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Das Geheimnis der Rosenlinie - Esch, W: Geheimnis der Rosenlinie

Das Geheimnis der Rosenlinie - Esch, W: Geheimnis der Rosenlinie

Titel: Das Geheimnis der Rosenlinie - Esch, W: Geheimnis der Rosenlinie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilfried Esch
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hatte eine Verwundung im Gesicht und hockte auf den Knien mit dem Rücken zu Maurus.
    »Was geschieht jetzt mit uns?«, wollte der Jesuit wissen.
    »Sklavenhändler«, hauchte der Kapitän, während Maurus beobachtete, wie der holländische Kaufmann mit einem der Araber verhandelte. Er gestikulierte wild und schien, dem Piraten etwas anzubieten, als dieser urplötzlich seinen Krummsäbel schwang und dem Kaufmann den Schädel spaltete. Blut spritzte und Hirnmasse verteilte sich auf dem Deck. Zwei andere Seeräuber packten die Leiche und schmissen sie achtlos lachend über Bord. Der Pirat schritt nun die Reihen ab bis er vor Maurus stehen blieb und ihm den bluttriefenden Säbel unters Kinn hielt. Maurus zitterte vor Angst, fand vor lauter Furcht kein Gebet, das er jetzt sprechen konnte. Seine Hosen nässten ein. Er schloss die Augen, den tödlichen Streich erwartend.

Kapitel 34
Der Sommer der ein Winter war
    San Juande la Peña, 22. Juli a. d. 1626, Magdalenentag
    Die mittleren und die hohen Gipfel der Pyrenäen waren mit reichlich Schnee bedeckt, sehr ungewöhnlich für diese Jahreszeit mitten im Sommer. Der Fluss Aragon wirkte aufgewühlt, mit vielen kleinen Wellen und Schaumkronen darauf, so sehr peitschte der Schneeregen vom Himmel hernieder. Das Kloster war in eine Höhle unter einer überhängenden Felswand aus rotem Gestein gebaut. Doch jetzt wirkten die Felsen grau und abweisend.
    Abt Juan Briz Martinez hatte die Kapuze seines Habits über den Kopf gezogen, stand draußen in einem kleinen Hof und warf einen prüfenden Blick zum Himmel.
    »Carpe diem!«, flüsterte er leise vor sich hin und schüttelte sein weises Haupt. Dabei war heute der Tag der Maria Magdalena, ein Tag, der in diesem Kloster schon seit vielen Jahrhunderten gefeiert wurde, ein Tag, an dem Maria Magdalena besonders verehrt wurde, spätestens seitdem im vergangenen Jahr das Buch Waleran seinen Weg in den Hort gefunden hatte, von dem aus die Johannisritter immer wieder auszogen, um das Geheimnis der Rosenlinie zu beschützen und zu bewahren. Der Abt machte sich Sorgen, hatte er doch vor wenigen Wochen in weiser Voraussicht Bruder Jakob von den Franziskanern aus deutschen Landen zum Leiter eines Wagentrecks bestimmt, der den großen Schatz des Klosters nach Santiago de Compostela schaffen sollte. Jetzt kamen ihm Zweifel, ob der junge Mann, der im Kloster Altenberg in rheinischen Landen beheimatet war, der Richtige für diese Aufgabe war. War es überhaupt richtig, den Schatz aus dem Kloster zu entfernen? Weinte der Himmel nur und trauerte oder waren es die Vorboten eines schrecklichen Sturmes, dem es sich entgegenzustemmen galt? War dies ein Zeichen des Himmels?
    An den Nordhängen des Gebirgszuges blieb der Schnee liegen. An anderen Stellen vermischte er sich mit dem staubigen Boden und verwandelte die Erde in einen zähen Morast.
    »Die Welt ist im Umbruch«, murmelte der Mönch, richtete ein kurzes Gebet zum Himmel und zog sich ins Klosterinnere zurück.
    Drei Reiter bahnten sich mühsam ihren Weg über den kurvenreichen Pfad, der zum Kloster am Mont Pano in der Sierra de la Peña hinauf führte. Immer wieder mussten sie die Pferde antreiben, die auf dem steilen glitschigen Pfad Halt zu finden suchten und nur langsam vorwärts gingen. Schließlich hatten sie das Kloster erreicht und läuteten die Glocke an der Pforte. Ein Mönch eilte herbei und ließ die Reiter ein.
    »Endlich, da seid Ihr ja, meine Tochter«, begrüßte der Abt zuerst die Frau, die jetzt das schneebedeckte Tuch vom Kopf nahm und es ausschüttelte.
    »Gelobt sei Jesus Christus, Padre«, antwortete die Frau mit einem sanften Lächeln auf den Lippen. »Verzeiht, dass wir nicht früher kommen konnten, doch die Wetterunbill hat uns große Schwierigkeiten bereitet. Man könnte fast glauben, die Pforten der Hölle hätten sich geöffnet, nicht um die Erde zu versengen, sondern um sie zu Eis erstarren zu lassen.«
    »Eis ist auch eine Form des Feuers«, entgegnete der Abt wissend, um dann die beiden Begleiter der Frau zu begrüßen.
    »Seid willkommen, Brüder Jarviar und Miguel. Ich freue mich, dass Ihr Eure Schwester Carmen begleitet und beschirmt habt.«
    »Auch uns ist es eine Ehre, wieder einmal hier sein zu dürfen, ehrwürdiger Vater«, antworte Jarviar Santos, der ältere der beiden Caballeros, »und es ist uns immer wieder eine Freude, die edle Condesa de Silva zu begleiten.«
    »Ich freue mich, dass Ihr das so seht, edle Caballeros. Bitte folgt mir in das Empfangszimmer.

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