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Das Geheimnis der Rosenlinie - Esch, W: Geheimnis der Rosenlinie

Das Geheimnis der Rosenlinie - Esch, W: Geheimnis der Rosenlinie

Titel: Das Geheimnis der Rosenlinie - Esch, W: Geheimnis der Rosenlinie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilfried Esch
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Italienern und spanischen Neubürgern in der Stadt ausbrachen. Matthias fiel besonders die starke Diskrepanz zwischen Arm und Reich auf, die sich auch in den Anfeindungen der Bewohner der Stadt untereinander entlud.
    Endlich hatten sie den Palazzo des Erzbischofs von Neapel erreicht. Francesco Buoncompagno weilte in der Stadt und als Pater Theophil seinem Sekretär das päpstliche Empfehlungsschreiben überreichte, eilte dieser sofort zum Erzbischof, um ihm die Ankunft einer päpstlichen Gesandtschaft anzukündigen.
    »Es ist mir eine außerordentliche Ehre, Abgesandte des heiligen Vaters hier in Neapel begrüßen zu dürfen. Wenn ich über Euer Eintreffen rechtzeitig informiert gewesen wäre, dann hätte ich für Euren Empfang Vorbereitungen treffen lassen«, beeilte sich Francesco Buoncompagno seinen Gästen zu schmeicheln.
    »Wir danken Euch, dass Ihr es einrichten konntet, uns sofort zu empfangen, Eminenz. Die Ehre ist ganz auf unserer Seite«, gab Pater Theophil wohlwollend zurück.
    Francesco Buoncompagno nickte dankbar.
    »Was kann ich für Euch, Padre, und diesen Avvocato, Anwalt, tun?«
    »Wir hätten ein paar Fragen an Euch, Eminenz, bezüglich eines längst verstorbenen Malers«, kam Matthias gleich zum Thema.
    »Aha, um wen handelt es sich denn?« Das Lächeln im Gesicht des Erzbischofs wirkte gekünstelt.
    »Michelangelo Merisis – Caravaggio!«
    Buoncompagno zog beiden Augenbrauen hoch und legte die Stirn in Falten. Er wedelte sich mit einer Hand Luft zu.
    »Es ist sehr heiß heute«, begann er, »dürstet es Euch ebenso wie mich? Wie wär’ es mit einem Becher kühler Posca? «
    Fragend blickte Matthias zu Pater Theophil.
    »Ein saures Getränk aus Zitronensaft, Essig und Wasser«, erklärte dieser. Es wird hier gern bei starker Hitze getrunken, Commissarius.«
    Matthias hatte Theophils Wink verstanden.
    »Aber gern«, entgegnete er dem Erzbischof.
    »Caravaggio, sagtet Ihr?«, wiederholte dieser nochmals den Namen, um Zeit zu gewinnen. »Ja, ich kenne ihn, wenn auch nicht persönlich. Aber es gibt hier ein paar beeindruckende Werke dieses Künstlers, wenn er auch als asozial und paranoid bekannt war. Wenn ich richtig unterrichtete bin, malte er 1606 die Sieben Werke der Barmherzigkeit für den Pio Monte della Misericordia, das ist eine hoch angesehene karikative Vereinigung. Außerdem die Geißelung Christi für den spanischen Vizekönig. Fürwahr, bemerkenswerte Werke für einen Mann wie ihn, ein Besessener.«
    »Ihr scheint Caravaggio besser zu kennen, als Ihr zugebt, wenn Ihr ihn als besessen, paranoid und asozial zu bezeichnen vermögt«, stellte Matthias fest.
    »Alles nur Hörensagen«, versuchte der Erzbischof abzulenken. »Kann ich Euch sonnst noch dienlich sein? Anderenfalls, meine Zeit ist knapp bemessen.«
    »Ja, Eminenz. Was wisst Ihr von Caravaggios Aufenthalt in Porto Ercole? Und bitte, versucht nicht, uns für dumm zu verkaufen.«
    Francesco Buoncompagno nahm den Becher Posca und leerte ihn in einem Zug. Dann tupfte er sich mit einem Spitzentuch den Schweiß von der Stirn.
    »Eminenz«, schaltete sich jetzt Theophil ein. »Es ist für seine Heiligkeit von großer Bedeutung, alles über Michelangelo Merisi zu erfahren. Eure Hilfe würde der Heilige Vater gewiss zu schätzen wissen.«
    »Maffeo, ich meine Papst Urban VIII benötigt meine Hilfe?«
    Theophil nickte nur.
    »Also gut. Ich werde Euch erzählen, was ich weiß. Caravaggio hatte einen äußerst trüben Charakter, war ein Bursche von der meiner Meinung nach übelsten Sorte. Seine Flucht aus Rom führte ihn zunächst nach Neapel. Seine Malkunst nannte man revolutionär und so gewann er schnell die Herzen des Adels und der Reichen in dieser Stadt, besonders das der Familie Colonna, die hier einen Handelsposten unterhielt. Ihr wisst schon, die sind verwandt mit den Herzögen von Paliano. Warum auch immer, sein Aufenthalt in Neapel war nicht von langer Dauer. Er schaffte es irgendwie nach Malta zu kommen und dort sogar Malteserritter zu werden. Aber sein dunkler Charakter ließ ihn bald auch dort Verbrechen begehen und er musste von Malta fliehen.«
    »Was warf man ihm vor?«, stellte Matthias eine Zwischenfrage.
    »Das weiß ich leider nicht, Signore Avvocato, mi dispiace, ich bedaure. Das müsst Ihr die Malteserritter schon selbst fragen.«
    »Was geschah dann?«
    »Nun ich hörte, dass ihn die Malteser wie einen räudigen Hund jagten, come un membro putrido e fetido. Jedenfalls muss er von Malta nach Porto Ercole gelangt

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