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Das Geheimnis der Rosenlinie - Esch, W: Geheimnis der Rosenlinie

Das Geheimnis der Rosenlinie - Esch, W: Geheimnis der Rosenlinie

Titel: Das Geheimnis der Rosenlinie - Esch, W: Geheimnis der Rosenlinie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilfried Esch
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duftenden runden Fladen, belegt mit Tomaten, Käse und anderen Köstlichkeiten an den Tisch kam. Dazu stellte er die zwei Becher Wein auf dem groben Holztisch ab.
    »Hm, also wirklich, Pater, dieses frisch gebackene Fladenbrot ist köstlich«, lobte Matthias die Pizza.
    »Freut mich, wenn es Euch schmeckt.«
    »Sagt mal, Pater, was wisst Ihr über dieses Gemälde, die Rosenkranzmadonna? «
    Pater Theophil schluckte den letzten Bissen seiner Pizza hinunter und wischte sich den Mund ab, ehe er antwortete:
    »Wie Ihr bereits wisst, wählte Caravaggio für seine Bilder Menschen aus der Unterschicht zum Vorbild. So dienten ihm besagte Prostituierte, sowohl weibliche wie auch männliche, als Modelle. Er hatte kein Problem damit, einfache Menschen als Heilige darzustellen. Er sagte, dass auch Heilige, wie beispielsweise Thomas, schließlich auch Außenseiter in der Gesellschaft gewesen seien. Seine Bilder sind auf eine Weise ungewöhnlich und schockierend. So ist es besonders die Rosenkranzmadonna, bei der die schmutzigen Fußsohlen der Knienden sichtbar sind. Darum beschimpften ihn auch andere seiner Zunft als Maler der schmutzigen Füße. Er verhöhnte Gott und die Kirche auf seine eigene, besondere Weise.«
    »In der Tat, schmutzige Füße sind eine Beleidigung für Gott«, spöttelte Matthias. »Ist doch in der Bibel selbst ja nur vom Staub an ihren Füssen die Rede. Ich sehe darin keine Beleidigung unseres Herrn, sondern mehr einen Hinweis auf die wahren Täter, die unseren Gott spotten.« Matthias schob seinen Teller beiseite, stutzte unerwartet, als er auf die Tischplatte blickte. »Pater, was sagt Euch MMDC?«
    »Wollt Ihr mich veralbern, das ist eine römische Zahl, Commissarius. 2.600. Aber warum wollt Ihr das wissen?«
    »Weil dies hier in die Tischplatte geritzt ist.«
    »Vielleicht ein Kaufmann oder Schiffer, der sich eine Zahl merken musste und sonst nichts zu schreiben zur Hand hatte«, resümierte Theophil.
    »Oder es ist gar keine Zahl, sondern es sind die Anfangsbuchstaben eines Namens:
    M ichelangelo M erisi d a C aravaggio!«
    Der Pater blickte verblüfft drein. »Ruft den Wirt und fragt ihn, ob er Caravaggio kennt, los Pater, macht schon.«
    Theophil winkte den Gastwirt heran und fragte ihn nach dem Künstler. Doch zu Matthias Enttäuschung schüttelte dieser den Kopf, sagte etwas auf Italienisch und begab sich wieder hinter seinen Tresen.
    »Bedaure, aber er kennt niemanden mit diesem Namen. Er führt die Wirtschaft erst seit drei Jahren. Hat sie von seinem Onkel übernommen, der aber leider im letzten Jahr verstorben ist.«
    »Verdammt! Das heißt, fragt ihn, ob er eine Frau namens Melissa kennt?«
    Der Pater winkte den Wirt nochmals heran und fragte ihn nach Melissa. Der Mann bekam große Augen und grinste von einem Ohr zum anderen.
    » Melissa, si, essa conduce il postribolo alla fine della lane – Melissa, ja, die führt das Freudenhaus am Ende der Gasse. Aber wenn Ihr Mädchen sucht, da habe ich besseres zu bieten.«
    »Nein, wir suchen keine Mädchen. Wir suchen Melissa«, empörte sich Theophil. »Was sind wir schuldig?«
    Theophil zahlte und sie verließen die Spelunke.
    Draußen in der Gasse rempelte sie ein Franziskanermönch an. Die Kapuze seiner Kutte hatte der Mönch tief ins Gesicht gezogen. Er stolperte und dabei fiel ihm ein Rosenkranz aus der Hand, den er rasch wieder aufraffte.
    » Mi scusi, si prega – Verzeihung, bitte«, sagte er ohne stehen zu bleiben und verschwand alsbald in der Menge.
    »Merkwürdig, der hatte es aber eilig«, stellte Matthias nachdenklich fest.
    »Was?«
    »Der Franziskaner. Habt Ihr gesehen, wie wichtig ihm sein Rosenkranz war, den er verloren hatte?«
    »Ach, ich würde das nicht überbewerten. Wahrscheinlich ist es ein Pilgermönch, der im Hafen sein Schiff nicht verpassen möchte. Kommt, Commissarius, lasst uns dieser Melissa einen Besuch abstatten.«
    Als sie beinahe das Ende der engen Straße erreicht hatten, war das Freudenhaus nicht zu übersehen. Eine Menschenmenge hatte sich davor versammelt, spanische Soldaten eilten herbei und bahnten sich einen Weg durch den aufgebrachten Mob.
    »Dort muss etwas geschehen sein«, rief Pater Theophil aufgeregt. Die Soldaten hatten das Haus inzwischen abgeriegelt und drängten die Menschen mit ihren Spießen und Hellebarden zurück.
    »Lasst mich das regeln, Commissarius.« Der Pater ging auf einen der Soldaten zu und fragte ihn etwas. Der Mann verschwand und kam mit einem Offizier zurück. Theophil erklärte ihm,

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