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Das Geheimnis der Rosenkreuzerin

Das Geheimnis der Rosenkreuzerin

Titel: Das Geheimnis der Rosenkreuzerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Klausen
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anderes, als das Bewusstsein, das unser König ist, zu erweitern und ein vollkommener Mensch zu werden.«
    »Und da schwarze Schlange, hayyat, auch wie das Wort für Leben klingt, bedeutet die Anbetung der Schwarzen Schlange nichts anderes als den Kult der Weisheit des Lebens. Ihr huldigt in Wahrheit der Weisheit des Lebens.«
    »Langsam gewinne ich den Glauben an deinen Scharfsinn zurück, mein persischer Freund.«
    Maria spürte eine kleine Entlastung am Hals, denn ihr Gegner hatte das Schwert leicht angehoben.
    »Leider kann ich euch jetzt nicht mehr gehen lassen. Ihr müsst mit mir kommen. Aber das wollt ihr ja auch, schließlich sucht ihr die Weisen schon so lange.«
    Jetzt verstand Maria gar nichts mehr. Gehörte der ungehobelte Kaufmann, den sie in der Karawane vom Roten Meer nach Theben kennengelernt hatten, etwa zu den Weisen von Damcar? Hatte sie sich von der unmöglichen Figur, die er abgegeben hatte, dazu verführen lassen, nicht auf das Wesen der Dinge zu schauen?

Kapitel 31
    D er Kaufmann führte sie durch ein paar Gassen zu seinem prächtigen Haus. Die geschwungenen Arkadengänge bestanden aus luftigen Schnitzereien besten Zedernholzes. Sein kleiner Palast schien zu schweben, alles an ihm wirkte leicht. Wohlgerüche durchzogen die weiten und hohen Gänge. Das Betreten des hinteren Flügels, in dem sich sein Harem befand, war den Gästen verboten, doch daran hatten Maria und Hafis ohnehin kein Interesse. Der Kaufmann, der sich ihnen als Mansur vorstellte, brachte die beiden im linken Flügel des Ge bäudes unter und bat sie, nachdem sie sich frischge macht hätten, in den Innenhof zu kommen, um einen kleinen Imbiss mit ihm einzunehmen. Seine Diener holten inzwischen ihr Gepäck aus der Herberge, von der aus sie zu dem Schuster aufgebrochen waren.
    In ihren Zimmern fanden sie neue Kleidung vor. Maria konnte zwischen Frauen- und Männerkleidung wählen. Die Zeit, wieder ein Kleid zu tragen, hielt sie jedoch noch längst nicht für gekommen, auch wenn die blaue und rote Seide verführerisch war. Doch sie blieb hart gegen sich.
    Mansur hatte es sich auf einem mit blauem Samt bespannten suffah bequem gemacht. Er lag fast auf dem Ruhemöbel, nur den Oberkörper hatte er halb aufge richtet, und ließ sich Weintrauben munden. Dass er dabei schmatzte, störte nicht, denn die fröhlichen Essgeräusche klangen nach purer Lebenslust. Drei weitere suffahs waren um einen runden, niedrigen Tisch gruppiert, der sich unter den Speisen und Getränken, die sich auf ihm drängten, fast durchbog. Hohe Palmen spendeten Schatten, ein Goldfischteich, in dessen Mitte aus einem tönernen Delfinmaul Wasser sprudelte, sorgte für eine angenehme Kühlung und Befeuchtung der heißen Luft.
    Eben noch dem Tod ins Auge geblickt zu haben, nun aber auf feinste Art bewirtet zu werden, verwirrte Maria, zumal sie immer noch die Angst, die sie um ihr Leben empfunden hatte, schockierte.
    Der Schwertmeister, der den Beidhänder geführt hatte, gesellte sich zu ihnen und ließ sich auf einem grünen Sofa nieder.
    »Wir haben euch lange beobachtet, schon seit ihr Damaskus verlassen habt, um herauszufinden, ob wir euch trauen können. Das scheint der Fall zu sein. Doch seid gewarnt, wenn ihr je etwas von dem, was ihr gleich hören werdet, verratet, werden wir euch töten, und der Höchste, gelobt sei seine Name, wird euch verdammen und den Teufeln überlassen. Täuscht euch nicht darüber, wie ernst ich das meine.«
    »Wir werden schweigen«, sagten beide gleichzeitig, als hätten sie sich abgesprochen. »Sollen wir schwören?«, setzte Maria hinzu.
    Aber Mansur winkte ab. »Schwüre sind leere Hülsen. Wer sie benötigt, hat bereits verloren. Nun aber: Es stimmt, die Weisen haben Damcar verlassen, kurz nachdem Christian Rosenkreuz bei ihnen eingetroffen ist. Ihr müsst wissen, Hasan-i-Sabah, der Alte vom Berge, ist ein grausamer und machtgieriger Mann. Er hat einen Orden von Männern gegründet, die fidawijja , die ihm bis in den Tod treu ergeben sind. Überall hat er Helfer und Helfershelfer, an der Levante, in Damaskus, sogar im Abendland. Er will die Welt beherrschen. Sein Haupt quartier ist eine uneinnehmbare Festung. Es befindet sich in den Bergen, südöstlich vom Schwarzen Meer im unzugänglichen Gebirge von Alamut. Wie gesagt, uneinnehmbar. Die Sultane haben sich die Zähne daran ausgebissen. Inzwischen wagt auch keiner mehr, ihn anzugreifen oder ihm einen Wunsch auszuschlagen, denn er hat eine schreckliche Waffe entwickelt. Junge

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