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Das Geheimnis der Rosenkreuzerin

Das Geheimnis der Rosenkreuzerin

Titel: Das Geheimnis der Rosenkreuzerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Klausen
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Dämpfen, der einladend über dem Wasser schwebte, hinderte die Blicke, tiefer in das künstliche Paradies zu schauen. Düfte von Moschus und Weihrauch, von Minze und Aprikose umspielten ihre Riechnerven. Bevor sie allein vom Hören, Sehen und Riechen benommen wurden, kletterten sie weiter abwärts. Anstrengende Minuten später tauchte auf der gegenüberliegenden Seite des Schachtes ein Loch auf, durch das sie in einen Flur gelangten. Sie folgten ihm. Wachen begegneten ihnen, ohne dass sie auffielen. Plötzlich spürte Maria in ihrem Innern ein Zittern. Prompt blieb sie stehen. Für einen kurzen Moment war es, als hätte ihr Herz ausgesetzt.
    »Christian ist hier«, raunte sie Hafis zu. Ihrem Gefühl nachgehend, bog sie um die Ecke und öffnete eine gerade mal mannshohe Tür, die mit sparsamen Schnitzereien verziert war. Drinnen hockte, der Tür den Rücken zugewandt, ein junger Mann an einem Tisch und las. Er drehte sich um.
    »Christian«, entfuhr es ihr. Endlich! Endlich hatte sie es geschafft und sah ihren Bruder wieder. Glück durchtoste ihre Adern wie Wein. Bis ins Reich des Todes, bis ans Ende der Welt war sie gegangen, um ihn wiederzusehen. Ihr Bruder, der unter einem grünen Kaftan Hosen in gleicher Farbe trug, erhob sich. Schmerzlich wurde ihr in diesem Moment seine Ähnlichkeit mit ihrem Vater bewusst, die sich mit den Jahren noch stärker ausprägen würde. Sie wollte ihm um den Hals fallen, ihn streicheln und küssen, ihm ihre Freude ins Ohr säuseln, aber sein scheues, fast distanziertes Lächeln hielt sie zurück. Sie wunderte sich. Hatte Hasan ihn unter Drogen gesetzt? Maria konnte nicht glauben, dass es dem Alten vom Berge gelungen sein sollte, ihren Bruder auf seine Seite zu ziehen. Aber sie hatte Christian lange nicht gesehen und in der Zwischenzeit Dinge erlebt, von denen sie zuvor nicht einmal vermutet hätte, dass es sie gab. Wessen konnte sie sich also sicher sein auf der Welt? Und dennoch, er war ihr Bruder! Der einzige Mensch, den sie auf der Welt noch hatte.
    »Das ist das Ende der Reise«, sagte er fast ohne Betonung. Vom Flur drang Lärm. Schritte näherten sich, und gleich darauf drängten Bewaffnete in den Raum. Hafis und Maria traten zurück und standen nun rechts und links neben Christian. Die Krieger bildeten einen Korridor, durch den ein alter Mann, etwa so alt wie Avram und Yussuf, schritt. Er trug einen langen weißen Bart.
    »Ich habe euch erwartet. Mein Name ist Hasan, aber das wisst ihr sicherlich.«
    »Oh ja«, antwortete Maria. »Lass Christian mit uns gehen. Ich habe genug Leid erlebt und bin es müde.«
    »Du weißt doch, dass das nicht geht. Nachdem die Mongolen unsere Festung zerstörten, haben wir an Macht und Einfluss verloren. Weißt du, wie lange es gedauert hat, bis wir wieder erstarkten? Das gebe ich nicht auf. Mit euch als Bundesgenossen werden wir reich und mächtig und über die ganze Welt herrschen.«
    »Ich werde nicht deine Verbündete«, erklärte Maria entschlossen.
    Hasan lächelte breit und selbstgefällig. »Das hat Christian auch gesagt. Und nun hat er uns sogar über euer Kommen informiert. Meint ihr denn, ihr wärt sonst so leicht in meine Bergfestung gelangt? Aber in eurer Eitelkeit seid ihr mir bereitwillig in die Falle getappt. Eigentlich hatte ich euch für klüger gehalten.«
    Fassungslos sah Maria zu ihrem Bruder. War er wirklich nur noch eine Marionette in den Händen Hasan-i-Sabahs?
    Nun kam das Schwerste: Sie musste den Ausweg finden, ohne ihn zu denken, denn Christian würde jeden Gedanken in ihrem Kopf lesen und Hasan warnen können. Und während sie das dachte, hörte sie ihn schon sprechen, seltsam, monoton.
    »So ist es, Schwester. Es ist aussichtslos, gib auf. Weißt du denn, wie schön es hier ist? Von den Menschen haben wir doch nur Verrat und Brutalität erlebt. Willst du mich töten?«, sagte Christian.
    Sie sah ihn prüfend an, aber sein Gesichtsausdruck blieb undurchdringlich. Er hatte Recht, sie hatte in der Tat gedacht, der letzte Ausweg wäre, sich und Christian zu töten, um Hasan die gefährliche Waffe, die sie beide darstellten, aus der Hand zu schlagen. War dies wirklich das Ende ihres Weges?
    Ein anderer Gedanke quälte sie zunehmend. Würde sie ihn überhaupt töten können, brächte sie es wirklich übers Herz, ihren Bruder zu erschlagen? Und für wen? Für die Menschen, die sie zu Waisen gemacht, die ihnen nicht geholfen hatten? Doch da fiel ihr Mechthild ein und Johannes Tauler.
    Nein, die Menschen glichen einer

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