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Das Geheimnis der Pflanzenwelt

Das Geheimnis der Pflanzenwelt

Titel: Das Geheimnis der Pflanzenwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Berner
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Hausinnere. Auch dort herrschte gespenstische Stille.  
    „ Mama?“, rief sie laut durch den Flur. „Papa? Wo seid ihr denn?“
    Doch sie erhielt keine Antwort. Jedenfalls nicht von einem Menschen. Denn als sie das Wohnzimmer betrat, gab es einen leisen Gong und die große Bildwand erhellte sich. Verstört starrte Karin auf das Abbild eines ihr unbekannten, jungen Mannes, der die Uniform des städtischen Medo-Services trug.
    „ Sehr geehrte Frau Schröder ...“, sagte nun der junge Mann, wobei ihm anzusehen war, das er sich erheblich unwohl fühlte.  
    „ Der Hauscomputer hat Sie identifiziert und spielt Ihnen nun diese Botschaft ab.“
    Er räusperte sich kurz und vernehmlich.
    „ Ich habe die unangenehme Aufgabe, sie davon in Kenntnis zu setzen, dass ihre Eltern am 20. Juli 2285 im Katharinen-Hospital an einer heftigen, kaum behandelbaren Variante der Telauris-Grippe verstorben sind. Leider war es uns nicht möglich, Sie sofort zu informieren, da ihr Einsatz vom Sicherheitsministerium als geheim klassifiziert worden war. Bitte seien Sie versichert, dass Sie unser vollstes Mitgefühl haben. Nichtsdestotrotz muss ich Sie darum bitten, uns wegen der notwendigen Formalitäten und der anstehenden Bestattung schnellstmöglich zu kontaktieren. Bis dahin … auf Wiedersehen.“  
    Die letzten Worte hatte Karin gar nicht mehr bewusst wahr genommen. Betäubt vom Schmerz stand sie in der Mitte des Wohnzimmers. Ihr Gepäck war ihr aus den plötzlich kraftlosen Fingern gerutscht und Tränen liefen ihre Wangen herab, zeichnete nasse Spuren in ihr schreckbleiches Gesicht. Sie konnte nicht glauben, was sie soeben vernommen hatte. Plötzlich sah sie sich selbst in der dunklen, spiegelnden Fläche der Bildwand. Sie erblickte das Gesicht einer 25- jährigen, jung erscheinenden Frau. Karin stieß einen spitzen Schrei aus und sank zu Boden, wo sie schluchzend zusammenbrach.  
    Es hatte begonnen!
    Die, die sie liebte, wurden alt und starben, während sie weiterhin jung war und sich bester Gesundheit erfreute. Die Sadir-Katastrophe hatte nicht nur ihre Biochemie und ihre Genomstruktur verändert. Dass sie kaum noch alterte, veränderte ihr Leben nachhaltig, nahm ihr die Familie, die Freunde, den Halt. Da waren nur noch die Kollegen von der PRINCESS II und die Familie Olson, die ihr Schicksal teilten. Und während eine Welle der Traurigkeit und Verlorenheit über sie hinwegschwemmte, verloren sich auch die Farben ihrer Umgebung. Sie verschwammen, wurden unscharf und verdunkelten sich immer mehr, bis gnädiges Schwarz die weinende Frau einhüllte und in Bewusstlosigkeit davontrug.
     
    ***
     
    Leuchtend blau spannte sich der Himmel über die weite Ebene der Salisbury Plains, im Südwesten Englands. Nur hie und da tummelten sich einzelne, wie hin gesprenkelte, kleine weiße Wolken in dem endlos erscheinenden Blau. Ein warmer Wind wehte, der die würzigen Düfte der englischen Landschaft mit sich trug.
    Einsam galoppierte ein Reiter durch das grüne, saftige Gras. Seine kurzen, strohblonden Haare leuchteten golden in der Mittagssonne. In der Ferne konnte man die berühmten Steinkreise von Stonehenge steil aufragen sehen.  
    Roy Anthony zügelte den schnellen Lauf seines Pferdes etwas. Er atmete tief ein.
    Das war seine Welt!
    Ein tiefer Seufzer löste sich aus seiner Brust, dann ließ er mit einer kleinen Bewegung des Zaumzeugs den Braunen stoppen und schwang sich aus dem Sattel. Mit federnden Knien kam er auf dem Boden auf.
    „ Oh Himmel, wie ich diese Landschaft liebe!“, murmelte er leise und glücklich vor sich hin.
    Dabei tätschelte er sanft den muskulösen Hals seines Pferdes.
    „ Und dich liebe ich auch, Gavain!“, flüsterte ihm leise ins aufmerksam zuckende Ohr.
    Mit geübtem Griff band er die Zügel des Tieres an den dünnen Ästen eines Bauchhohen Busches neben sich fest. Danach ging Roy ein paar Schritte zur Seite und ließ sich ins hohe Gras fallen. Mit hinter seinem Kopf verschränkten Armen tat er eine ganze Zeit lang nichts anderes, als die in mäßigem Tempo dahinziehenden Wolken am blauen  Himmel über sich zu betrachten. Der junge Mann genoss diesen Augenblick der Muse, denn es würde der letzte dieser Art für eine lange Zeit sein.
    „ Ab Morgen wird alles anders“, seufzte er melancholisch vor sich hin.
    In vierundzwanzig Stunden hatte er nämlich seinen Dienst als Spezialisten-Anwärter für Kommunikationstechnik auf dem schnellen Raumkreuzer LIBANON anzutreten. Die LIBANON gehörte zu den

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