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Das Geheimnis Der Pilgerin: Historischer Roman

Das Geheimnis Der Pilgerin: Historischer Roman

Titel: Das Geheimnis Der Pilgerin: Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ricarda Jordan
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zuvor war ihr Gatte gestorben, und man hatte ihren Lieblingssohn Richard zum König gekrönt.
    Gerlin begann, ihre Zöpfe zu lösen und ihr Haar zu bürsten, was beträchtliche Zeit in Anspruch nahm. Ihre dicken kastanienfarbenen Locken reichten bis weit über ihren Rücken. Sie waren prachtvoll, aber es dauerte, sie zu entwirren. Auch das hatte sie am Hof der Königin nicht selbst tun müssen. Die Mädchen hatten sich gegenseitig geholfen oder Zofen zur Verfügung gehabt. Hier auf Falkenberg hätte Gerlin dazu extra ein Bauernmädchen anlernen müssen, und es fehlten ihr Muße und Geduld. Wenn sie nach der Tagesarbeit in ihr Gemach zurückkam, wollte sie allein sein. Ein klatschendes, anfänglich sicher ungeschicktes kleines Ding wäre ihr da nur im Wege.
    Auch an diesem Abend freute Gerlin sich auf eine ruhige Stunde, die sie gern zur Lektüre eines Buches nutzte - das dazu nötige Kerzenlicht war der einzige Luxus, den sie sich gönnte. Allzu lange würde sie aber sicher nicht mehr wach bleiben. Der Tag war lang gewesen, und Gerlin war müde.
    Umso verwunderter war sie, als nach kurzer Zeit ihr Bruder Wolfgang an ihre Tür klopfte.
    »Vater wünscht, dass du in den großen Saal kommst«, richtete der Kleine aus. »Der Gast möchte dich kennenlernen. Aber er ist so langweilig! Und dabei muss ich ihm aufwarten. Der Herr Leon sagt, ein hochgeborener Knappe müsse einem Juden nicht aufwarten, das sei unter seiner Würde. Hätte ich das sagen sollen, Gerlin?«
    »Um Himmels willen, bloß nicht!« Gerlin sprang auf. »Wenn dein Vater den Herrn Salomon in seiner Halle empfängt, so hast du ihm mit Ehrerbietung zu begegnen, und dem Herrn Leon stünde es wohl an, sich auch daran zu halten! Der ist nämlich nichts als ein Fahrender Ritter, und wenn er deinen Vater brüskiert, kann er sehen, wo er bleibt. Wenn wir deinen Bruder vielleicht nach Lauenstein schicken, braucht er hier keinen Waffenmeister mehr.«
    Wolfgang blickte ein bisschen beleidigt und öffnete schon den Mund, um einzuwenden, dass sehr wohl jemand benötigt wurde. Schließlich musste auch er in den Umgang mit Schwert und Lanze eingeweiht werden. Gerlin beschied ihn jedoch kurz, dass dafür auch Herr Adalbert noch geschickt genug sei. Sie hatte jetzt keine Lust, sich mit den Dummheiten des Kleinen zu beschäftigen. Seltsam genug, dass ihr Vater sie in den großen Saal beorderte. Gerlin glättete ihre Kleidung und steckte einen goldenen Reif in ihr Haar, der mit Saphiren besetzt war. Ein wertvolles Stück aus dem Erbe ihrer Mutter. Wenigstens sie wollte dem Besucher ihres Vaters Ehre erweisen.
    Herr Peregrin hatte Meister Salomon sowie den Anführer seiner Eskorte an seinen erhöhten Tisch gebeten. Gerlin registrierte mit einem Blick, dass die fein bestickte Tischdecke, die sie dort zuvor aufgedeckt hatte, noch sauber war - Herr Salomon hatte offensichtlich genügend Manieren, das mehrfach gefaltete, um die Gedecke drapierte Leinen zur Reinigung seiner Hände zu nutzen, statt sie einfach am Tischtuch abzuwischen. Die anderen Männer der Eskorte schmausten gemeinsam mit den Rittern der Burg an langen Tischen längs der Wände. Hier hatte Gerlin auf die Tischtücher verzichtet, die Frauen kamen sonst aus dem Waschen nicht mehr heraus. Eben wurden die Reste des Mahles abgeräumt - es musste den Männern gemundet haben. Gerlin stellte fest, dass die gebratenen Schwäne und Gänse fast zur Gänze vertilgt worden waren.
    Während sie an den Rittern vorbei auf den Tisch ihres Vaters zuschritt, hielt sie die Augen gesenkt. Gerlin machte einen tiefen Knicks - und blickte erst dann in das Gesicht des Besuchers. Von nahem wirkte Salomon von Kronach etwas älter. Sein ausdrucksvolles Gesicht war von ersten Furchen durchzogen, auch wenn in seinem überaus vollen dunkelbraunen Haar noch kein Grau zu erkennen war. Meister Salomon trug es lang wie ein Ritter - auf Bart und Schläfenlocken, die man sonst oft bei Juden sah, verzichtete er. Seine Lippen waren scharf geschnitten und voll, seine Nase klein und gerade, nicht markant wie in seinem Volk angeblich so verbreitet. Die Brauen wuchsen ebenso üppig wie sein Haar, und er hatte freundliche grünbraune Augen. Der Medikus lächelte Gerlin an.
    »Ich stimme Euch zu, Herr Peregrin«, sagte er mit einer volltönenden, dunklen Stimme, die ebenso gut zu einem Troubadour hätte gehören können. »Nur selten sah ich ein Mädchen, das Eurer Tochter an Schönheit gleichkommt!«
    Der Medikus nahm bedächtig einen Schluck Wein, bevor

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