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Das Geheimnis der Puppe

Das Geheimnis der Puppe

Titel: Das Geheimnis der Puppe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hammesfahr Petra
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noch in der Öffentlichkeit, als ob sie über Nacht menschenscheu geworden wäre.«
    Der Flügel war längst abgeholt worden. Verblieben waren ein wuchtiger Marmortisch, ein paar dunkle Ledersessel nebst der dazugehörigen Couch und zwei schmale Schränke. Frau Dressler entfernte ein Tuch nach dem anderen, legte es jedoch gleich wieder zurück, wenn wir einen Blick auf das betreffende Stück geworfen hatten. Nur bei den Schränken ließ sie sich etwas mehr Zeit.
    »Das ist Kirschbaum«, erklärte sie gewichtig, »die haben ihren Wert. Ich verstehe nicht, daß Steiners Söhne sie hierlassen wollen.«
    Der Wohnraum war mit einer Wand vom Nebenzimmer getrennt, die aus einzelnen, beweglichen Elementen bestand. In Führungsschienen an Decke und Boden ließen sie sich völlig zur Seite schieben, so daß ein durchgehender Raum von den Ausmaßen eines kleinen Ballsaales entstand. Frau Dressler demonstrierte es gleich, und Laura sog zischend die Luft ein. Diese Dimensionen, es war großartig, und still für mich schüttelte ich den Kopf. Es war drei Nummern zu groß für uns. Das war kein Haus mehr, es war ein Palast. Und ich war nicht der Sultan von Werweißwo. Ich besaß keine Ölquellen oder sonstigen Schätze. Mein einziges Kapital waren die Gänsehaut, die verborgenen Ängste meiner Leser, das Aufatmen am Schluß. Die kleinen Fragezeichen im Leben der Mitmenschen, für das Papier mit ein paar übersinnlichen Phänomenen angereichert, das ist faszinierend, aber das ist nur mein Beruf. Rein privat mag ich es lieber geruhsam und ohne Komplikationen. Das Haus war traumhaft, und der Preis war lächerlich. Kein vernünftiger Mensch gab einen Palast für ein Trinkgeld her. Es sei denn, er hatte gute Gründe. Frau Dressler machte Anstalten, die Treppe hinaufzusteigen.
    »Einen Augenblick noch«, hielt ich sie zurück.
    »Was ich bisher gesehen habe, reicht eigentlich schon. Das Haus ist einfach zu groß für uns.«
    Voller Protest riß Laura die Augen auf. Frau Dressler schaute mich eher ratlos an.
    »Ja, aber .«
    Ihr Blick klärte sich, ein kleines Lächeln folgte.
    »Wenn Sie sich Sorgen wegen der laufenden Kosten machen .«

    »Nein, das ist es nich.«, erklärte ich bestimmt. Laura starrte mich immer noch so entgeistert an.
    »Sehen Sie«, begann ich zögernd, schaute Frau Dressler an, dann wieder Laura.
    »Dieses Haus ist wunderschön, es läßt keine Wünsche offen. Und der Preis ist .«
    Da unterbrach mich Frau Dressler schon:»Der Preis ist doch völlig in Ordnung. Sie haben zu meinem Mann gesagt, bis dreihunderttausend.«

    »Richtg.«, ich nickte, »und Ihr Mann sagte, dieses Haus ist gut und gerne mehr als das Doppelte wert. Damit hat er nicht übertrieben. Nun frage ich mich, warum verkauft ein Mensch ein Haus wie dieses zu einem solch lächerlichen Preis und das noch so schnell wie eben möglich.«

    »Hm.«, mahnte Laura, legte eine Hand auf meinen Arm. »Tom, bitte, gehen wir doch erst einmal hinauf und schauen uns die restlichen Räume an.«
    Aber ich wollte nichts mehr anschauen. Ich wollte dieses Haus nicht. Was die Filmkulisse anging, da konnte Wolfgang weiterverhandeln, von mir aus auch der Produzent. Vielleicht würde ich ab und zu herkommen, in meinem Wagen am Straßenrand sitzen, die Atmosphäre auf mich wirken lassen und die entsprechenden Szenen dazu schreiben. Draußen vor der Tür war es ideal gewesen, die steingewordene Inspiration. Da hatte mich nur die Gegensprechanlage gestört, jetzt störte mich alles. Die Schränke aus Kirschbaumholz, der zierliche Sekretär mit seinen geheimnisversprechenden Aufsatzschubfächern, warum ließ man das zurück? Ich bin kein Fachmann, aber das waren Antiquitäten. So verrückt war kein normaler Mensch, daß er bares Geld grundlos an völlig Fremde verschenkte. Grundlos, da war es wieder. Irgendwo gab es immer einen triftigen Grund. Vielleicht habe ich einfach zuviel über Psychologie gelesen.
    »Sie dürfen jetzt nicht nur das Haus sehen«, sagte Frau Dressler in meine Gedanken hinein.
    »Gehen Sie einmal durch das Dorf, dann verstehen Sie das schon. Hier gibt es nicht mal ein Kino, nur Kühe. Eine Stunde Fahrt, wenn Sie mal ins Theater wollen. Keine Schule, sogar die Kleinen müssen in den Nachbarort. Sie müssen einmal in der Woche nach Bedburg, um einen Großeinkauf zu machen. Und wenn Sie ein Teil vergessen, dann haben Sie es eben nicht, oder Sie fahren noch mal. Sie können sich natürlich auch direkt beim Bauern mit ein paar Dingen versorgen. Frisches

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