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Das Geheimnis Der Pilgerin: Historischer Roman

Das Geheimnis Der Pilgerin: Historischer Roman

Titel: Das Geheimnis Der Pilgerin: Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ricarda Jordan
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den Reisestaub - und auch die letzten Schweißgerüche des Herrn Martinus - vom Leib. Seit dem Überfall bei Metz hatte sie sich ihm nicht mehr hingegeben, und er suchte ihre Nähe auch nicht mehr. Dafür lebte Martha auf. Das alte Paar hatte einander wiedergefunden.
    Der Ritter Berthold von Bingen ließ Salomon und Gerlin weitgehend in Ruhe. Je näher die Gruppe Paris kam, desto häufiger traf sie auf Einheiten der Streitmacht des französischen Königs, und immer öfter auch auf Söldner und Fahrende Ritter. Der König schien jeden in sein Heer aufzunehmen, der behauptete, kämpfen zu können, und natürlich mochte ein Feldzug erheblich lohnender sein als die Bewachung einer Pilgergruppe. Berthold und seine Männer diskutierten mehr oder weniger offen die Möglichkeit, Magister Martinus in Paris zu verlassen und sich Philipp II. anzuschließen.
    »Im Grunde kann uns gar nichts Besseres passieren«, frohlockte Abram, der ständig blendender Laune war. »In Paris finden wir schon eine neue Eskorte oder auch die Möglichkeit, mit Kaufleuten weiterzureisen.«
    Letzteres war sicher richtig, denn auch die umstrittenen Gebiete mussten schließlich mit Waren versorgt werden. Zudem war Paris ein Zentrum des Nah- und Fernhandels. In der Hauptstadt Frankreichs kreuzten sich Fluss- und Landwege, und es war sicher möglich, etwa mit Flussschiffern auf der Seine Richtung Orleans weiterzukommen.
    »Aber bestimmt nicht gleich«, dämpfte Salomon den Optimismus seines Neffen. »Schlimmstenfalls könnte es sein, dass wir dort überwintern müssen - was schwierig würde. Wir müssten uns die ganze Zeit als Christen ausgeben, aber christliche Ärzte sind selten und arbeiten ganz anders als ich. Ich könnte Probleme mit ihrer Standesordnung bekommen, wenn ich hier als Medikus aufträte.«
    Gerlins Herz klopfte heftig bei dem Gedanken an einen Winter mit Salomon. Sie würden weiterhin als Mann und Frau leben - sich sogar eine Wohnung oder ein Haus teilen müssen. Natürlich konnte man sich dort leichter aus dem Weg gehen als in einem Planwagen. Aber würden sie das wirklich wollen? Je weiter die Reise führte, desto mehr fühlte Gerlin sich dem Medikus verbunden. Nicht nur, dass seine Freundlichkeit und sein starker Körper sie anzogen, sie fanden auch mehr und mehr gemeinsame Interessen. Gerlin waren Politik, Strategie und Sternkunde ziemlich egal, aber die Medizin faszinierte sie. Voller Spannung verfolgte sie, wie der »Bader« andere Reisende heilte, und bald half sie ihm auch beim Sammeln von Kräutern am Wegrand und bei der Zubereitung seiner Tinkturen und Essenzen. Wenn sie wirklich den Winter in Paris verbrachten, konnte sie Salomon bei der Arbeit zur Seite stehen, seinen Haushalt führen ...
    Gerlin gefiel es, mit den Händen zu arbeiten, sie wusch und kochte gern. Zwar hatte ihr auch das Leben als Burgherrin gefallen, in dem Haushaltungsführung hauptsächlich darin bestand, Befehle zu erteilen und ihre Befolgung zu überwachen. Aber es erschien ihr immer unwirklicher, eines Tages wieder so zu leben, je länger sie die Rolle der Frau des »Baders« spielte. Salomons Bedenken bezüglich einer Aufdeckung seines Judentums teilte sie nicht. Sie selbst war Christin, sie konnte beschwören, er habe vor ihrer Eheschließung konvertiert.
    Vorerst lagen allerdings noch einige Dutzend Meilen zwischen Martinus' Gruppe und Paris, und nach etlichen schönen Tagen war das Wetter mal wieder gegen sie. Erneut kam es zu sintflutartigen Regenfällen, und Gerlin brauchte alle Decken und Planen, um sich und ihren Sohn halbwegs trocken zu halten. Bei Nacht stellte sich auch wieder die Frage der Unterbringung. Die Männer hatten bislang draußen übernachtet, aber jetzt war der Schlafplatz unter dem Wagen unzumutbar und Miriams Zelt verbrannt.
    Abram rollte sich also in einer Ecke des Planwagens zusammen, und Gerlin lud Miriam ein, die kleine Schlafstatt hinter dem Vorhang mit ihr zu teilen. Salomon grummelte darüber - einmal deshalb, weil es sich für Paare vor dem Eheversprechen natürlich nicht schickte, in einem Wagen miteinander zu nächtigen, und zum Zweiten, weil Miriam nun das seltsame Verhältnis zwischen ihm und Gerlin bewusst werden musste.
    Salomon und Gerlin hatten dem Mädchen ihre Geschichte noch nicht offenbart. Bislang wusste Miriam nur, dass Salomon in dringenden geschäftlichen Angelegenheiten nach Tours musste. Warum er Frau und Sohn dabei mitnahm, fragte sie nicht. Allerdings hatte sie sich bei Gerlin schon nach ihrem und

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