Das Geheimnis der Rose
getroffen …« murmelte er heiser.
»Manchmal wirken sie nicht.«
»Ich möchte einen Arzt sprechen.«
»Das habe ich bereits getan. Du kannst ihn natürlich gern kennenlernen und dir von ihm die Neuigkeit bestätigen lassen.« Sie schwieg und fügte mit plötzlicher Verwundbarkeit hinzu: »Du musst mir nicht glauben oder kannst behaupten, dass das Kind nicht von dir ist, aber zumindest habe ich dir die Wahrheit gesagt.«
Wenn es ein Bluff war, dann war er meisterhaft ausgeführt. Pauline sprach, ohne mit der Wimper zu zucken, ohne das verräterische Erröten, dass sie log. Sie war vollkommen ruhig und klar.
Ein Kind … Paulines und sein Kind. Alles in ihm rebellierte gegen diese Vorstellung. Während seines gesamten Erwachsenenlebens war er niemals zügellos gewesen, was Frauen betraf. Er hatte seine Partnerinnen sorgfältig ausgesucht und seinem Wissen nach keine Bastarde mit einer von ihnen gezeugt. Pauline hatte recht. Männer hatten selten das Gefühl, ihren schwangeren Geliebten etwas außer finanzieller Unterstützung für die Kinder zu schulden.
Das musste keine Falle sein … aber für ihn war es eine Falle. Er fühlte sich überall kalt. Er wandte sich von dem Bett ab, damit Pauline nicht sehen konnte, wie die widerliche Erkenntnis sich auf seinem Gesicht abzeichnete.
Jetzt konnte er sie nicht mehr verlassen, wie auch immer er für sie empfand. Er war jetzt für immer durch dieses Kind mit ihr verbunden. Pauline kannte ihn gut genug, um zu wissen, dass er nicht vor sich bestehen konnte, wenn er sich nicht um sie und das Kind kümmerte. Von jetzt an würde sein Leben mit ihrem Leben verflochten sein.
Er wusste, dass Pauline seine Frau werden wollte, sie erwartete es von ihm … und er hätte es von sich selbst erwartet, wenn es, da nicht ein Hindernis gegeben hätte. Ein bitteres Lächeln zuckte um seine Lippen, und er hörte sich laut sagen: »Ich kann dich nicht heiraten.«
»Ich verstehe deinen Widerwillen, Liebling. Es gibt jedoch ein paar Dinge zu beachten. Du brauchst einen Erben, oder dein Bruder wird nach dir den Titel tragen. Und dann ist da das Wohlergehen des Kindes …«
»Ich bin bereits verheiratet.« Es war das erste Mal, dass Damon es einem anderen Menschen als seinem Bruder gegenüber zugab. Er ballte die Hände zu Fäusten, während ihn ohnmächtige Wut überkam. Sein Vater sollte verdammt sein, dass er ihn in eine solche Lage brachte!
Es herrschte so vollkommenes Schweigen, dass er sich schließlich zu Pauline umdrehte. Sie war grau im Gesicht, ob vor Überraschung oder vor Wut, konnte er nicht sagen.
»Was?« keuchte sie. »Die Gerüchte sind wahr? Ich hätte das niemals geglaubt – nicht von einem Mann wie dir …«
»Es geschah vor langer Zeit. Ich war ein Junge von sieben Jahren. Mein Vater hat es arrangiert.«
»Wenn das ein Trick ist …«
»Es ist die Wahrheit.«
Das Grau wich aus Paulines Gesicht und wurde durch plötzliche Röte ersetzt. »Mein Gott … weshalb war es ein Geheimnis? Und wo steckt die ganze Zeit über deine F-Frau?«
»Ich habe sie seit dem Tag unserer Heirat nicht mehr gesehen. Die Familien kamen überein, dass wir getrennt aufwachsen sollten und dann einander ›vorgestellt‹ würden, wenn wir das angemessene Alter erreicht hätten.«
Damon atmete tief ein und zwang sich fortzufahren. »Aber dazu ist es nie gekommen. Ich weiß nicht, wie man ihr die Fakten erklärt hat. Mein Vater betonte, welches Glück ich hätte, mit einer wohlhabenden Familie verbunden zu sein und niemals die Mühe auf mich nehmen zu müssen, mir selbst eine Frau zu suchen. Ich hasste ihn dafür, was er getan hatte, aus welchen Gründen auch immer. Ich habe den Bemühungen meiner Familie, uns zusammenzubringen, Widerstand entgegengesetzt, und Julia …«
»Julia«, wiederholte Pauline ausdruckslos.
»… sie schien genauso wenig gewillt zu sein, mich kennenzulernen. Als ich endlich beschlossen hatte, die Sache in die Hand zu nehmen und ihr gegenüberzutreten, war sie verschwunden. Das war vor drei Jahren. Ich konnte sie bisher nicht finden.«
»Was meinst du damit: verschwunden? Weiß niemand, wo sie ist? Ihre Familie?«
»Wenn es jemand von ihren Freunden oder Verwandten weiß, so verrät er nichts. Ich habe Detektive beauftragt, die in ganz Europa nach ihr suchten ohne eine Spur von ihr zu finden.«
»Aber warum sollte sie so verschwinden? Ihr muss irgendetwas zugestoßen sein.« In ihre Stimme schlich sich ein Hoffnungsschimmer. »Vielleicht ist sie
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