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Das Geheimnis der Puppe

Das Geheimnis der Puppe

Titel: Das Geheimnis der Puppe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hammesfahr Petra
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selbst beweisen, daß ich normal bin. Du hättest doch nur versucht, mich zu beruhigen. Ich habe einmal mit Vati darüber gesprochen, der hat auch nur versucht, mich zu beschwichtigen. Sie sei ja nicht geisteskrank in dem Sinne. Es sei nicht erblich. Sie hätte eben diese Psychose entwickelt während der Schwangerschaft. Bevor sie schwanger wurde, sei sie ein zwar stiller und in sich gekehrter, aber doch normaler Mensch gewesen. Und die Zeiten seien damals eben anders gewesen, weniger Aufklärung, mehr Angst. Er sagte, sie hätte wahnsinnige Angst vor der Geburt gehabt. Gewehrt hätte sie sich dagegen, aus Leibeskräften gewehrt.«
    Wieder so ein Seufzer, es tat mir direkt weh. Und schlimmer als Lauras Haltung war, ich wußte genau, daß sie die Wahrheit sagte. Aber vorstellen konnte ich mir das nicht.
    »Sie hat zwei volle Tage in den Wehen gelegen, hat sich die Lunge aus dem Leib geschrien, hat gegen die Wehen angekämpft und sie wohl auch zeitweise unterdrückt, bis sie schließlich ganz ausblieben. Da hat man sich zu einem Kaiserschnitt entschlossen. Hätte ich dir das erzählen sollen, damit du dich auch noch verrückt machst.«
    Laura schaute mich zwei Sekunden lang schweigend an.
    »Weißt du, am schlimmsten war für mich, wenn sie mir davon erzählte. Jedesmal, wenn wir uns in der Stadt trafen, sprach sie von meiner Geburt. Wie einfach es gewesen und wie schnell es gegangen sei, keine zwei Stunden hätte es gedauert und die Schmerzen, kaum der Rede wert. Dann saß ich da und dachte die ganze Zeit, du lügst. Und ich konnte gar nicht anders, ich mußte ihr zuhören. Wenn sie schwieg, habe ich sie noch aufgefordert, weiterzuerzählen. Sie kam mir dabei so normal vor, genau so, wie ich sie mir immer gewünscht hatte. Es war eine Illusion, aber ich bekam nicht genug davon. Ich habe ihr so verdammt gerne zugehört, wenn sie erzählte, sie wäre gar nicht erst in ein Krankenhaus gegangen, hätte mich daheim in ihrem Bett bekommen, und eine Geburt sei schließlich ein völlig normaler Vorgang.«
    Wieder sah sie mich mit einem so schmerzlichen Blick an.
    »Vielleicht verstehst du es nicht, Tom, aber so eine Mutter hätte ich gerne. Eine Mutter, die sich bemüht, ihrer Tochter die Furcht vor der ersten Geburt zu nehmen. Eine Mutter, die sich freut, wenn ihr Enkel wächst und gedeiht. Eine Mutter, die sich freut, daß wir aus diesem engen Loch ausziehen, daß wir dieses phantastische Haus bekommen, daß es uns allen gutgeht. Weißt du übrigens, warum Vati mit ihr sechs Wochen lang kreuz und quer durch Spanien gereist ist? Natürlich weißt du es nicht, aber ich weiß es.«
    Sie machte eine kleine Pause, sah mich mit einem todtraurigen Ausdruck an, seufzte.
    »Es hat nichts damit zu tun, daß wir aus der Stadt weggehen. Damit hat sie sich abfinden können. Es ist nur, weil ich wieder schwanger bin. Vati hat es ihr zwar schonend beigebracht, aber sie ist trotzdem halb verrückt geworden. Warum, das weiß sie vermutlich selbst nicht. Bei Danny hat sie sich nicht aufgeregt.«
    Am nächsten Tag stürzte Laura sich in die Vorbereitungen. Sie machte Pläne, Grundrißzeichnungen des Hauses. Und auf dem Papier war sie bereits dabei, die Räume einzurichten. Gleich montags wollte sie einen Malerbetrieb mit der Renovierung beauftragen.
    »So schnell wie möglich.«
    Das hörte ich an diesem Wochenende immer wieder von ihr. Ich gewann den Eindruck, daß sie es gar nicht abwarten konnte, aus der Stadt und damit aus Mariannes Nähe wegzukommen. Auch den Sonntag über saß sie am Küchentisch und stellte Listen zusammen, die Maler, später dann eine Spedition. Und viel mehr lag auch nach Lauras Meinung nicht an. Wenn man davon absah, daß wir einen Telefonanschluß beantragen mußten. Und das:»So schnell wie eben möglich.«
    Ohne Telefon glaubte ich mich hilflos. Das Exposé zum geplanten Drehbuch war fertig. Und jetzt machte der Produzent plötzlich Schwierigkeiten. Er schien ganz und gar nicht einverstanden mit der Tatsache, daß ich dieses Drehbuch alleine schreiben wollte. Still für mich war ich mit ihm einer Meinung. Es gelang Wolfgang schließlich, den Produzenten und auch mich davon zu überzeugen, daß ich bei diesem Stoff ohne einen versierten Drehbuchautor an meiner Seite besser zurechtkommen würde. Und er drängte darauf, daß ich »so schnell wie eben möglich« ein paar Szenen schreiben sollte, um den Beweis seiner Behauptung anzutreten. Bisher hatte ich mich davor noch gedrückt. Ich fühlte mich auch jetzt

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