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Das Geheimnis Der Pilgerin: Historischer Roman

Das Geheimnis Der Pilgerin: Historischer Roman

Titel: Das Geheimnis Der Pilgerin: Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ricarda Jordan
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Dietmars »richtigen« Namen erkundigt, und in Reims war sie verwundert gewesen, wie selbstverständlich die Jüdin ein christliches Badehaus betrat. Nun blickte sie ebenso verwirrt auf Gerlins abgeschiedene Bettstatt.
    Salomon seufzte. »Erzählt es ihr schon, Frau Gerlin«, meinte er schließlich. »Sie hat selbst genug Geheimnisse, sie wird das unsere nicht verraten.«
    Gerlin, Miriam und der kleine Dietmar teilten also das Lager und tuschelten die halbe Nacht. Miriam fand Gerlins Geschichte sehr aufregend - sie wollte alles über den Minnehof, über Herrn Dietrich und Herrn Florís wissen.
    »Du hast einen Ritter?«, fragte sie verblüfft. »Mit dem du ... also ... hm ... - wie nennt man das? - ... in Minne verbunden bist? Dann musst du eine Meisterin der Verstellung sein. Lernt man das an Minnehöfen? Ich hab jedenfalls ganz sicher angenommen, du seiest verliebt in Herrn Salomon.«
    Gerlin errötete.
    »Und er in dich!«, fügte Miriam hinzu.
    »Er in mich?«, fragte Gerlin, zu verblüfft, um irgendetwas zu leugnen. »Er ist sehr freundlich zu mir, das war er immer. Aber verliebt ...«
    Miriam kicherte, und Gerlin fühlte sich an längst vergangene Zeiten am Minnehof der Herrin Aliénor zurückversetzt. Wie unbeschwert hatte sie damals mit Freundinnen über die jungen Ritter geplaudert!
    »Aber sicher! Siehst du das denn nicht? Allein seine Augen, wenn er dich anschaut! Er verzehrt dich doch mit seinen Blicken!«
    Miriam schüttelte den Kopf über Gerlins Unverstand, lächelte aber, als sie nun auch die Augen der Freundin aufblitzen sah. Also hatte sie sich nicht getäuscht. Ritter wie Ritter, da war auf jeden Fall etwas zwischen dem Medikus und der Gräfin!
    »Sicher würde es schwierig mit einer Heirat«, führte sie dann bedauernd aus. »Du bist von Adel und er ...«
    »Er hat mir gesagt, es ginge gar nicht«, brach es aus Gerlin heraus. »Ein Jude könne keine Christin freien. Aber ich denke ... wenn ich Jüdin würde ...«
    Miriam schüttelte den Kopf. »Das geht nun wirklich nicht!«, erklärte sie kategorisch. »Nur der ist Jude, den eine Jüdin geboren hat. Konvertieren wie bei den Christen oder den Muselmanen ist bei uns nicht möglich. Ein Zusammenleben ginge überhaupt nur, wenn ... also wenn ihr es einfach niemandem erzähltet ... Das prüft doch keiner nach, wenn Salomon von Kronach sich mit seinem Weib Esther von Kronach ... was weiß ich, vielleicht in Linz ansiedelt! Freilich müsstest du lernen, wie man sich als Jüdin verhält, aber das bringe ich dir bei, keine Sorge!«
    Miriam war da ziemlich unbekümmert - sie passte zweifellos zu dem Heißsporn Abram. Gerlin dachte allerdings besorgt an das falsch geschlagene Kreuzzeichen. Miriam hatte es auch »ganz einfach« gefunden, sich als Christin auszugeben, und dabei außerordentliches Glück gehabt. Wenn Gerlin ähnliche Fehler in der Synagoge passierten, würde es den jüdischen Matronen um sie herum sicher nicht entgehen. Und überhaupt war das Ganze ja nur ein Traum. Weder würde Salomon eine christliche Frau nehmen, noch konnte Dietmar als der Sohn eines jüdischen Medikus aufwachsen - mal ganz abgesehen von möglichen gemeinsamen Kindern. Miriams Ausführungen zufolge wären auch sie keine Juden, aber taufen konnte Gerlin sie genauso wenig.
    Die junge Frau schüttelte energisch den Kopf. Das alles war hoffnungslos. Gerlins Bestimmung war es, ihre eigene Familie wiederzufinden und den Erben von Lauenstein zu erziehen. Nicht zum Gelehrten oder Händler, sondern zu einem schlagkräftigen Ritter. Der Junge würde um sein Lehen kämpfen müssen, und das Rüstzeug dazu erhielt er am besten am Hof des Herrn Linhardt von Ornemünde zu Loches.
    Es regnete auch die ganze Nacht hindurch, und am Morgen war die Straße unpassierbar. Etwa drei Tagesfahrten vor Paris starrten die Reisenden hilflos auf ihre Wagen, die hoffnungslos im Schlamm feststeckten. Herr Martinus lamentierte, man würde sich in der Nässe und Kälte den Tod holen, während Leopold und Salomon sich mithilfe von Martha und Miriam aufs Schieben verlegten. Abram und Gerlin versuchten, die Ritter dazu zu bewegen, ihre Streithengste vor die Wagen zu spannen. Die mächtigen Tiere mussten in der Lage sein, die Gefährte aus dem Schlamm zu ziehen. Berthold von Bingen empfand das allerdings als unter seiner Würde.
    Verzweifelt schaute Gerlin auf die immer tiefer einsinkenden Wagen. Es war mehr als unangenehm, festzustecken, aber wenn die nächsten Reisenden vorbeiwollten, würde es obendrein

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