter als ein Handabdruck
auf dem Wasser, hieß es nicht so in dem Gedicht? Tom zog die Jalousie herunter und widmete sich Libby.
    Holly musterte die beiden. Tom sah gut aus, besser gesagt, so zerzaust wie früher. Zerzaust in einem positiven Sinn: besser erholt als beim letzten Mal und nicht so gediegen. Nachrichtensprecher war er also nicht geworden, dachte Holly.
    Tom nahm

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