Das Geheimnis der Perle
stimmt, dann zeig es mir.“
„Willow …“
Erneut küsste sie ihn, und diesmal zog er sie an sich.
„Ich werde dir das schenken, was die anderen sich nehmen wollten“, flüsterte sie.
Er stöhnte auf und zog sie noch fester an sich.
Und dann spürte sie endlich, dass sie tatsächlich noch lebte.
6. KAPITEL
A rcher behielt Viola zwar den ganzen Abend im Auge, doch Freddy Colson interessierte ihn noch mehr. Colson war ein farbloser Mann mit dünnen Haarsträhnen, die an seinem Schädel klebten. Er hatte die lästige Angewohnheit, die letzten Worte eines Satzes zu wiederholen, als würde ihm niemand zuhören. Noch schlimmer war sein ehrfürchtiger Blick, mit dem er Sebastian Somerset bedachte. Und wenn er mal etwas sagte, drehte es sich nur um das Geschäft.
„Ihnen scheint es ja hier zu gefallen“, meinte Archer zu ihm, als das Streichquartett und die Sopranistin, die für diesen Abend engagiert worden waren, das letzte Stück beendet hatten. „Gibt es vielleicht irgendetwas in Broome, das einem das Leben in den nächsten Monaten vergnüglicher gestalten könnte?“
Colson sah schockiert aus, als ob ein vergnügliches Leben der erste Schritt zu einem sicheren Abstieg sei. „Ich arbeite viele Stunden für Mr Somerset, und das ist mir Belohnung genug. Belohnung genug.“
Hatte er Colson zunächst schnell auf die Knie zwingen wollen, entschied Archer nun, sich einen Spaß daraus zu machen. „Ach, wirklich? Sie trinken nicht, spielen nicht?“ Er senkte die Stimme. „Und Sie sind auch nicht hinter den Damen her? Ein Mann mit so glänzenden Aussichten auf die Zukunft? Dabei war ich mir sicher, dass Sie sehr gefragt sind.“
Colson errötete. „Ich arbeite zu hart, um mir über solche Dinge Gedanken machen zu können.“
Archer winkte ab. „Ach, kommen Sie, verbringen Sie den restlichen Abend mit mir. Ich bin neu in Broome und weiß nicht, wo ein Gentleman sich vergnügen kann.“ Er sprach leiser weiter. „Obwohl es vermutlich nicht sehr viele richtige Gentlemen in der Stadt gibt, was?“
Colson erlag der Versuchung. „Es gibt nicht viele Orte, an denen man sich wohlfühlen könnte.“
„Und genau deshalb brauche ich ja Ihre Hilfe.“
„Ich denke, dagegen ist nichts einzuwenden. Nichts einzuwenden.“
„Sie sind ein feiner Kerl!“ Archer klopfte ihm auf die Schulter. „Sollen wir uns dann verabschieden? Ich glaube, Miss Somerset ist gerade auf dem Weg zu uns.“
Würdevoll schritt Viola auf sie zu. „Hat den Gentlemen die Musik gefallen?“
„Ich bin ein großer Bewunderer der Lieder von Stephen Foster – besonders, wenn die richtigen Töne getroffen werden“, entgegnete Archer grinsend.
Viola verzog das Gesicht. „Meine Mutter hat die Sängerin ausgesucht. Sie ist auf beiden Ohren taub.“
Colson sah schockiert aus. „Ich glaube kaum, dass sie so von ihrer lieben Mutter sprechen sollten!“
„Freddy, meine Mutter sorgt sich immer mehr um den Stammbaum der Künstler als um deren Talent.“
„Mr Colson hat sich bereit erklärt, mir ein bisschen von Broome zu zeigen“, sagte Archer.
„Da sind Sie sicher in den besten Händen. Freddy wird Sie bestimmt nicht auf Abwege führen, nicht wahr, Freddy?“
Colson wirkte entsetzt, dass Viola überhaupt so etwas in Erwägung ziehen konnte. „Mr Llewellyn will sich unser kleines Städtchen nur mal richtig ansehen.“
Archer und Freddy verabschiedeten sich, wobei Archer sich besonders bei Violas Eltern für die Einladung bedankte. Dann machten er und Freddy sich zu Fuß auf in die Stadt.
„Miss Somerset scheint recht angetan von Ihnen“, sagte Archer, nachdem sie losgegangen waren.
Freddy klang unsicher. „Meinen Sie?“
„Aus langjähriger Erfahrung würde ich sagen, dass alle Zeichen darauf hindeuten.“
„Ich hatte eher den Eindruck, dass sie mich beleidigen will.“
Archer gluckste verschwörerisch. „Das machen Liebende sehr oft.“
„Ihr Vater würde uns gerne verheiratet sehen.“
„Und was steht dem im Weg?“
„Ich schulde Mr Somerset sehr viel. Und wenn es ihm gefällt, werde ich Viola heiraten.“
Archer überlegte, ob er ihm auf der Stelle den Hals umdrehen sollte, aber der Verdacht würde sofort auf ihn fallen, da man sie zusammen hatte weggehen sehen. „Das klingt nicht so, als ob Sie darauf erpicht sind, Miss Somerset zu heiraten.“
„Ich denke, es ist vernünftig, um meine Stellung bei Somerset and Company zu festigen.“
„Bestimmt ist ein Mann wie Sie sehr gefragt, Freddy. Sicher wünscht
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