Das Geheimnis der Perle
Willow.
Als John Garth endlich nach Broome zurückkam, machte Tom sich auf den Weg zum Hotel Continental. Er wollte sich dort mit Archer treffen und den recht ordentlichen Erfolg der vergangenen Saison feiern. Obwohl Garth in einen schrecklichen Sturm geraten war, hatte er genügend Austern gesammelt. Und er freute sich über die Ausbeute der Odyssee.
Als Tom im Hotel ankam, war Garth schon beschwipst von zu viel Likör und zu vielen hochtrabenden Zukunftsplänen.
„In der nächsten Saison werde ich ein zusätzliches Booteinsetzen. Nein, zwei.“ Er schüttete Tom aus einer halb leeren Flasche Gin ein und goss Archer nach. „Vielleicht sogar drei. Die Odyssee werde ich verkaufen. Sie ist zwar seetauglich, aber mehr auch nicht. Klein ist sie. Viel zu klein.“ Er schüttelte den Kopf. „Nicht gut genug für meine Flotte.“
„Mir gefällt sie“, sagte Tom. „Sie ist zwar klein, aber schnittig und segelt über die größten Wellen, als wäre es nur ein seichtes Gewässer.“
„Dann gehört sie dir, wenn du sie dir leisten kannst.“
Tom sah zu Archer, dessen Miene völlig ausdruckslos wirkte. Doch er wusste genau, was in seinem Freund vor sich ging. „Was soll sie denn kosten?“, fragte Tom.
Als Garth den Preis nannte, verließ Tom der Mut. Für das Haus für Willow hatte er sechs Monatsmieten im Voraus bezahlt, und er hatte ein Mädchen eingestellt, das beim Putzen und im Garten half. Von dem, was er auf dem Schiff verdient hatte, war nicht mehr viel übrig. Selbst mit seinen Ersparnissen in San Francisco und dem, was Archer verdient hatte, würde es nicht annähernd reichen.
„Vermutlich lässt du keine Ratenzahlung gelten, wie?“, sagte Archer.
„Geht nicht. Ich brauch das Geld, um meine Flotte zu erweitern.“
Archer nickte. „Verstehe. Du bist ein Spieler, Skipper.“
Garth lachte. „Das ist lange her! Alle Perlensucher sind Spieler. Ist euch das noch nicht aufgefallen?“
„Lange her? Dann hat dich das Glück also verlassen?“
„Der beste Spieler ist der, der nichts zu verlieren hat! Als ich den Punkt erreicht hatte, an dem ich meine Chance auf eine Zukunft hätte verspielen können, habe ich nie wieder eine Karte in die Hand genommen.“
„Das hört sich ziemlich clever an“, sagte Tom.
„Ich habe nichts zu verlieren außer dem Lohn, den du mir noch schuldest“, warf Archer ein. „Und du hast nichts zuverlieren außer einem Logger, den du nicht mehr willst.“
„Dein Lohn gegen die Odyssee ? Soll das ein Witz sein?“
Archer zuckte die Schultern. „Wenn ich gewinne, verdoppelst du ihn. Wenn du gewinnst, schuldest du mir nichts mehr. Du sparst dir, was du mir bezahlt hättest. Zusammen mit dem, was du für die Odyssee kriegst, kannst du dann zwei neue Schiffe kaufen.“
Garth strich über seinen Schnurrbart. Tom hatte erwartet, dass er sofort abwinken würde, aber offensichtlich kannte Archer ihren Arbeitgeber besser als er selbst. „Und wovon willst du in der Nachsaison leben, wenn du verlierst?“
Archer verschwieg aus gutem Grund, dass er beim Spielen gewann. „Ich habe immer noch mehr als den halben Vorschuss, den du mir gegeben hast, als ich angeheuert habe. Damit werde ich schon klarkommen.“
„Wenn ich gewinne, arbeitest du in der nächsten Saison wieder für mich.“
„Ich habe nichts Besseres zu tun.“
Garth wandte sich an Tom. „Und was ist mit dir? Machst du auch mit? Ich möchte euch beide nicht verlieren.“
Tom sah, dass Archer ihm fast unmerklich zunickte, um ihn zu ermutigen. Hätte er andere Pläne gehabt, hätte er das Angebot vielleicht abgeschlagen, aber er wollte in der nächsten Saison ohnehin wieder arbeiten. „Ich bin dabei. Aber pass auf, Garth! Er ist gewieft. Und er ist gut.“
„Ihr Amerikaner glaubt wohl, ihr seid in allem besser, wie?“ Garth orderte ein Kartenspiel und eine weitere Flasche Gin.
„Wenn der Abend vorbei ist, gehört die Odyssee uns“, meinte Archer aufgeräumt. „Und sag hinterher nicht, wir hätten dich nicht gewarnt!“
Willow schlief noch nicht, als Tom an diesem Abend nach Hause kam. Sie war zu Respekt und Pflichtbewusstsein erzogen worden, nicht dazu, das Leben zu genießen. Stattdessen hatte sie sich all dem widersetzt und war nun die Geliebte eines Mannes, der sie vergötterte.
Und sie betete ihn ebenfalls an. Tom war ein gut aussehender, freundlicher Mann und trotzdem stark genug, um Bobby Chinn abzuschrecken. Er hatte sie in sein Haus geholt, in dem die Büsche in wunderschönen Farben blühten
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