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Das Geheimnis der Rosenlinie - Esch, W: Geheimnis der Rosenlinie

Das Geheimnis der Rosenlinie - Esch, W: Geheimnis der Rosenlinie

Titel: Das Geheimnis der Rosenlinie - Esch, W: Geheimnis der Rosenlinie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilfried Esch
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unwürdig und einsam in einer Fischerhütte.«
    Pater Filippo machte eine Pause, er hustete, bekam sehr schlecht Luft.
    »Pater, Ihr sagtet, Ihr fandet ihn in einer Fischerhütte? Wie kam er dort hinein und welche Verletzungen meintet Ihr?«
    Der Atem des Alten ging pfeifend. Man merkte, dass ihm das Sprechen sehr schwer fiel.
    »Jedenfalls starb er nicht am Sumpffieber, wie es wohl in den Akten steht. Caravaggio hatte eine hässliche Verletzung im Gesicht, die entzündet war und eine tiefe Wunde am Rücken. Ein Messerstich oder ein Dolch, der ihn traf. Das Fieber, seine Wahnvorstellungen, ich glaube, er litt an der Malerkrankheit. Seine Haut war merkwürdig verfärbt. Grau-gelb war sie und sein Zahnfleisch war fast schwarz.«
    »Typisch für Bleivergiftungen«, bemerkte Pater Theophil. »Maler benutzen oft Blei und Bleisalz. Sie mischen es ihren Farben unter. Durch den täglichen Umgang mit diesem Metall gelangt es nicht selten auch in den menschlichen Körper und vergiftet diesen langsam. Das nennt man die Malerkrankheit«, erklärte der Pater weiter.
    »Gibt es noch weitere Zeugen und hatte er noch irgendetwas gesagt?«, hakte Matthias bei Filippo nach, dessen Brustkorb sich schwer hob und wieder senkte. Die Atmung schien dem alten Mann Schmerzen zu bereiten.
    »Ja, eine Fischerfamilie fand ihn zuerst und seine letzten Worte galten einem Weibsbild namens Melissa, so sagte der Fischer zumindest.
    Aber Gott wollte auch, dass ich einen Brief in die Hände bekam, als ich damals Kardinal Arrigoni verließ. Sein Vorzimmer war verwaist und ein Dokument lag offen auf dem Schreibpult des Sekretärs. Ein Brief, datiert vom 29. Juli 1610, gerichtet an Kardinal Scipione Borghese. In diesem Schreiben berichtete der Nuntius in Neapel, dass Caravaggio wohl in Palo an Land ging. Das ist ein kleiner Hafen zwischen Rom und Civitavecchia. Das Schiff sei dann ohne Caravaggio, aber mit dessen Gepäck zurück nach Neapel gefahren. Da sich unter dem Gepäck Werke befanden, die offenbar für Kardinal Borghese bestimmt waren, habe man den Nuntius informiert. Demnach muss Caravaggio vor seinem Aufenthalt in Porto Ercole in Neapel gewesen sein.«
    »Was ist mit der Fischerfamilie? Wo finde ich sie?«, fragte Matthias.
    Filippo wurde plötzlich ganz ernst und still. Seine Augen waren weit aufgerissen und starrten Matthias durchdringend an.
    »Das weiß Gott allein«, hauchte er. »Als ich nach Porto Ercole zurückkehrte, waren sie allesamt verschwunden. Niemand wusste, wo sie abgeblieben waren. Dann eines Tages, erfuhr ich, dass Fremde in der Stadt aufgetaucht waren und sich nach Caravaggio erkundigten. Ein Fischer erzählte mir, dass sie lange weiße Mäntel trugen mit einem Kreuz darauf. Als sie wieder fort waren, war auch die Fischerfamilie verschwunden. Daraufhin beschloss ich, mich hierher zurückzuziehen, denn Caravaggios Leben war gefährlich und stets mit dem Tod verbunden, nicht nur für ihn selbst, sondern auch für jeden, der Interesse an ihm zeigte.«
    Es war spät geworden und Pater Filippo fiel alsbald in eine tiefe Bewusstlosigkeit. So verbrachten sie die Nacht in San Giusto – es war die Nacht, in der Pater Filippo starb. Pater Theophil nahm ihm noch die Beichte ab und spendete die Krankensalbung, bevor Filippos ausgemergelter Körper völlig entkräftet aufgab und der Mönch seinen Geist in Gottes Hand empfahl. Er starb friedlich, hatte er doch noch seine Geschichte weitergeben können.
    Das Kuriosum um Caravaggios Tod wurde immer mysteriöser. Welches Geheimnis barg dieser, einerseits begnadete, anderseits verfemte Künstler? Matthias Entschluss stand fest: Neapel war sein nächstes Ziel. Dort musste er Caravaggios Spur finden.
2. Neapel – Caravaggios Geheimnis
    Neapel war eine lebendige, quirlige Stadt und nach Paris mit ihren gut und gerne 200.00 Einwohnern die größte Metropole Europas. Neapel, eine Handelsmetropole, für viele das Tor nach Afrika und dem vorderen Orient, ein Warenumschlagsplatz inmitten Italiens, aber dennoch beherrscht von spanischen Besatzern.
    Mühsam bahnte sich die päpstliche Kutsche ihren Weg durch die engen Straßen und Gassen, die von Menschen nur so wimmelten. Fischer, Hausierer, Scherenschleifer, Blumenfrauen, Bauern und Viehhändler boten überall, wo Platz war, ihre Waren feil, bedrängten besonders Fremde mit ihren Diensten. Dazwischen waren immer wieder spanischen Gardisten zu sehen, die oftmals die Menschen zurückdrängten, Streitereien schlichteten, die besonders häufig zwischen

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