Das Geheimnis der Rosenkreuzerin
Haben Cola und ätzende Brötchen bekommen.«
Plötzlich kam Achmed und forderte Marta auf, mit ihm zu kommen. Sie wuschelte ihrem Sohn noch einmal durchs Haar, dann erhob sie sich. Benjamin weinte und klammerte sich wie wild an seine Mutter. Jetzt, da sie wieder da war, wollte er sie nicht mehr hergeben.
»Nicht weinen, Benni, ich muss nur eine Sache erledigen, bin aber zum Abendessen zurück. Großes Ehrenwort!« Doch Benni wollte sie nicht loslassen. Ahmed näherte sich bereits, scheinbar um die beiden gewaltsam zu trennen. »Keine Angst, mein Schatz«, raunte sie dem Jungen ins Ohr und küsste ihn dann zärtlich auf die Stirn. »Das Schlimmste ist überstanden!«, log sie, dann machte sie sich von ihrem Sohn frei und schaute Katharina bittend an. »Komm, Benni, wir knobeln! Wetten, dass du mich nicht schlägst«, rief das Mädchen ihrem Bruder zu. Widerwillig ging Benjamin zu Katharina, die bereits ihre geballte Faust zum Spiel erhoben hatte.
Marta küsste ihn, warf noch einmal einen nachdenklichen Blick auf ihre Kinder, dann folgte sie Achmed in die Halle. Hasan erwartete sie schon.
»Wie lange brauchen wir?«
»Zwei, drei Tage. Lässt du uns auch wirklich gehen, wenn du die Fähigkeit zur isra’ erworben hast?«
»Ja«, sagte er ausdruckslos.
Sie glaubte ihm nicht.
»Schwöre!«
Er schwor, doch gab er sich dabei keine Mühe, sie zu überzeugen. »Wenn ich das wollte, wärt ihr schon längst tot. Und jetzt lass uns anfangen.«
»Woher kanntest du meinen Großvater?«
»Ach, der törichte alte Mann. Die Rosenkreuzer unterhalten seit alters her bestimmte Beziehungen zu Sufis. Man sagt, das ginge auf die Freundschaft von Christian Rosenkreuz zu Hafis zurück, die gemeinsam Hasan erschlagen haben. Es war einfach, deinen Großvater hinters Licht zu führen. Ich habe mich als Sufi in der Nachfolge von Hafis ausgegeben. Ein paar Verse, ein bisschen humanistisches und esoterisches Geschwätz, und schon hielt er mich für einen Gefährten.«
»Und lief in deine Falle. Was hast du mit ihm gemacht?«
»Ich? Nichts. Bevor er mir geben konnte, was ich wollte, ist er in die Tiefe gesprungen. Damit ist die Plauderstunde beendet.«
Der Tod ihres Großvaters tat ihr weh, doch gleichzei tig erfüllte es sie mit Stolz, dass es ihm gelungen war, das Geheimnis vor Hasan zu schützen. Auch von ihr soll te er das Geheimnis der Rosenkreuzer nicht erfahren. Sie rettete sich über den Nachmittag mit Meditationsübungen.
»Morgen kommen wir aber deutlich voran. Keine Spielchen. Wir wollen doch nicht, dass deinen Kindern etwas zustößt«, drohte er unmissverständlich.
Sie hielt seinem harten Blick stand. »Es gibt nur diesen Weg! Keinen anderen! Bedaure, ich wäre auch gern früher als später mit dir fertig!«
Achmed brachte sie in die Zelle zurück. Zum Abendessen gab es getrocknetes Fleisch, Käse und Brot, dazu gesüßten Tee. Nicht gerade üppig.
Nach dem Essen zog sie die Kinder nah an sich heran und flüsterte ihnen ins Ohr, sie sollten sich aufs Bett setzen und still sein. Sie folgten ihrer Aufforderung. Ein Seitenblick überzeugte sie davon, dass es Benni schwerfallen würde, aber Katharina hatte verstanden und hielt ihren kleinen Bruder im Arm.
Marta kehrte ihren Kindern den Rücken zu, setzte sich auf den Boden und begann zu meditieren. Alles würde nun davon abhängen, ob es Alfonso geschafft hatte, bis nach Alamut zu kommen, und ob es ihr gelänge, mit ihm Kontakt aufzunehmen.
Sie löste sich langsam von sich, da riss ein Stöhnen von Benni sie in die Realität zurück. Ärgerlich drehte sie sich zu den beiden um. Sie saßen schuldbewusst wie begossene Pudel da, und Benjamin bat kleinlaut um Verzeihung. Marta konnte ihren Kindern nicht böse sein. Aber in ihrem Beisein zu meditieren, war schwer, denn jeder ihrer Gedanken war bei ihnen. Deshalb kämpfte sie darum, das Denken zum Schweigen zu bringen. Sie hatte ihre Kinder vermisst, sich um sie gesorgt, tausend Ängste ausgestanden, und jetzt sollte sie die beiden aus ihrem Denken verbannen und so tun, als ob sie nicht da wären, um mit Alfonso in Kontakt zu treten.
Marta versuchte es erneut. Langsam und ohne Gefühl für die Zeit brachte sie endlich den Strom ihrer Gedanken zum Erliegen, trocknete ihn aus und löste sich von sich selbst. Sie verließ ihren Körper und entdeckte Alfonso schließlich am Fuß des Festungsberges. Er hatte Wort gehalten. Erleichtert nahm sie Kontakt zu ihm auf, sprach in seinem Kopf und lotste ihn ins Hauptquartier der
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