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Das Geheimnis der Rosenkreuzerin

Das Geheimnis der Rosenkreuzerin

Titel: Das Geheimnis der Rosenkreuzerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Klausen
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auszuschimpfen noch ihnen Vorhaltungen zu ma chen. Wenn sie nur da wären …
    Die Kieselsteine knirschten unter den Reifen, als sie mit hohem Tempo die Auffahrt hochbrauste und kurz vor der Eingangstür eine Vollbremsung hinlegte. Vor der Tür der Jugendstilvilla stand statt der Kinder indessen nur Alfonso Villanova und wartete. Die Enttäuschung, die sie wie ein Schlag in die Magengrube traf, schlug sofort in Wut um. Mit gefährlich funkelnden Augen sprang sie aus dem Auto und stürmte auf ihn zu.
    »Wo sind die Kinder?«
    Der schreckliche Alfons riss nur die Augen auf. Seine Stirn legte sich in Falten. Er wirkte sehr besorgt.
    »Was zahlt Ihnen denn mein Mann für diese abgeschmackte Posse?!«
    »Ihr Mann?«
    Zum ersten Mal wirkte er verunsichert. Sie beschloss, jetzt nicht lockerzulassen. Es schien dem Herrn offensichtlich gar nicht zu gefallen, wenn man ihn durchschaute.
    »Wo sind die Kinder?«, fragte sie unbeirrt.
    »Sind sie etwa verschwunden?«, hakte er erschrocken nach. Am liebsten hätte sie ihn für die Schmierenkomödie, die er hier gab, geohrfeigt.
    »Das wissen Sie doch am besten! Geben Sie mir meine Kinder zurück, Alfonso! Dann lassen wir es dabei bewenden und sehen uns nie mehr wieder! Es ist grausam, Kinder in Angst und Schrecken zu versetzen! Ein Verbrechen! Das sollten Sie wissen.«
    Doch schon während sie das sagte, begann sie daran zu zweifeln, dass er etwas mit der Entführung zu tun hatte. Ihr Handy klingelte. Wieder war die Anrufnummer unterdrückt. Sie ging ran. Erneut hörte sie die dumpfe Stimme, die gebrochen Deutsch sprach. »Geben Sie uns Buch T, und Sie bekommen Kinder heil zurück.«
    »Wer sind Sie?«
    »Geht Sie nichts an! Kindern seien wohlauf. Kein Polizei. Rufe Sie an morge Abend wegen Übergabe. Kein Polizei. Wir nicht scherzen!«
    Dann herrschte Stille in der Leitung. Wie gelähmt stand sie da. Nach einigen Minuten schaute sie auf das Display, das ihr verriet, dass der Anrufer aufgelegt hatte. Weil sie keinen Gedanken fassen konnte, blieb sie einfach wie angewurzelt stehen.
    »Kommen Sie«, hörte sie wie aus der Ferne eine Männerstimme. »Gehen wir ins Haus. Erzählen Sie mir alles.« Er nahm ihren Arm, was sie geschehen ließ, und führte sie ins Haus.
    »Erzählen Sie mir alles«, wiederholte Alfonso mit sanfter Stimme, nachdem sie sich auf der Terrasse gegenübersaßen. Vor Marta stand ein Glas Wasser, das er ihr eingeschenkt hatte, und sie schaute mit Tränen in den Augen in den Park. Eine tiefe Angst hatte sie erfasst, um Katharina und Benjamin, um ihr Leben, um ihre kleine, große Welt, um das, was ihr Leben ausmachte. Stockend, als nähmen die seltsamen und schrecklichen Ereignisse durch ihren Bericht erst reale Gestalt an, erzählte sie dem Fremden alles, was sich in der letzten Zeit zugetragen hatte. Auch ihre empörend nutzlosen Gespräche mit dem Polizisten schilderte sie. Nur die seltsamen Träume sparte sie aus. Nicht, weil sie gegenüber Alfonso Villanova Skepsis hegte – über Vertrauen und Misstrauen konnte sie in diesem Augenblick gar nicht befinden –, sondern weil sie die seltsamen Nachtbilder nicht mit der Entführung der Kinder zusammenbrachte. Aber vielleicht schlief sie ja nur und bildete sich alles ein. Dann wurde es jetzt allerdings höchste Zeit aufzuwachen, bevor sie im Schlaf wahnsinnig würde. Sie schloss die Augen und öffnete sie gleich darauf wieder, saß aber immer noch auf der Terrasse, und Alfonso hörte ihr aufmerksam zu.
    Erst später fiel ihr auf, dass sein unaufdringliches, anteilnehmendes Zuhören ihr gutgetan hatte und sie mit ihm hatte sprechen lassen wie mit einem alten Bekannten. Und in gewisser Weise war er das ja auch, ein alter Un-Bekannter.
    Er massierte nachdenklich seine Stirn, nachdem sie verstummt war. »Dass sie wenig Skrupel haben, weiß ich, aber ich hätte nicht gedacht, dass sie so weit gehen würden.«
    »Wer?«
    »Auch auf die Gefahr hin, dass Sie mich wieder für einen Spinner oder für verrückt …«
    »Werden wir nicht beide für psychologisch auffällig gehalten?«
    »Sie nur von einem stumpfsinnigen Polizisten, der sein Leben mit Laden- und Viehdieben verbracht hat, ich von Ihnen. Das wiegt schwerer. Aber nur dumme Menschen fordern, dass die Wahrheit auch wahrscheinlich klingen muss.«
    Obwohl er es nicht so gemeint hatte, empfand sie seine Bemerkung als Zurechtweisung.
    »Vor Jahrhunderten«, begann er mit seiner Erklärung, »entstand im Orient eine Geheimsekte. Sie nannte sich fidawijja , die Gesandten.

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