Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Geheimnis der Rose

Das Geheimnis der Rose

Titel: Das Geheimnis der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
Vom Netzwerk:
widerfuhr. Ohne Zweifel hatte Lady Ashton inzwischen von ihrem heimlichen Treffen mit Lord Savage erfahren. Ein schuldbewusstes Erröten kroch über Julias Haut, aber tapfer redete sie sich ein, vernünftig zu sein. Sie hatte nichts Falsches getan, als sie mit Lord Savage diniert hatte … und außerdem hatte sie nach all diesen Jahren doch wohl das Recht auf wenigstens einen Abend mit ihrem Ehemann!
    Lady Ashton besaß eine ausgezeichnete Selbstbeherrschung und schien nicht im geringsten durch ihr zufälliges Treffen verstört zu sein. »Mrs. Wentworth«, sagte sie mit samtener Stimme, »wie schön, Sie wiederzusehen.«
    Julia gelang ein zustimmendes Lächeln. »Es ist eine Überraschung, Sie hier zu sehen«, meinte sie.
    »Gar nicht so überraschend. Ich habe darauf bestanden, dass Madame meinen Termin möglichst mit dem Ihren zusammenlegt. Ich hoffte, wir hätten Gelegenheit, ein wenig zu plaudern.«
    Julia weigerte sich, ihr Unbehagen zu zeigen, und sah sie mit erstauntem Hochziehen einer goldbraunen Augenbraue an.
    »Wie viele Menschen Sie bewundern, Mrs. Wentworth«, bemerkte Lady Ashton, legte die Puppe weg und nahm eine andere. Sie ließ einen abschätzenden Blick über Julias schlanke Gestalt gleiten. »Hübsch, talentiert und von den meisten Männern in London begehrt. Ich sehe überall Stiche und Bilder von Ihnen … nun, Sie sind die am meisten bewunderte Schauspielerin auf englischen Bühnen. Ich bin sicher, dass Sie je den Mann haben können, auf den Sie es abgesehen haben. Wer könnte Ihnen schon widerstehen?«
    Es folgte ein angespanntes Schweigen, während Julia im stillen über die schauspielerischen Fähigkeiten der Frau staunte. Falls Lady Ashton wütend, verletzt oder gedemütigt war, zeigte sie davon keine Spur. »Ich bin nicht sicher, was Sie meinen«, sagte Julia mit fragendem Tonfall.
    Lady Ashton zuckte die Schultern. »Ich versuche zu sagen, dass jede andere Frau – ich zum Beispiel – keine Konkurrenz für jemanden wäre, der so berühmt ist wie Sie.«
    Julia sah sie an, ohne mit der Wimper zu zucken. »Ich habe nicht den Wunsch, mit jemandem zu konkurrieren.«
    Lady Ashton lachte leicht, aber in ihren braunen Augen zeigte sich keine Belustigung. »Das ist sehr beruhigend.
    Ich hoffe wirklich, dass eine Frau mit Ihren Vorzügen niemals versuchen würde, einen Mann fortzulocken, der einer anderen gehört.«
    In ihren Blicken wurden unausgesprochene Botschaften ausgetauscht. Versuchen Sie nicht, mir zu nehmen, was mir gehört, warnten Lady Ashtons Augen, während Julia schweigend antwortete: Sie haben von mir nichts zu befürchten.
    Schließlich wandte Lady Ashton den Blick ab und widmete sich aufmerksam dem Spitzenbesatz an der Puppe in ihren Armen. Vorsichtig legte sie sie zurück auf den Tisch. »Dies ist mein erster Besuch bei Madame Lefevrbre«, bemerkte sie. »Ich fürchte, ich werde eine ganze Menge neuer Kleider brauchen.«
    »Zweifellos werden Sie in jedem ihrer Entwürfe sehr gut aussehen«, antwortete Julia mechanisch. Mit ihrer niedlichen, üppigen Figur konnte Lady Ashton vermutlich in Sackleinen gehen, und es hätte immer noch modisch ausgesehen.
    »Nicht lange, fürchte ich.« Lady Ashton tätschelte ihren flachen Bauch und sah liebevoll darauf hinunter. »Ich erwarte in einigen Monaten einige bedeutende Veränderungen.«
    Die Modezeichnungen zitterten in Julias Händen, und sie legte sie auf ihren Schoß. Die Neuigkeit traf sie wie ein Blitzschlag, und ihre Gedanken gerieten in ein vollkommenes Chaos. Mein Gott … ein Kind … Lord Savages Kind.
    Sich der Tatsache bewusst, dass Lady Ashton sie aufmerksam beobachtete, erholte sie sich zumindest so weit von ihrer Verwirrung, dass sie großes Interesse an einem besonderen Entwurf heucheln konnte. Sie überlegte, ob Lord Savage schon vorher von der Schwangerschaft gewusst hatte, und wenn er es jetzt wusste, wie er sich fühlte …
    Wütend vielleicht. Und in der Falle. Und vor allen Dingen verantwortlich. Niemals würde er herzlos eine Frau verlassen, die sein Kind in sich trug. Er hatte gesagt, dass er nicht die Absicht hätte, Lady Ashton zu heiraten … er wollte aus Liebe heiraten. Dieser Traum war nun unmöglich… Julia war beinahe, beinahe versucht, ihn zu bemitleiden, aber es stand außer Frage, dass er die Situation selbst verursacht hatte. Er und diese berechnende Frau würden ein schönes Paar abgeben, beide dunkel und exotisch und beide mit einem offensichtlich rücksichtslosen Drang, das zu bekommen, was

Weitere Kostenlose Bücher