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Das Geheimnis der Rose

Das Geheimnis der Rose

Titel: Das Geheimnis der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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Mutter gewesen waren.
    Fragen zuckten ihm durch den Kopf, gefolgt von Schlussfolgerungen, die bewirkten, dass sich sein Mund bitter verhärtete. Weshalb hatte sie ihm nicht gesagt, wer sie war? Welches Spiel hatte sie gespielt? E hatte angenommen, sie fühle sich von ihm ebenso an gezogen wie er von ihr, aber vielleicht war das nur eine Illusion. Sie war Schauspielerin, noch dazu eine begabte. Sie musste geplant haben, dass er sich in sie verliebte, während sie innerlich über ihren Ehemann lachte, der sie nicht erkannte.
    Sein Blut raste vor Wut und verletztem Stolz. E konnte es kaum abwarten, seine Hände um ihren Hals zu legen und sie für ihre Schandtat zu erwürgen. Drei Jahre erfolgloser Suche, während sie sich an dem öffentlichsten Ort überhaupt versteckt hatte – am Theater. Er hatte sich Julia Hargate als zerbrechliche Taube vorgestellt, die vor den unerträglichen Umständen ihrer Ehe Schutz suchte; statt dessen war sie eine erfolgreiche Schauspielerin mit dem Talent zur Täuschung.
    Kein Wunder, dass ihre Familie nicht hatte zugeben wollen, was aus ihr geworden war. Bisher hatte man noch nie davon gehört, dass eine Frau mit ihrem Vermögen und ihrer Herkunft sich einem Leben auf der Bühne zugewandt hatte. Die meisten von Lord Hargates Standesgenossen hätten höhnisch gelacht und Julia eine Schande genannt.
    Und trotzdem spürte Damon eine schleichende Bewunderung für ihre Kühnheit.
    Es hatte Mut erfordert, das zu erreichen, was sie erreicht hatte: zu überleben – nein, aufzublühen –, und zwar nur aufgrund ihres eigenen Talents. Sie hatte enorme Opfer gebracht und war ernsthafte Risiken eingegangen, um ihr Ziel zu erreichen. Ihre Verachtung für die arrangierte Heirat und ihr Verlangen, die Wünsche ihres Vaters zu durchkreuzen, mussten gewaltig gewesen sein.
    Er hatte all diese Jahre mit den gleichen Gefühlen gekämpft – nur hatten beide unterschiedlich auf ihre Umstände reagiert. Julia hatte auf alles verzichtet: auf ihren Ruf, ihre Sicherheit und selbst auf ihren Namen. Er hatte die Stellung seines Vaters als Oberhaupt der Familie eingenommen, fest entschlossen, nicht nur sein eigenes Leben, sondern auch das Leben der Seinen zu bestimmen.
    Damon hielt den Blick auf Lady Hargates Gesicht gerichtet und spürte unwillkürlich Mitleid mit ihr. Sie schien eine freundliche Frau zu sein, die aber nicht in der Lage war, mit ihrem tyrannischen Mann und ihrer willensstarken Tochter fertigzuwerden. Lady Hargate sah ihn fragend an, denn sie erkannte, dass sich in seinem Gesichtsausdruck etwas verändert hatte.
    »Ich sehe, dass Julia nicht gefunden werden möchte«, sagte Damon mit gezwungener Ruhe, »aber dieses Spiel sollte nun ein Ende haben. Ich habe Verpflichtungen, von denen Sie nichts wissen. Ich muss wichtige Entscheidungen treffen, und zwar bald. Ich habe jahrelang darauf gewartet, dass Julia auftaucht. Jetzt kann ich nicht länger warten.«
    Lady Hargate schien durch seinen bohrenden Blick unruhig zu werden. >ja, ich verstehe. Lord Savage … wenn es mir gelingt, Julia eine Nachricht zu schicken, werde ich sie davon zu überzeugen versuchen, dass sie sich bei Ihnen meldet.«
    Bevor Damon antworten konnte, mischte sich eine neue Stimme in die Unterhaltung. »Das wirst du nicht tun!«
    Gleichzeitig starrten beide den Mann an, der den Raum betreten hatte … und Damon sah sich seinem Schwiegervater Lord Hargate gegenüber.
    »Edward!« sagte Eva und ihr Gesicht wurde bleich vor Bestürzung. »I-ich habe dich nicht so früh zurückerwartet.«
    »Ein Glück, dass ich so früh gekommen bin«, antwortete ihr Mann, und sein Gesicht verzog sich zu hochmütigen Falten. »Du hättest dich weigern müssen, Lord Savage zu empfangen, meine Liebe, bis ich ihn hätte sehen können.«
    »Ich konnte Julias Ehemann doch nicht abweisen …«
    Edward Hargate überhörte den schwachen Protest seiner Frau und sah Damon lange in die Augen. In den vergangenen beiden Jahren war er stark gealtert, seine früher dunklen Haare zeigten inzwischen silberne Strähnen.
    Ein Netz aus feinen Fältchen hatte sein schmales Gesicht nicht sanfter gemacht, sondern ihm das Aussehen von verwittertem Granit gegeben. Seine Augen waren klein und schwarz wie Oliven, überschattet von widerspenstigen dicken Brauen. Er war ein großer Mann mit keinem Gramm Fett zu viel, ein Mann, der offensichtlich an sich selbst ebenso hohe Anforderungen stellte wie an andere.
    »Welchem Umstand verdanken wir die Freude Ihres unerwarteten

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