Das Geheimnis der Perle
und damit auch ihre Interessen.“
„Ich hoffe nicht, dass es bei mir genauso ist. Ich liebe diesen Ort und die Arbeit.“
Liana hatte fast fünf Jahre hier gelebt. Sie hatte den Mann geliebt, dem die Perlenfarm gehörte. Und sie hatte ihn gehasst, als er fast alles verspielt hatte. Am Ende hatte sie selbst alles verspielt, als sie Cullen und Pikuwa Creek verlassen hatte. Sie hatte ihr Herz verspielt, ihre Seele und ihre Kreativität. Sie hatte einen Mann verlassen, der einen schrecklichen Fehler gemacht hatte – nur um dann selbst einen umso größeren zu begehen.
Sie hasste Pacific International und ihre Arbeit dort. Sie hasste ihr Leben, das nur auf Sicherheit abgestellt war. Und sie hasste die Frau, zu der sie geworden war.
Liana schloss die Augen und kehrte in die Vergangenheitzurück, als Pikuwa Creek noch eine kleine Perlenfarm gewesen war, mit alten Booten und einer Handvoll Arbeitern.
Trotz allem, was sie hier erlitten hatte, hatte sie diesen Ort geliebt. Nicht die Hitze oder die Fliegen hatten sie vertrieben. Auch nicht Cullens Verfehlungen, wie sie sich zehn Jahre lang eingeredet hatte. Sondern ihre Kindheit, die sie zerrissen zurückgelassen hatte. Deshalb hatte sie nie Frieden oder Glück gefunden, obwohl dies hier der einzige Ort war, der ihr beides im Übermaß hätte bieten können.
Später gesellte Cullen sich zu ihnen, und Sarah zog sich diskret zurück. Er umfasste Lianas Gesicht. „Deine Haut ist so kalt wie das Wasser draußen.“
Sie legte ihre Hände über die seinen. „Es tut mir so leid, Cullen.“
„Was denn?“
„Dass ich all die Jahre geglaubt habe, es wäre dein Fehler gewesen. Dass ich Angst hatte, Matthew könnte dich mehr lieben als mich. Und dass ich dich verlassen habe, als du mich am meisten gebraucht hast.“
Er schüttelte den Kopf. „Du musstest gehen. Es war richtig so.“
„Es hätte auch einen anderen Weg gegeben. Ich hätte in der Nähe bleiben können, damit Matthew auch bei dir ist. Aber ich bin davongelaufen, so weit wie möglich, und habe dich von allem ausgeschlossen. Weil ich dich immer noch liebte. Kannst du das verstehen?“
„Ja, auch das verstehe ich.“
„Und sieh dir nur an, was du alles geschaffen hast! Ich hatte dich aufgegeben, obwohl ich im Innersten wusste, was in dir steckt.“
„Es war nicht deine Aufgabe, hierzubleiben und meine Hand zu halten, Lee. Du hast nur das getan, was du tun musstest.“
„Genau das macht mir ja Angst. Ich bin weggelaufen undhabe mich selbst aufgegeben, um im Gegenzug bei Pacific International zu arbeiten. Und dieser Job hat mich zerstört.“
Sie merkte, dass er in Schweigen verfiel. Wie sollte er nicht, da er sie doch nie ganz verstehen könnte.
„Dein Job bei Pacific hat dich nicht zerstört“, sagte er schließlich und zog sie in die Arme.
„Was ist denn von der Frau übrig, die ich sein wollte?“ „Du bist erfolgreich …“
„Bei einem Job, den ich verachte. Ich hasse Pacific International, Cullen. Wir schneiden die Welt in immer kleinere Teile, die wir mit immer mehr Profit verkaufen. Ich habe zwar einen klangvollen Titel, aber wenig Macht. Dafür hat mein Vater gesorgt. Es war immer Matthew, den er wollte. Das Einzige, was ich in Thomas’ Augen je richtig gemacht habe, war, einem Sohn das Leben zu schenken. Das hat er mich wissen lassen, als ich nach San Francisco zurückgekrochen kam und ihn um Hilfe bat. Ich durfte Matthew freihalten, bis er alt genug ist, Pacific International zu übernehmen. Als Belohnung bekam ich einen Job und die Perle. Aber nur, um sie an Matthew weiterzugeben.“
„Matthew ist unser Sohn, und Thomas ist tot. Wir sind diejenigen, die bestimmen können, was aus Matthew wird.“
„Verstehst du denn nicht? Thomas war gerissener, als ich je für möglich gehalten hätte! Ihm war klar, dass unsere Kinder durch das lernen, was wir ihnen vorleben, nicht durch unsere Worte. Und was habe ich Matthew gezeigt? Ich kaufe und verkaufe unseren Planeten, genau wie Thomas. Ich habe kein richtiges Leben außerhalb der Arbeit. Meine Welt ist so eng wie die Mauern, die mich umgeben. Ich bin mein Vater. Ich bin Thomas Robeson. Und ich bringe Matthew jeden Tag bei, so zu sein wie ich.“
„Du vergisst, dass du eine wundervolle Mutter bist. Du liebst Matthew abgöttisch, und das weiß er. Und er weiß auch, dass du alles für ihn tust.“
„Ich habe ihn von dem anderen Menschen ferngehalten, den ihn ebenso liebt wie ich.“
„Er ist ein wundervoller Junge. Mehr Beweis
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