Das Geheimnis der Rosenlinie - Esch, W: Geheimnis der Rosenlinie
ist der Pater in größter Gefahr. Sag dem Griechen, er soll zum Hafen laufen und Kapitän Nuri holen. Er soll einige seiner Leute herbringen. Sie sollen sich bewaffnen. Wir jagen einen Mörder!«
Maurus wollte es gerade ins Griechische übersetzen, als Matthias ihn unterbrach:
»Warte! Frag ihn, ob er weiß wo Filerimos liegt! Der Pater weiß es. Vielleicht ist er dorthin.«
»Warum denkst du das?«
»Pater Theophil nannte ihn. Dieser Ort ist der Grund, warum wir von Malta nach Rhodos segelten.«
Maurus erklärte dem Griechen, worum es ging. Dimitri nickte, antwortete etwas auf Griechisch und rannte los.
»Er kennt Filerimos. Er wird uns dorthin führen, sobald er zurück ist«, erklärte Maurus. »Aber warum verständigen wir nicht die Türken?«
»Oh, Maurus! Überlege einmal! Was glaubst du, was los ist, wenn die Muselmanen erfahren, worum es wirklich geht? Willst du einen Glaubenskrieg anzetteln?«
»Gott bewahre! Es liegt wohl an der langen Gefangenschaft. Mein Kopf funktioniert noch nicht so richtig«, entschuldigte sich der Jesuit.
»Ist schon gut, mein Freund. Im Grunde hast du vollkommen Recht. Aber hier geht es um mehr. Auf Nuri und seine Mannen kann ich mich verlassen. Aber Gott allein weiß, was geschieht, wenn wir die hiesigen Machthaber einschalten.«
Für einen Augenblick herrschte Stille.
Später ließ Ahmed Tee servieren, um die unendlich erscheinende Wartezeit zu überbrücken.
»Es ist schon verwunderlich, wie klein die Welt ist«, fasste Matthias zusammen, während sie auf Dimitris Rückkehr warteten. »Da verschlägt es mich in diesen entlegenen Teil der Welt, damit ich hier alte Freunde wiedertreffe und es gibt tatsächlich einen Griechen, der sogar ein wenig Deutsch spricht.«
»Hast du schon einmal daran gedacht, dass es Gottes Fügung sein könnte, Matthias? Vielleicht hatte er das alles so geplant. Warum sonst sollten wir beide über dieses Evangelium stolpern? Möglicherweise hatte sie ja ihre Finger im Spiel.«
Jetzt sah Matthias seinen Freund erstaunt an.
»Wen meinst du?«
»Na sie, Maria Magdalena, mein Hüter der Rosenlinie.«
Matthias konnte nicht antworten, starrte seinen Freund nur unentwegt an.
»Ja, da staunst du, alter Freund. Ich habe inzwischen verstanden, habe dich erkannt. Frauen sind schon seltsame Geschöpfe: einerseits die Versuchung pur, andererseits der Schoß in dem wir ruhen, der Kelch aus dem wir uns laben. Sie tragen neues Leben in die Welt.«
»Kann es sein, dass deine teure Enja dir den Kopf verdreht hat, mein Freund? Mir dünkt, als seiest du verliebt!«
»Liebe? Ich weiß nicht was das ist, die Liebe zwischen Mann und Frau. Bisher kannte ich nur die Liebe zu Gott. Doch ich muss zugeben, als ich ihr begegnete, löste es einen unvorstellbaren Schwall an Gefühlen in mir aus, ein Verlangen sie zu besitzen, nein, sie in die Arme zu schließen und nie wieder loslassen zu müssen. Ist das Liebe, Matthias?«
Der Advocatus klopfte seinem Freund auf die Schulter.
»Du hast dir die Antwort schon selbst gegeben, mein Freund.«
Es dauerte nicht mehr lange und dann kam endlich Dimitri in Begleitung von Kapitän Nuri zurück. Ihnen folgten acht Mann aus Nuris Mannschaft. Dimitri sagte etwas zu Maurus auf Griechisch, der aufmerksam zuhörte, nickte und sich dann an Matthias wandte.
»Dimitri hat mir erklärt, dass Filerimos ein hoher Hügel ist. Er liegt etwa zweieinhalb Stunden Fußmarsch von hier entfernt in südwestlicher Richtung.«
»Frag ihn, was an diesem Berg so Besonderes ist, dass unsere beiden Freunde dorthin wollen.«
»Der Name Filerimos bedeutet so viel wie Freund der Einsamkeit. Ein Mönch, der aus dem Heiligen Land zurückkehrte, gab dem Berg seinen Namen und gründete auf seinem Plateau eine Einsiedelei. Angeblich führte er eine Ikone der Jungfrau Maria mit sich, die der Evangelist Lukas gemalt haben soll. Später dann entstand dort oben ein richtiges Kloster und die Johanniter errichteten dort eine große Kirche.«
»Gibt es keine Möglichkeit, dorthin zu reiten?«, wollte Matthias wissen.
»Nein, das würde auffallen, wenn ein Trupp Reiter die Stadt verlassen würde. Die Türken sind sehr misstrauisch und würden uns wahrscheinlich verfolgen.«
»Verstehe. Dann lasst uns aufbrechen. Wir haben keine Zeit zu verlieren.«
Sie hängten sich Wasserschläuche um, denn der Weg nach Filerimos war lang und heiß. Zunächst durchquerten sie malerische Gärten, die rund um Rhodos-Stadt angelegt waren. Dann ging der Marsch weiter auf einer
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