Das Geheimnis der Rosenlinie - Esch, W: Geheimnis der Rosenlinie
sein.«
»Aber zuvor war er nochmals in Neapel?!«, wurde Matthias energisch.
Erzbischof Buoncompagno schwitzte immer mehr. Seinen Wangen färbten sich dunkelrot, seine Augen zuckten hektisch.
»So genau weiß ich das nicht. Mag sein, doch. Ja, er hatte hier noch einige Bilder gemalt, bevor er nach Porto Ercole aufbrach. Diese waren zum Teil für Kardinal Borghese gedacht. Er hatte sie entsprechend gekennzeichnet. Warum er ausgerechnet nach Porto Ercole wollte, weiß niemand so recht. Nur eines war seltsam: Die Feluke, mit der er aufgebrochen war, kehrte einige Tage später ohne Caravaggio zurück, aber sein gesamtes Gepäck war noch an Bord. Der Kapitän des Schiffes übergab den Kram an Nuntius Deodato Gentile, der wiederum Kardinal Borghese informierte. Vielleicht wollte Caravaggio sich mit den Bildern bei Scipione Borgheses einschmeicheln, schließlich war der Kardinal ein Enkel von Papst Paul V.«
»Habt Ihr in diesem Zusammenhang schon einmal den Namen Melissa gehört?«
»Sollte ich?«
»Nein, Eminenz«, lächelte Matthias. »Wisst Ihr denn, wo er bei seinem zweiten Aufenthalt in Neapel gelebt hat?«
»Nein, auch das weiß ich nicht«, antwortete Buoncompagno bestimmend.
»Na schön, habt Ihr denn wenigstens mal etwas von seinem Werk die Rosenkranzmadonna gehört?«
Der Erzbischof blickte auf.
»Gehört schon, aber gesehen noch nie. Ich weiß nur, dass es eines jener Bilder ist, die, sagen wir, verschwunden sind. Vielleicht verkauft, zerstört oder gestohlen?!«
»Ja, vielleicht«, bemerkte Matthias leise, fast im Flüsterton ironisch lächelnd.
»Seid Ihr jetzt mit Euren Fragen fertig?«, fragte der Bischof.
»Für meinen Teil ja, es sei denn, Pater Theophil hat noch Fragen an Euch.«
»Das hätte ich schon!«, ergriff dieser das Wort. »Wäre es in Eurer Güte möglich, uns in Eurem Palazzo Gästezimmer herrichten zu lassen?«
»Gästezimmer? Für Euch und diesen Avoccato?«
» Sì, esattamente, Eminenza – ja genau, Eminenz!«
»Ja, das läst sich einrichten. Für wie lange?«
»Sagen wir ein oder zwei Nächte?«
»Ich werde es veranlassen. Lei ha probabilmente con Dio e – gehabt Euch wohl und geht mit Gott!«, verabschiedete er Matthias und Pater Theophil.
»Was haltete Ihr davon, Pater?«, wollte Matthias wissen, als sie den Palazzo verlassen hatten.
»Ganz ehrlich, Commissarius?«
»Ja, natürlich!«
»Verzeiht den Ausdruck:
Aber es stinkt zum Himmel. Ich bin zwar kein Criminalist, so wie Ihr, dennoch merke auch ich, dass man uns nicht die volle Wahrheit sagt«, gab Pater Theophil zu. Matthias nickt anerkennend.
»Ihr habt ein gutes Gespür, Pater. Dann lasst uns weiter kombinieren: Ein Mann kommt mit dem Schiff an, ist auf der Flucht, muss also zuerst für seine eigene Sicherheit sorgen. Er kann aber niemandem so richtig trauen. Wo würde er sich verstecken?«
»Wahrscheinlich in einer Gegend, wo man ihn am wenigsten suchen würde. Hier in Neapel wäre das bestimmt der Hafen.«
»Das sehe ich auch so. Und außerdem hatte er doch eine gewisse Vorliebe für ganz bestimmte Damengesellschaft, Pater!« einen Augenblick lang sah Pater Theophil Matthias grüblerisch an.
»Aber ja, Ihr habt völlig Recht. Er hatte einen Hang für Prostituierte und die findet man am ehesten in der Hafengegend. Ihr glaubt, diese Melissa wäre so eine Prostituierte?«
»Schon möglich. Ich habe Hunger, Pater. Lasst uns im Hafenviertel eine Taverna – ist das richtig? – besuchen!«
»Complimento, Kompliment, Signor Commissario«, lachte Theophil.
Vor einem Gasthaus namens La Scialuppa, das mehr einer finsteren Spelunke glich, machten sie Halt.
»Hier, hier gehen wir hinein. Das scheint mir der richtige Ort zu sein, um etwas zu erfahren«, vermutete Matthias.
»Wie Ihr meint«, entgegnete der Pater und schritt voran.
In dem gut besuchten, ungepflegten Wirtshaus hingen dichte Rauchschwaden von rauchenden Matrosen, Tagelöhnern, Soldaten und anderen Gästen in der Luft, vermischt mit Essensgerüchen und dem herben Geruch von Bier und Wein. An einem kleinen Fenster zur Straße hin war noch ein Tisch frei, dort setzten sich die beiden.
»Wenn Ihr Hunger habt, dann müsst Ihr unbedingt eine Pizza probieren, Commissarius. Die gibt es hier! Der Duft einer frischgebackenen Pizza ist unverkennbar.«
»Dann lasst uns diese Gericht bestellen, Pater«, stimmte Matthias zu.
» Trattore, Wirt, zwei Mal Pizza, bitte und zwei Becher Wein«, rief Theophil dem Gastwirt zu, der alsbald darauf mit zwei würzig
Weitere Kostenlose Bücher