Das Geheimnis der Rosenlinie - Esch, W: Geheimnis der Rosenlinie
deutschen Landen? Carafas Mittelsmann bezeichnete den Bamberger Fürstbischof Johann Georg II. als unbarmherzigen Hexenbrenner und aufrechten Streiter für die Gegenreformation. Carafa stellte sich in diesem Moment die Frage, was die Gegenreformation mit der unbarmherzigen Verfolgung von Hexen und Zauberern zu tun hatte? Er hoffte inständig, dass der Pontifex, Papst Urban VIII., seinem Drängen nachgab und Bamberg seiner Nuntiatur unterstellte. Nur dann hatte er die Möglichkeit, auf die Hexenverfolgungen im Bistum Bamberg Einfluss zu nehmen.
Es klopfte und ein Bediensteter trat ein. Carafa schaute von seinem Schreibtisch auf.
»Was gibt es, Pater?«
Der Mönch eilte zum Schreibtisch und überreichte dem Apostolischen Nuntius ein Schriftstück. Ein Lächeln huschte über Carafas Gesicht.
»Lasst ihn eintreten, sofort! Und bringt mir einen Krug Frascatiwein, vom Besten, wenn ich bitten darf. Wir wollen unseren Gast willkommen heißen.«
Der Pater verneigte sich schweigend und eilte wieder hinaus. Carafa lachte still in sich hinein. Ein lang ersehnter Gast war da. Das Schreiben in seiner Hand wies den Advocatus Dr. Matthias Liebknecht als Gesandten und Sonderkurier des Churfürsten und Erzbischofs Ferdinand von Wittelsbach zu Cölln aus. Carafa erhob sich hinter seinem Schreibtisch und eilte seinem Gast, der gerade zur Tür hereinkam, entgegen.
»Commissarius Liebknecht, ich freue mich außerordentlich, Euch im Lateran willkommen zu heißen. Ich hoffe, es geht Euch gut. Bitte nehmt Platz und berichtet, wie es Euch auf Eurer Reise nach Rom ergangen ist.«
Matthias verneigte sich und küsste den Bischofsring, der ihm von Carafa entgegengehalten wurde.
»Habt Dank, Exzellenz«, antwortete er und nahm auf einem bequemen Ledersessel vor Carafas Schreibtisch Platz.
»Es war eine abenteuerliche Reise, die mich zu Euch führte. Doch bevor ich über Einzelheiten berichte, möchte ich meinen Auftrag erfüllen und Euch dieses Schreiben meines Herrn, dem Churfürsten und Erzbischof von Cölln, Ferdinand von Wittelsbach, überreichen.«
Matthias hielt Carafa einen Brief mit dem Siegel Ferdinands von Cölln entgegen. Der Nuntius ergriff das Papier, brach das Siegel und las das Schreiben. An manchen Stellen zog er überrascht die Augenbrauen hoch und murmelte für Matthias unverständliche Worte vor sich hin. Dann sah er auf und blickte Matthias freundlich an.
»Ich werde dem Erzbischof von Cölln zu gegebener Zeit meine Entscheidung zukommen lassen. Doch nun zu Euch. Berichtet mir von Eurer Reise und von Euren Abenteuern. Ich bin schon ganz gespannt, wie es Euch ergangen ist.«
Matthias erzählte Pier Luigi Carafa nun in knappen Worten, was ihm in den vergangenen zwei Monaten widerfahren war, verschwieg jedoch seine Erkenntnisse über das Geheimnis um das Evangelium nach Maria Magdalena und auch die Entdeckungen, die er in Salzburg gemacht hatte, als er sich mit Paracelsus’ Vermächtnis auseinander setzte.
Carafa hatte aufmerksam zugehört, hin und wieder einige Notizen gemacht und Matthias’ Erzählungen durch Räuspern kommentiert.
»Ich muss schon sagen, Ihr habt eine abenteuerliche Zeit erlebt, mein Lieber, und wenn ich ehrlich bin, dann beneide ich Euch ein wenig um Eure Abenteuer. Dennoch, Eure Erlebnisse in Mergentheim stimmen mich bedenklich. Bedauerlicherweise entzieht sich Mergentheim meinem Einfluss, da es zum Fürstbistum Würzburg gehört, das wiederum der wienerischen Nuntiatur untersteht. Es sind allenthalben schlimme Zeiten. Ich werde meinen Amtsbruder, den Wieder Nuntius, über Eure Schilderung gerne informieren, damit er dafür Sorge tragen kann, dass Derartiges sich nicht noch einmal wiederholt.«
»Das wäre zu gütig, Exzellenz«, dankte Matthias dem Nuntius, der den Rang eines Bischofs einnahm.
»Aber bevor wir uns weiter in Plaudereien verfangen, solltet Ihr zunächst einmal Eure Zimmer hier im Gästehaus beziehen und ein Bad nehmen. Ich denke, dass Ihr dies nach einer solch langen Reise durchaus nötig habt. Ich hoffe, dass Ihr heute Abend mein Gast sein werdet. Ich würde gerne mit Euch zusammen speisen. Dem Heiligen Vater habe ich über Eure bevorstehende Visitatio berichtet. Ich werde schauen, ob er bereit ist, Euch morgen zu einer Audienz zu empfangen. Der Pontifex ist bereits sehr gespannt auf Euch, das könnt Ihr mir gerne glauben.«
Matthias nickte verlegen. Eine Audienz beim Heiligen Vater, bei Papst Urban VIII., war schon etwas Außergewöhnliches. Zudem war er überwältigt von
Weitere Kostenlose Bücher