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Das Geheimnis der Perle

Das Geheimnis der Perle

Titel: Das Geheimnis der Perle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emilie Richards
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das der Junge aus seinem Leben gemacht hatte, weil kein Vater da gewesen war, der ihn hätte anleiten können. Kein Tag verging, an dem Roman all das nicht zutiefst bereute.
    Wo war Cullen jetzt? War er in Panik, weil Matthew verschwunden war? Der Junge glaubte, seine Eltern wären mitder Nachricht, die er ihnen hinterlassen hatte, zufrieden. Aber Roman wusste es besser. Schließlich war er auch Vater. Er wusste, wie es war, einen Sohn zu verlieren.
    In diesem Moment klopfte es an der Tür. Auf seine gemurmelte Aufforderung trat Winnie ein, die Hände in die Hüften gestemmt, und durchbohrte ihn mit ihren Blicken.
    „Wenn Sie diesen Jungen fortschicken, gehe ich mit ihm.“ Sie drohte ihm mit erhobenem Zeigefinger. „Haben Sie verstanden, Roman Llewellyn? Ich werde gehen, und meinen Harold nehme ich auch mit. Dann stehen Sie ganz allein da.“
    „Die Sache geht Sie nichts an!“
    Doch sie war keineswegs eingeschüchtert. „Ich führe Ihren Haushalt, und Harold ist Ihr Geschäftsführer. Wir kennen Sie besser als jeder andere. Jetzt haben Sie die Chance, die Dinge endlich wieder gerade zu rücken. Und ich will verflucht sein, wenn Sie die nicht nutzen.“
    Niemand anders hätte so mit Roman reden dürfen, doch Winnie war lange genug bei ihm, um sich auf der sicheren Seite zu fühlen. Er hasste Veränderungen und würde fast alles tun, um sie zum Bleiben zu bewegen, das wusste sie.
    Erfolglos suchte er in seinen Taschen nach Tabak. „Was macht der Junge jetzt?“
    „Er und das Mädchen verschlingen einen großen Teller Würstchen, als hätten sie seit einer Woche nichts mehr gegessen. Haben Sie ihn gefragt, wie er hergekommen ist?“
    „Nein.“
    „Haben Sie gefragt, wer sie ist?“
    „Nein, habe ich nicht.“
    „Aber ich glaube, ich weiß es.“
    Roman war es egal. Er hatte schon genug Probleme, wenn er nur an seinen Enkel dachte. „Das spielt doch wohl keine Rolle.“
    „Sie kennen doch Robby Simmons, oder?“
    „Robby Simmons von der Coolibah Downs Farm? Verdammt guter Viehtreiber.“
    „Genau der, aber das ist schon Jahre her. Da sieht man mal, wie wenig Sie auf dem Laufenden sind. Er und seine bessere Hälfte haben jetzt ein kleines Anwesen drüben bei Humpty Doo. Orchards, glaube ich.“
    „Und was hat Robby mit diesem Mädchen zu tun?“
    Winnie zog einen Schmollmund. „Robbys Tochter ist letztes Jahr um Weihnachten herum verschwunden. Ich hab davon gehört, als ich in Darwin meine Familie besuchte.“
    Romans Knurren konnte alles bedeuten.
    „Damals hab ich dort in der Zeitung ein Foto gesehen.
    Und dieses Mädchen hier kommt mir bekannt vor“, sagte Winnie. „Das Simmons-Mädchen heißt Patricia. Die Familie nennt sie Patty, sie selbst Tricia. Ich bin ziemlich sicher, dass sie es ist.“
    „Und was haben Sie jetzt vor?“
    „Sagen Sie mir, was ich machen soll.“
    Roman hätte es am liebsten gesehen, dass sie gar nichts unternahm. Er kannte sich mit Pferden, Rindern und Hunden aus, mit der Weltwirtschaft und Veterinärmedizin. Aber von Kindern verstand er nichts.
    „Am besten rufen Sie Robby an“, meinte er schließlich. „Ja, das wird wohl das Beste sein.“ Sie zögerte. „Und was ist mit dem Jungen?“
    Roman schwieg.
    „Hat er immer noch nicht genug auf sich genommen, um Ihnen in den Kram zu passen?“
    „Sie vergreifen sich im Ton, Winnie.“
    „Nein, das tue ich nicht, Roman .“
    Wütend funkelte er sie an. Bis zum heutigen Tag war er immer Mr Llewellyn für sie gewesen. Sie deutete mit dem Finger auf ihn, ohne sich beeindrucken zu lassen. „Benehmen Sie sich wie ein Boss, dann werde ich Sie auch so behandeln.“
    „Sie werden langsam unverschämt.“
    „Wurde auch Zeit.“ Damit drehte sie sich auf dem Absatz um und verschwand.
    Roman wusste nicht, wie er mit dieser veränderten Winnie umgehen sollte. Aber noch mehr brachte ihn die Veränderung auf, die in ihm selbst vor sich ging. Er hatte gelernt, mit Joans Tod und der Entfremdung von Cullen zu leben. Er unterdrückte seine Gefühle, indem er sich immer auf den gleichen Pfaden bewegte und sich nicht in unbekanntes Gelände wagte. Und so wie er befürchtet hatte, wurde er in dieser neuen, unerforschten Wildnis an all das erinnert, was er so verzweifelt hatte vergessen wollen.
    Blicklos starrte er eine halbe Stunde später auf die Papiere, die vor ihm auf dem Schreibtisch lagen, als es erneut an der Tür klopfte. Auf sein „Herein“ öffnete Matthew die Tür. Seine Haare waren noch nass vom Duschen. Er schlenderte so

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