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Das Geheimnis der Rosenlinie - Esch, W: Geheimnis der Rosenlinie

Das Geheimnis der Rosenlinie - Esch, W: Geheimnis der Rosenlinie

Titel: Das Geheimnis der Rosenlinie - Esch, W: Geheimnis der Rosenlinie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilfried Esch
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d. 1626
    Die Dolce Serena steuerte auf die Einfahrt zum Hafen Portus Romae zu, der bereits in der Antike durch den römischen Kaiser Trajan angelegt wurde, um den versandeten Hafen von Ostia abzulösen. Dem Trajanischen Hafen nahe der Tibermündung drohte ein ähnliches Schicksal und man stellte in Rom bereits Überlegungen an, nördlicher gelegene Hafenstädte auszubauen und als Handels- und Kriegshafen nutzbar zu machen.
    Segel wurden gerafft, um dem Schiff die Fahrt zu nehmen, die der stetige Südwestwind bei voller Takelage immer wieder entfachte. Der Hafen war in einem Halbrund angelegt. Während die eigentliche Hafeneinfahrt durch eine riesige Statue, die den einstigen Kaiser Trajan darstellte, geteilt wurde, war ihr auf einer Mole der Leuchtturm des Portus Romae vorgelagert. Langsam schwenkte das Schiff nach Steuerbord, um den Leuchtturm rechts zu umfahren. Der Steuermann musste geschickt einen weiten Bogen fahren, um anschließend die enge Durchfahrt zwischen der Leuchtturmsmole und der südlichen Mole des Hafens passieren zu können. Beinahe majestätisch schwebte das Schiff in das erste große Hafenbecken, das nach dem römischen Kaiser Claudius benannt war. Ein Lotse, der inzwischen an Bord gekommen war, steuerte das Schiff an die nördliche Mole, wo es anlegte. Danach sollte es noch einige Stunden dauern, bis sämtliche Fracht einschließlich Matthias’ Kutsche und Pferde entladen und an Land verbracht worden waren. In der Zwischenzeit versuchte Matthias, beim Hafenmeister herauszubekommen, wie sie auf dem schnellsten Wege nach Rom kämen. Das Gespräch entwickelte sich als äußerst schwierig, da der Hafenmeister kein Deutsch verstand und Matthias kein Italienisch sprechen konnte. Dennoch gelang es ihm, mit Hilfe etlicher lateinischer Redewendungen herauszubekommen, dass es zwei Möglichkeiten gab, Rom schnell zu erreichen. Zunächst verwies der Hafenmeister Matthias auf die Flusskähne, die regelmäßig zwischen dem Hafen und Rom verkehrten.
    »Ein Schiff! Ich steige so schnell nicht wieder auf ein Schiff!«, maulte Gropper, als Matthias ihm die Möglichkeit eröffnete. »Lieber fahre ich tausend Meilen über Land durch und reibe mir den Hintern auf dem Kutschbock wund, ehe ich mich nochmals einem derartig elenden Geschaukel aussetze. Mir ist jetzt noch speiübel, Herr.«
    Matthias grinste.
    »Na gut«, sagte er dann, »dann bleibt noch der Landweg. Es gibt wohl eine Straße, sie nennt sich Via Portuensis. Über die Straße sind es etwa 13 Meilen bis Rom!«
    Als Gropper das hörte, fiel ihm sichtlich der Kinnladen herunter.
    »Dreizehn Meilen? Herr, dann sind wir ja zwei Tage unterwegs!«
    »Auf dem Fluss ginge es wesentlich schneller, Gropper.«
    Der Kutscher schielte Matthias misstrauisch an. Dann schüttelte er entschieden den Kopf.
    »Nein Herr, nein, Ihr kriegt mich nimmermehr auf ein Schiff, jedenfalls nicht so schnell. Dann fahre ich lieber zwei Tage durch, um diese merkwürdige Stadt zu erreichen.«
    Jetzt lachte Matthias laut auf.
    »Lass es gut sein, Konrad. Sei mir bitte nicht böse, aber ich habe mir einen Scherz erlaubt. Der Hafenmeister sagte, es seien 13 römische Meilen. Das entspricht etwa einer Strecke von drei Meilen bei uns. Wir sind also in etwas mehr als zwei Stunden in der Stadt.«
    »Gott sei es gelobt, getrommelt und ge ...« Den Rest verschluckte der Kutscher, als er Matthias’ warnenden Blick wahrnahm.
1. Carafa
    Der Apostolische Nuntius Pier Luigi Carafa saß an seinem Schreibtisch und brütete gerade über einem Bericht, den er justament aus Bamberg erhalten hatte. Carafa hatte eine breite Nase, einen schmalen Oberlippenbart und einen dünnen Kinnbart. Seine Augen strahlten eine gewisse Freundlichkeit und Besorgnis aus. Besorgt war er über das, was er gerade über Bamberg las.
    Bamberg! Bamberg gehörte zu jenen Städten und Bistümern in deutschen Landen, über die ein Kompetenzstreit wegen ihrer Zugehörigkeit zur Cöllner oder zur Wiener Nuntiatur entbrannt war. Deswegen weilte Carafa derzeit in Rom, da er den Fall dem Heiligen Vater persönlich vorgetragen hatte. Carafa schüttelte den Kopf. Sein freundliches Gesicht verfinsterte sich. Dem Bericht vor sich entnahm er, dass Friedrich Firner, der Bamberger Generalvikar und Weihbischof, den Bau eines so genannten Drudenhauses in Auftrag gegeben hatte. Es sollte als Hexengefängnis dienen und dreißig bis vierzig des kriminellen Deliktes der frevlerischen Zauberei angezeigten Personen aufnehmen. Was war nur los in

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