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Das Geheimnis Der Pilgerin: Historischer Roman

Das Geheimnis Der Pilgerin: Historischer Roman

Titel: Das Geheimnis Der Pilgerin: Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ricarda Jordan
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beide die Wortspiele leid und begannen, sich ernsthaft miteinander zu unterhalten. Florís erzählte von seiner Kindheit im goldenen Aquitanien und nahm Gerlin dabei mit in eine Traumwelt aus Sonne und blauem Himmel, Weinfeldern und weißen Schlössern und Burgen. Gerlin kannte diese Landschaft bereits aus den Erinnerungen der Herrin Aliénor. Sie berichtete von Eleonore von Aquitaniens Exil und ihren Jahren auf der oft regnerischen, nebelverhangenen Insel Oléron, die nur durch den grenzenlosen Mut und Optimismus der Königin Glanz gewann. Wo Aliénor war, da schien auch die Sonne von Aquitanien, und die Mädchen wärmten sich an ihren Strahlen.
    Besonders begierig lauschte Florís Gerlins Berichten von den seltenen Besuchen des heutigen Königs Richard. Der glänzende Ritter, dem man jetzt schon den Beinamen Löwenherz gab, war sein Held und Vorbild.
    Beide, Florís und Gerlin, erinnerten sich gern an die Spiele und Vergnügungen der Minnehöfe und versuchten sie auf Burg Lauenstein aufleben zu lassen. Dietrich freute sich wie ein Kind über Gerlins Einladungen zu Tanz und Tändelei - wobei das Zusammensein mit ihm immer einen Balanceakt der Schicklichkeit darstellte. Die Dame mochte einen Minneherrn empfangen, um ihn zu loben oder zu maßregeln. Aber der Umgang von Verlobten miteinander war im höfischen Zeremoniell kaum geregelt. So bat Gerlin ihren versprochenen Gatten nur selten in ihr Gemach und achtete darauf, dass sie, wenn sie es tat, stets Herrn Florís und andere Ritter dazurief. Es war leicht, sich einzureden, dass sie dies nur machte, um die Schicklichkeit zu wahren, und dass sie Dietrichs Gesellschaft ebenso genoss wie die des jungen Ritters aus Aquitanien.
    Gerlin brauchte sich nicht einzugestehen, wie glücklich es sie machte, Florís' Lächeln zu sehen und seinem weichen aquitanischen Akzent zu lauschen. Auch Florís hätte vor sich selbst niemals zugegeben, dass er mehr Gefühle für Gerlin hegte, als dem väterlichen Freund ihres künftigen Gatten anstanden. Für beide stand fest, dass die Dame den Ritter nur aus Gründen der Schicklichkeit zu ihren kleinen Festen lud. Und wenn sie einander dabei vertraut zulächelten, so nur ob der überaus kurzweiligen Unterhaltung, die der junge Dietrich bot, wenn er sich ernsthaft in der höfischen Rede und dem Frauendienst übte.
    »Es war vielleicht nicht ganz im Sinne der ritterlichen Tugend, Fräulein Gerlin, dass ich für den Schwertkampf auf dem Pferd geblieben bin, nachdem ich Herrn Theobald heruntergetjostet hatte. Aber der Herr Adalbert meint, das sei durchaus statthaft, wenn der eine Ritter doppelt so viel wiegt wie der andere ... Verachtet Ihr mich deshalb?«
    Gerlin verbiss sich tapfer das Lächeln und beschwichtigte ihren kleinen Kämpfer. »Natürlich verachte ich Euch nicht, Herr Dietrich, schließlich habt Ihr den Kampf siegreich bestanden und mein Zeichen ehrenhaft in den Streit geführt. Aber ich gebe Euch den Auftrag, mehr zu essen, um möglichst bald ein Gleichgewicht zwischen Euch und dem Herrn Theobald herzustellen.«
    Die Belustigung über den Jüngling verging ihr allerdings, sobald sie sich mit Dietrich auf eine Schachpartie einließ. Die ersten Male ließ er sie gewinnen, aber als sie ihn daraufhin tadelte, schlug er sie mit schöner Regelmäßigkeit, ebenso wie Rüdiger und alle anderen Knappen und Ritter. Lediglich Herr Salomon vermochte manchmal noch gegen ihn zu gewinnen, wie Florís Gerlin verriet.
    »Die Stärken Eures künftigen Gatten liegen nun mal mehr im Kopf als im Schwertarm«, meinte er schulterzuckend. »Darauf müssen wir uns alle einstellen. Gäbe es doch nur eine Möglichkeit, das Turnier nach der Schwertleite durch einen Schachwettkampf zu ersetzen! Es graut mir davor, Dietrich dieser Gefahr auszusetzen.«
    »Ist es denn solch ein Risiko?«, wunderte sich Gerlin. Sie hatte schon viele Turniere zum Anlass von Schwertleiten gesehen, und eigentlich konnte sie sich an keinen schweren Unfall erinnern. Die Knappen hatten meist noch gar nicht die Kraft und verfügten erst recht nicht über die Techniken, die vonnöten waren, einem Gegner mit Übungswaffen wirklich Schaden zuzufügen. Dafür waren sie daran gewöhnt, vom Pferd zu fallen, und brachen sich dabei seltener das Genick als gesetzte Ritter, die plötzlich auf die Idee kamen, doch noch mal ein Turnier zu bestreiten - oder junge Fahrende, die todesmutig ritten, um einem Burgherrn zu imponieren.
    Florís zuckte die Schultern. »Es kommt darauf an, wie viel

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