Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Geheimnis der Puppe

Das Geheimnis der Puppe

Titel: Das Geheimnis der Puppe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hammesfahr Petra
Vom Netzwerk:
Gemüse, frische Eier und so weiter, das können Sie hier haben. Aber das ist im Prinzip auch schon alles, was Sie hier können.«
    Sie blinzelte erst mich, dann Laura treuherzig an.
    »Aber wenn man einen Wagen hat, ist das kein Problem, und für Leute mit Kindern ist es ideal. Frische Luft und kaum Durchgangsverkehr. Hier muß sich keiner Sorgen machen, wenn seine Kinder draußen rumtoben. Und in dem Haus hier, schauen Sie nur mal nach hinten, in den Garten rein. Für Kinder ist das ein Paradies.«
    Ein langgezogener Seufzer.
    »Aber Leute mit Kindern können nicht so ohne weiteres eine halbe Million auf den Tisch legen. Und wenn sie es können, dann wollen sie nicht in solch einem Kaff leben. Die Steiners wissen das. Oh, die hatten anfangs ein paar Illusionen, was den Preis angeht. Haben gedacht, sie könnten ein Geschäft machen. Das hat mein Mann ihnen schnell ausgeredet. Also, machen Sie sich mal keine Sorgen, es hat alles seine Ordnung.«

    »Aber warum ein Eilverkauf?« bohrte ich weiter. Laura gab sich gelangweilt, doch inzwischen wartete sie ebenso gespannt auf die Antwort wie ich. Frau Dressler zögerte, schaute sehnsüchtig an Laura vorbei die Treppe hinauf, hob ganz leicht die Schultern. Ihre füllige Brust wogte unter einem tiefen Atemzug auf und nieder.
    »Ach, wenn es nur nach den Söhnen gegangen wäre, wäre das Haus schon längst verkauft worden. Die wollten es gleich loswerden, als feststand, daß der Alte nicht mehr hierher zurück konnte. Aber da hatte er noch das Sagen, und er hatte seinen eigenen Kopf. Er wollte nicht verkaufen, auf gar keinen Fall. Er wollte sie zwingen, hier wieder einzuziehen. Hat sogar sein Testament geändert deswegen. Aber da war er schon nicht mehr klar bei Verstand. Und die Söhne haben es angefochten. Mit Erfolg! Man muß das verstehen, die haben sich anderswo ihre Existenzen aufgebaut. Der eine lebt in Berlin, der andere in Hamburg. Da läßt man sich nicht zwingen, in einem Haus zu leben, in dem man .«
    Urplötzlich brach sie ab, ließ den Blick durch die Halle wandern, als suche sie etwas Bestimmtes.
    »In dem man was?« fragte Laura. Allein ihr Ton ließ keinen Zweifel daran, daß sie auf einer Antwort bestehen würde. Frau Dressler wand sich wie ein Wurm. Es war offensichtlich, daß sie ihren letzten Satz zutiefst bereute,
    »Ach Gottchen.«
    Ein kleiner Seufzer, ein Achselzucken.
    »Die haben sich hier schon als Kinder nicht wohlgefühlt. War ein sonderbarer Kauz, der Alte, hat die Leute immer eingeschüchtert, seine Söhne eingeschlossen.«
    Plötzlich strahlte sie uns an.
    »Wissen Sie, ich bin hier aufgewachsen. Und ich sehe die beiden heute noch durch das Dorf schleichen. Die Köpfe eingezogen und so tief gesenkt, daß man denken mußte, sie wollen unbedingt Löcher in den Boden gucken. Als sie dann etwas älter waren, gingen sie in ein Internat. Da kamen sie nicht mal mehr in den Ferien her. Und dann verließ ihn auch noch die Frau. Im Dorf wird heute noch darüber gemunkelt. Er hat dann alleine hier gelebt. Bis zu dem Unfall.«
    Jetzt gab es für Laura kein Halten mehr. Ihr Blick bekam etwas von einem Schlangenbeschwörer. Nach einer winzigen Pause, in der sie wohl auf Gnade und Barmherzigkeit hoffte, fuhr Frau Dressler mit gequälter Miene fort:»War eine böse Sache. Er ist auf der Kellertreppe gestürzt und hat ein paar Tage gelegen, ehe man ihn fand. Er hatte sich das Rückgrat gebrochen. Gefunden hat ihn seine frühere Köchin. Der war aufgefallen, daß die Küchentür seit Tagen offenstand. Als sie ihn ins Krankenhaus brachten, war er in einem bösen Zustand. Keiner hat damit gerechnet, daß er überlebt, aber er war zäh. Und dann war er ein Pflegefall, gelähmt und verwirrt. Hat eine Menge Unsinn erzählt über die Zeit, die er hier gelegen hat.«
    Frau Dressler sprach weiter wie ein Wasserfall. Als ob sie es auf diese Weise schneller hinter sich bringen könnte.
    »Mein Mann hat sich im Dorf umgehört. Er hatte da anfangs die gleichen Bedenken wie Sie, weil die Steiners sich mit dem Preis so einfach runterhandeln ließen. Das hör’ ich ja heute noch, wie er immer sagte: ›Mit dem Haus stimmt was nicht.‹ Aber da stimmt alles, glauben Sie mir. Das Haus ist völlig in Ordnung.«
    Laura warf mir einen sehr entschlossenen Blick zu und drängte mich kaum merklich zur Treppe hin. Frau Dressler atmete tief durch. Wir stiegen endlich hinauf. Im Obergeschoß gab es noch einmal vier Räume, allesamt Schlafzimmer. Die beiden zur Straße liegenden, im

Weitere Kostenlose Bücher