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Das Geheimnis der Rosenlinie - Esch, W: Geheimnis der Rosenlinie

Das Geheimnis der Rosenlinie - Esch, W: Geheimnis der Rosenlinie

Titel: Das Geheimnis der Rosenlinie - Esch, W: Geheimnis der Rosenlinie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilfried Esch
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viel merkwürdiger ist?«
    Pater Theophil hob die Augenbrauen. »Was?«
    »Das Rom von diesen Dingen scheinbar nichts weiß. Ich habe das Gefühl, dass irgendwer ein böses Spiel mit uns treibt.«
    »Wie meint Ihr das?« Neugierig sah der Pater zu Matthias.
    »Ich weiß es noch nicht. Aber ich hoffe, wir kommen schnell dahinter.«
    Das Kloster San Giusto lag etwa eine dreiviertel Stunde zu Fuß vor dem Ort Tuscania in einer hügeligen Landschaft. Tuscanias Silhouette zeichnete sich am Horizont gegen die Sonne ab. Das Kloster selbst befand sich in einem baufälligen Zustand. Es wurde schon seit Jahren nicht mehr bewirtschaftet, diente dem Bischof von Tuscania hin und wieder als Gästehaus, um Pilgern und anderen Reisenden einen Ort der Ruhe und Abgeschiedenheit zu gewähren.
    Sie fanden Pater Filippo auf der Krankenstation. Er lag im Bett, schwer atmend, Arme und Beine zittrig, so dass er nicht mehr laufen und sich kaum noch selbst aufrichten konnte.
    »Er ist sehr schwach«, erklärte eine Nonne, die dort ihren Dienst verrichtete. »Der Pater liegt im Sterben.«
    »Gelobt sei Jesus Christus, Bruder«, grüßte Pater Theophil den sterbenden Mönch so warmherzig, dass Matthias ihn erstaunt betrachtete. »Ich bin Pater Theophil und komme im Auftrag des Heiligen Vaters.«
    »In Ewigkeit, amen. Dank sei Gott, dass meine Gebete erhört wurden und Ihr endlich gekommen seid«, Pater Filippo versuchte sich aufzurichten. Matthias half ihm und rückte ihm das Kissen im Rücken zurecht.
    »Habt Dank, Bruder. Aber sagt, wer seid Ihr, Ihr seid kein Mönch?!« Filippos Augen wirkten glasig, doch sein Verstand schien noch intakt zu sein.
    »Das ist Commissario Liebknecht, ein Gesandter des Erzbischofs von Cölln«, erklärte Theophil. »Er hätte ein paar Fragen an Dich.«
    Filippo blickte Matthias an. Er nickte.
    »Es ist wegen ihm, nicht wahr?«, fragte er. Theophil sah Filippo fragend an.
    »Ihr seid doch wegen ihm gekommen?«
    »Wen meinst du, Bruder?« Theophil war verwundert.
    »Ein Beauftragter des Heiligen Vaters und ein Commissario. Mein Körper ist zwar schwach und ich werde bald vor unseren Schöpfer treten. Aber mein Verstand ist noch wach und ich erkenne den Grund des Besuches.«
    Er winkte Theophil näher zu kommen und flüsterte:
    »Ihr seid wegen des Malers hier!«
    Der alte Mönch lachte krächzend, als er die überraschten Gesichter seiner Besucher blickte. Matthias trat vor.
    »Pater, was wisst Ihr genau über den Tod Caravaggios?«
    »Eine komplizierte Geschichte!« Der Alte hustete.
    »Lasst Euch Zeit, Pater«, versuchte Matthias beruhigend auf den alten Mann einzuwirken.
    »Zeit ist das, was wir nicht haben. Nun hört meine Geschichte, solange ich noch sprechen kann.
    Es war damals im Juli 1610. Damals kümmerte ich mich noch um die kleine Gemeinde in Porto Ercole, war dort Seelsorger. Jeder wusste von Caravaggio und seinen Taten, aber nie hätte ich geglaubt, ihm eines Tages persönlich zu begegnen, einem Mann, ein Genie, der jedoch nach allem, was man wusste, die Kirche verhöhnte und Gott lästerte. Ein Mörder und ein Häretiker vor den Augen des Herrn . Ich fand ihn tot, in einer Fischerhütte. Das war am 18. Juli im Jahre des Herrn 1610. Wie es meine Pflicht war, nahm ich das, was er besaß an mich und brachte es nach Rom. Kardinal Arrigoni nahm sein Skizzenbuch und meine Aussage entgegen.«
    »Ist es dieses hier?« Matthias holte das Skizzenbuch heraus und zeigte es Pater Filippo.
    »Si, das ist es. Kardinal Arrigoni gab mir indirekt den Auftrag, weitere Nachforschungen über Caravaggio anzustellen. Ich gehorchte und begann so, vorsichtig Erkundigungen über Michelangelo Merisi einzuholen.
    Caravaggio kam danach mit einer Feluke an, die ihn angeblich irgendwo nördlich der Stadt am Strand abgesetzt hatte. Spanische Wachposten griffen ihn auf und verhafteten Caravaggio. Nach ein paar Tagen wurde er nach Zahlung eines Lösegeldes wieder freigelassen. Doch dann musste er feststellen, dass das Schiff nicht auf ihn gewartet hatte und mitsamt seines Krams, seiner gesamten Habe, wieder in See gestochen war.
    Ich habe mit Leuten aus der Stadt gesprochen, die mir berichteten, er sei wie ein wildes Tier durch die Straßen gehetzt, außer sich vor Angst, habe von roten Drachen und Dämonen gefaselt, die ihn angeblich verfolgten. Es lag wohl an der brütenden Sommerhitze, die damals herrschte. Sein Körper musste sehr geschwächt gewesen sein, vom Fieber, seiner Krankheit, seinen Verletzungen. Jedenfalls starb er

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