Das Geheimnis der Perle
Ja.“ „Kann Tricia mitkommen, wenn du mich herumführst?“ „Meinetwegen. Vielleicht weicht sie meinen Fragen nicht so geschickt aus wie du.“
„Darauf würde ich nicht zählen.“
Roman griff nach seinem Hut, einem Akubra. Den gleichen hatte Cullen. „Das werden wir ja sehen, Junge.“
Jimiramira war mehr, als Matthew gehofft hatte. Er wusste, dass er in der kurzen Zeit nicht alles sehen konnte. Roman hatte ihn und Tricia als Erstes zur Koppel geführt.
„Kannst du reiten?“, fragte er in einem Ton, als würde er von seinem Enkel nichts anderes erwarten.
„Klar. Mein Dad hat mich im Sommer immer mit zum Reiten genommen. Außerdem hatte ich als Kind Reitstunden.“
Roman schnaubte verächtlich, seine Antwort auf Reitstunden. „Wir züchten unsere eigenen Pferde“, erklärte er. „Wenn man sie für die Arbeit mit den Rinderherden einsetzt, müssen sie gutmütig sein und vertrauensvoll. Clever natürlich auch. Und sie müssen ein gutes Auge haben. Du kannst hier jedes nehmen. Eines ist so gut wie das andere.“
Als Matthew sich für ein Braunes mit weißer Blesse entschied, sah Roman ihn anerkennend an. Tricias Wahl, eine graue Stute, wurde mit weniger Begeisterung aufgenommen. „Bist du sicher, dass du mit ihr umgehen kannst? Sie stammt nicht aus unserer Zucht und muss erst noch anständig trainiert werden.“
„Sie ist schon okay, danke.“
Als sie am Haus vorbeiritten, meinte Roman zu Matthew: „Du weißt von dem Feuer? Nun, mein Vater war damals noch nicht erwachsen, aber hinterher hat er die Farmarbeiter ein neues Haus bauen lassen. Es war nichts Besonderes, aber ich bin darin groß geworden. Er hat meiner Mutter immer versprochen, ihr ein schöneres Haus zu bauen, aber sie war zufrieden mit einem Dach über dem Kopf und vier Wänden. Als ich dann deine Großmutter hierherbrachte, wollte ich ihr etwas bieten, auf das sie stolz sein konnte.“
„Und war sie es?“
Er räusperte sich. „Ja. Sie liebte dieses Haus.“
„Ist sie dort begraben?“ Matthew deutete zu einem Friedhof an einem Hang, keine fünfzig Meter von ihnen entfernt. Auch hier warfen große Gummibäume Schatten.
„Ja, sie liegt dort.“
„Ich würde sie später gern besuchen.“
Als Antwort lenkte Roman sein Pferd vom Haus weg.
Matthew würde dieser Nachmittag immer in Erinnerung bleiben. Sie ritten an den anderen Gebäuden vorbei, und sein Großvater erklärte ihnen deren Zweck. „Da drüben lagern wir unsere Vorräte.“ Er deutete auf ein Haus, das so großwar wie ein Gemischtwarenladen. Sie passierten das Kühlhaus, die Quartiere der Arbeiter, dahinter das Bürogebäude mit kleiner Veranda und schmalen, hohen Fenstern. Selbst einen Swimmingpool gab es, der jedoch im Moment leer war.
Matthew sah, wie Rinder eingetrieben wurden, und beobachtete Männer dabei, die Zäune reparierten. „Jeder Einzelne ist für etwa achthundert Kilometer Zaun zuständig“, erklärte Roman. „Ein einsamer Job.“
Im Laufe des Nachmittags war er immer mehr aus seiner Deckung herausgekommen war. Roman liebte es, über Jimiramira zu sprechen. Und Matthew war damit zufrieden, selbst wenn dies das einzige Thema zwischen ihnen bleiben würde. Schließlich führte Roman sie zu einem abgeschiedenen Fleckchen, einem Wasserloch. Vögel erhoben sich in den hellen Nachmittagshimmel, als sie näher kamen.
„Kakadus“, sagte Roman. „Sie sind eine richtige Plage.“
Roman schwang sich aus dem Sattel. Dann hielt er Tricias Stute fest, damit sie absteigen konnte. „Erinnert dich das nicht an Coolibah Downs?“ Als Tricia geknickt nickte, fuhr er fort: „Winnie hat dich erkannt. Sie hat dein Foto in der Zeitung gesehen, als sie in Darwin war. An deinen Vater kann man sich hier noch gut erinnern.“
„Ich geh nicht zurück. Sie können sich den Aufwand sparen“, fauchte Tricia.
Roman sah sie lange an, ehe er wieder sprach. „Wir könnten dich hier brauchen. Im Moment teilen Winnie und die Frau meines Buchhalters sich die Arbeit im Lagerhaus, obwohl keine von ihnen die Zeit dazu hat. Du hättest die Verantwortung. Kannst du mit Zahlen umgehen?“
„Ziemlich gut.“
„Das ist ein richtiger Job, kein Almosen. Du wirst hart arbeiten. Solltest du Schwierigkeiten machen, bist du sofort gefeuert.“
Tricia schluckte. „Warum geben Sie mir einen Job?“
„Weil ich weiß, dass man das Kalb eines Preisbullen nicht unterschätzen sollte, auch wenn es zu Anfang vielleicht einoder zweimal strauchelt. Am Ende setzt es sich doch durch.
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