Das Geheimnis der Perle
Partner sind. Jede Chance auf Respektabilität ist für mich damit verspielt.“
„Du willst dich doch gar nicht hier niederlassen, sondern nur genügend Geld machen, damit du dir in Victoria ein Anwesen kaufen kannst.“
„Aber das kann ich nur, wenn die Menschen in Broome mir vertrauen.“
Tom wollte die ganze Sache nicht von Archers Standpunkt aus sehen, obwohl es nur fair gewesen wäre. „Willst du, dass wir nicht länger Partner sind?“
„Ich will, dass du noch mal darüber nachdenkst. Es gibt sicher auch andere Männer, die sich eine Asiatin als Geliebte halten. Aber du zerstörst unser beider Leben, wenn du sie heiratest. Wenn du wirklich vorhast, so etwas Hirnverbranntes zu tun, dann warte wenigstens, bis ich von der Bildfläche verschwunden bin. Schließlich sind wir Partner. Zählt das denn gar nicht für dich?“
„Du weißt genau, dass es mir wichtig ist.“
„Dann denk über meine Worte nach.“
Auch wenn Tom am liebsten die Augen davor verschlossen hätte, waren Archers Bedenken nicht von der Hand zu weisen. Toms Verhalten würde sich auf den Freund auswirken. Und er verdankte Archer sein Leben. Das, zusammen mit seiner eigenen Unsicherheit, ob es ihm und Willow überhaupt erlaubt sein würde, zu heiraten, verleitete ihn dazu, zuzustimmen. „Ich werde darüber nachdenken.“
„Gut.“
„Sie hat all das, was ein Mann sich von einer Frau nur wünschen kann, Archer.“
„Stimmt nicht, Tom: Sie ist nicht weiß. Und das ist das wichtigste Kriterium.“
Tom zog mit Willow in einen Bungalow, der in einem Viertel lag, wo Menschen aus unterschiedlichsten Nationen lebten. Das Haus hatte drei Zimmer, einen winzig kleinen Garten und eine überdachte Veranda. Willow war so glücklich darüber, als hätte Tom ihr ein Schloss gebaut.
Nachdem sie eingezogen waren, ging Tom zu Bobby Chinn. Zur Sicherheit bei hellem Tageslicht.
Chinn kam hinter der Theke hervor, als er Tom sah. „Du hast ein Mädchen, das mir gehört. Ich hol sie mir zurück!“
„Ach ja? Das wäre aber bedauerlich. Ich weiß nämlich genug über dich, was die örtliche Polizei interessieren könnte. Zum Beispiel, wie viel Opium du eingeschmuggelt hast und wie viele Immigranten. Ich habe sogar gehört, dass einige Männer im Norden des Landes ausgesetzt wurden und in der Wildnis gestorben sind.“
„Das kannst du mir nicht anhängen.“
„Glaubst du?“
Tom nahm einen dicken Umschlag aus seiner Jackentasche und wedelte damit vor Chinns Nase herum. „Ich habe hier Stellungnahmen von all den Leuten, die an deinen krummen Geschäften beteiligt waren und die du übers Ohr gehauen hast. Sie sind mehr als gewillt, mir zu helfen. Ich werde die Sache für mich behalten, bis ich gezwungen bin zu handeln. Obwohl ich dich am liebsten sofort der Polizei aushändigen würde, Chinn, weil ich dich zutiefst verachte.“
Chinn sah nicht im Mindesten beeindruckt aus. „Was willst du von mir?“
„Lass einfach nur die Finger von Lian! Sprich nicht mit ihr und komm nicht in ihre Nähe. Jemand wird rund um die Uhr auf sie aufpassen, auch wenn ich auf See bin. Und wenn du oder deine Leute sie belästigen, geht dieser Umschlag sofort an die Polizei.“
Chinn dachte einen Moment nach. „Ich such dir besseres Mädchen“, meinte er schließlich. „Jünger. Hübscher.“Tom fasste ihn am Hemdkragen und zog ihn näher zu sich heran. „Du bist ein Dreckskerl! Und ich werde dich eigenhändig töten, wenn du es wagst, noch einmal mit mir und meinen Leuten zu sprechen.“
Chinn stieß Tom weg und strich über sein Hemd.
„Haben wir uns verstanden?“, fragte Tom.
Auch wenn Chinn nicht nickte, hatte er offensichtlich verstanden. Tom, in dessen Umschlag nichts anderes steckte als ein Packen Gerüchte, die ohnehin schon jeder kannte, hatte gewonnen.
Auch Archer stand auf der Gewinnerseite. Jedes Mal, wenn Tom seinen Freund traf, hörte er von gewonnenen Wetten. Sein Lieblingsspiel war Kegeln, oft genug mit Champagnerflaschen, die die Kontrahenten vorher leerten.
Archer verbrachte mehr Zeit mit Freddy Colson als mit ihm. Tom vermutete, dass Willow der Grund dafür war. Archer weigerte sich, die beiden in ihrem gemeinsamen Haus zu besuchen, wo Tom sich die meiste Zeit aufhielt. Er war glücklich in Willows Armen und froh, dass sie den Albtraum, den sie hatte durchmachen müssen, langsam vergaß. Auch wenn er seinen alten Freund nicht ausschließen wollte, gefiel ihm das derzeitige Arrangement: Auf diese Weise hatte er mehr Zeit für
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