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Das Geheimnis der Monduhr: Roman (German Edition)

Das Geheimnis der Monduhr: Roman (German Edition)

Titel: Das Geheimnis der Monduhr: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Brooke
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Libby hoch und knuddelte sie. Als sie mit beiden Händen nach der Flasche griff und ihre Stoffpuppe fallen ließ, lächelte er. Libby ließ ihn nicht aus den Augen, als sie anfing zu trinken.
    Tom sah sie zärtlich an. »Na, du Wonneproppen?« Er bedeckte ihren Kopf mit Küssen. Libby kniff verzückt die Augen zusammen, als seine Haare sie im Gesicht kitzelten. »Ach, Libby. Ich liebe dich. Ich hätte nicht gedacht, dass ich noch mal so viel Liebe für jemanden empfinden kann.«
    Er schaukelte Libby hin und her. Holly konnte nicht widerstehen und streckte ihre Hand aus. Sie strich Libby über den Kopf, ließ ihre Finger durch Toms Haare gleiten, die so voll und widerspenstig waren wie früher, und so vertraut. Sie merkte, wie er schauderte.
    »Deine Mum hat mal gesagt, ich sollte zufrieden sein, mit dem, was ich habe, und nicht nach den Sternen greifen«, flüsterte Tom. »Ich weiß, dass es keinen Zweck hat, sich etwas Unmögliches zu wünschen. Ich habe dich, Lib, und im Augenblick ist das genug.«
    Libby hörte auf zu trinken und griff nach Toms Haaren, als hätte Holly das Signal dazu gegeben. Sie zog seinen Kopf zu sich heran, er legte seine Stirn an ihre und schloss
fest die Augen. »Ach, Libby. Ich vermisse deine Mum aber trotzdem«, flüsterte er. »Ich werde sie immer vermissen.«
    Libbys Antwort war ein herzhaftes Bäuerchen.
    »Puh, du riechst ja aus dem Mund wie deine Mum!«, lachte Tom.
    Auch Libby gluckste vor Vergnügen, als er sie in ihr Bettchen legte, damit sie ihre Milch austrinken konnte. Dabei ließ sie ihn nicht aus den Augen. »Na, welche Gutenachtgeschichte möchtest du denn hören?«, fragte er.
    Libby blickte in Hollys Richtung. »Mama«, sagte sie.
    »Aha, eine Geschichte über deine Mama also?« Tom setzte sich neben ihr Bett, legte den Kopf an das Gitter und himmelte seine Tochter an. »Wo fange ich denn an? Also, es war einmal eine wunderschöne kleine Prinzessin, die hieß Holly. Der böse König und die böse Königin hatten sie in einen Turm gesperrt und gesagt, dass sie niemand liebhätte.«
    Als Tom erzählte, wie seine Prinzessin von einem feschen jungen Prinzen gerettet wurde, schlich Holly näher und setze sich auf die andere Seite des Bettchens. Sie legte auch den Kopf aufs Gitter und lauschte der Geschichte so gebannt wie Libby. Tom traten die Tränen in die Augen, aber er lächelte tapfer, als er Libby erzählte, wie der Prinz und die Prinzessin einen Stern vom Himmel holten, um ein ganz besonderes Kind daraus zu machen. Dadurch sei jedoch ein Loch im Himmel entstanden, das wieder gefüllt werden musste. Also musste die Prinzessin in den Himmel gehen und sich an die Stelle setzen, an der der Stern gewesen war. Auch Holly weinte, aber die Tränen schienen auf ihren Wangen zu gefrieren, als das Licht wieder flackerte. Das Bild von Tom und Libby fing ebenso an zu flackern,
dunkle Schatten huschten über ihre Vision, wie bei einer Störung auf dem Bildschirm.
    Tom und Libby bemerkten das Flackern offenbar auch. Libby ließ ihre Flasche fallen und setzte sich auf. Sie fing an zu weinen, streckte die Arme nach Holly aus und griff mit den kleinen Fingern verzweifelt ins Leere. Hollys Herz fing an zu rasen, als Libbys Weinen immer ängstlicher wurde. Tom und Holly standen beide auf, als das Flackern so stark war, dass man kaum mehr etwas sehen konnte.
    »Libby?« Erschrocken beugte Tom sich hinunter, um das Baby in seine schützenden Arme zu nehmen, doch Holly sah nicht mehr, ob er sie erreichte. Irgendwo im Hintergrund von Libbys kläglichem Geschrei und Hollys Herzklopfen tickte eine Uhr.
    Der warme Schimmer des kleinen Nachtlichts verwandelte sich in kaltes Blau, als der Mond ins Fenster schien und sich dunkle Schatten um Holly schlossen. Das Ticken der Uhr verlor sich in der Ferne, eine bleierne Stille breitete sich aus, die nur von Hollys stockendem Atem unterbrochen wurde. Diesmal hatte sie Zeit, sich an die Dunkelheit zu gewöhnen. Sie befand sich immer noch in demselben Raum, aber er war jetzt leer und leblos. Es war das unbenutzte Zimmer, das Holly nur zu gut kannte. Keine Spur von Libby, nicht einmal ihr süsser Babyduft. Nur ihr Schreien, das in Holly nachhallte.
    Holly stutzte. Wenn die Zeit, die sie in der Zukunft verbracht hatte, abgelaufen war, müsste sie, wie immer, wieder vor der Monduhr stehen. Eine furchtbare Ahnung befiel sie. War sie womöglich noch in der Zukunft? Auch der Blick aus dem Fenster war beunruhigend. Die Bäume
waren nicht verschneit, sondern standen

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