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Das Geheimnis der Puppe

Das Geheimnis der Puppe

Titel: Das Geheimnis der Puppe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hammesfahr Petra
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Daß das, was ich gesehen hatte, in Wirklichkeit nicht vorhanden gewesen war. Und Laura war ebenfalls nicht ahnungslos, das begriff ich jetzt.
    »Seit wann weißt du es.«
    fragte ich. Sie zuckte nur mit den Schultern, zeigte mit dem Daumen zur Seite auf die Eisenklappe.
    »Ich habe sie zweimal hineinschlüpfen sehen. Ganz zu Anfang, als sie noch soviel Angst vor dir hatte. Wenn sie dich kommen hörte, zog sie sich immer in den Winkel zurück. Und Frau Greewald sagte mir, daß sie das Kind früher in der Ecke hatten.«
    Dann glitt ein Ausdruck von Begreifen über Lauras Gesicht.
    »Sie hat sich bestimmt nur versteckt.«
    Ich schüttelte den Kopf. Aber Laura hatte Hoffnung geschöpft. Länger als eine halbe Stunde räumten wir den Müll aus dem Winkel. Zuerst den blauen Sack, den alten Stuhl, die weinroten Samtvorhänge. Einen uralten Karton voller verbeulter Töpfe. Dann war Platz genug, daß ich einsteigen konnte. Laura blieb auf dem Gang stehen und leuchtete mir, nahm ungeduldig alles entgegen, was ich ihr hinausreichte. Bei jedem Teil schob sie ihren Kopf durch die Luke, lockte mit schmeichelnder Stimme:»Komm her, Anna. Wo ist denn mein süßes Püppchen.«
    Ich drückte ihr einen Stapel mottenzerfressener Kinderbekleidung in die Finger, und Laura bettelte:»Es ist doch alles gut. Schau, ich bin hier. Wir lieben dich doch.«
    Als ich mich etwa zur Hälfte in den Winkel hineingewühlt hatte, begriff Laura, daß sie selbst mit den süßesten Tönen nichts erreichte. Wieder beugte sie sich so weit wie möglich in den Winkel hinein, ließ den Strahl der Lampe über vollgepackte Kartons und die Stapel von alten Matratzen wandern.
    »Wieviel ist es denn noch, Tom.«

    »Nicht mehr viel«, antwortete ich.
    »Kannst du sie sehen.«

    »Nein.«

    »Soll ich dich ablösen? Laß mich doch mal hinein.«
    Aber das lohnte nicht mehr. Ich hatte den letzten Rest vor mir. Ein dickes Bündel alter Wolldecken im hintersten Winkel, davor noch einen wahren Berg von Federbett. Das brachte ich als erstes zur Luke. Laura zerrte, und ich stopfte das Ding durch die Öffnung. Ich nahm Laura die Lampe aus der Hand. Dann ging ich zurück, bückte mich und hob die Wolldecken an. Ich zog sie aus der Ecke weg, zog sie ein wenig zur Seite. Der kleine Lichtkegel zeigte nur einen winzigen Ausschnitt. Aber es war da. Im ersten Augenblick sah ich nur das grün-weiß karierte Kleid. Der Stoff schien in der Dunkelheit erheblich blasser. Und der kleine Körper darin wirkte eingefallen. Ich wagte es nicht, meine Hand nach rechts zu drehen, ließ sie nach links hinunter wandern. Der Lichtstrahl schälte die Wollstrümpfe und ein Paar viel zu großer Halbschuhe aus der Finsternis. Aber der Eindruck täuschte. Die Schuhe waren nicht zu groß gewesen, als man sie an die kleinen Füße zog. Nur waren diese Füße jetzt in sich verfallen, vertrocknet, knöchern und brüchig geworden. Hinter mir spähte Laura angestrengt in den dunklen Winkel.
    »Was ist denn, Tom? Ist sie da? Anna, komm her zu mir. Komm zu Laura, Püppchen.«
    Fast gegen meinen Willen schwenkte die Hand nun doch zum Kopf hinauf. Es lag ganz friedlich auf einer Matratze ausgestreckt. Die kleinen Hände über dem eingesunkenen Leib zusammengelegt.
    »Jetzt geh zur Seite und leuchte mal vernünftig«, drängte Laura. Ich hörte, wie sie hinter mir in die Luke stieg. Dann kam sie langsam näher, griff nach meinem Handgelenk und richtete den Lichtkegel auf das Gesicht des Kindes. Zuerst sog sie zischend die Luft ein, dann schrie sie auf:»Nein! Das ist nicht wahr. Das kann doch gar nicht sein.«
    Das Gesicht war fast vollständig erhalten. Wie Pergament spannte sich die graue Haut über Wangenknochen, Stirn und Kinn. Nur die Nase fehlte, und die Augenlider lagen sehr tief in den Höhlen. Wir standen beide nur da. Endlich wollte ich nach einer der Wolldecken greifen, die ich zur Seite geschoben hatte, wollte es zudecken. Doch als ich mich bückte, fauchte Laura mich an:»Rühr sie nicht an, Tom. Ich werde sie nehmen.«
    Sie schob mich zur Seite, kniete auf dem rauhen, schmutzigen Boden nieder. Dann führte sie beide Hände unter den Kinderkörper. Der Lichtstrahl fiel genau auf ihr Gesicht, als sie zu mir aufschaute. Ganz ruhig und konzentriert, nur in den Augen flackerte es.
    »Sie wird doch nicht zerbrechen oder zerfallen, wenn ich sie aufhebe. Oder.«

    »Ich weiß nicht«, sagte ich.
    »Ich bin ganz vorsichtig, Püppchen«, flüsterte Laura erstickt.
    »Ich tu dir nicht weh. Es wird alles

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