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Das Geheimnis der Rosenlinie - Esch, W: Geheimnis der Rosenlinie

Das Geheimnis der Rosenlinie - Esch, W: Geheimnis der Rosenlinie

Titel: Das Geheimnis der Rosenlinie - Esch, W: Geheimnis der Rosenlinie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilfried Esch
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ist?«
    »Wir sind tatsächlich fündig geworden. In den Findbüchern sind Hinweise auf vorhandene Prozessakten. Der Heilige Engelbert wird uns möglicherweise sein Geheimnis anvertrauen.«
    »Hervorragend, van Leuven, wirklich hervorragend.«
    »Danke. Der Hausdiener sucht die Akten heraus.«
    »Verzeiht«, bat nun Moses Schwarz um das Wort. »Ich weiß, dass es mir nicht erlaubt ist. Dennoch gestattet mir die Frage, meint der Herr mit Heiliger Engelbert jenen Erzbischof, der vor 400 Jahren lebte?«
    Überrascht blickte Matthias auf den Juden.
    »Woher wisst Ihr von ihm?«, staunte Matthias.
    Moses lächelte zaghaft. »Wir haben es Erzbischof Engelbert zu verdanken, dass wir unsere Toten bei Raderberg bestatten dürfen, erzählte mir mein Vater.«
    »Könnte ich vielleicht mit ihm sprechen?«, wollte Matthias wissen.
    »Mit einem Juden!«, entfuhr es Maurus.
    »Van Leuven, mäßigt Euch!«, maßregelte Matthias Maurus sofort. Dann wandte sich Liebknecht wieder dem Juden zu.
    »So geleitet Ihr uns zu Ihrem Vater am morgigen Tage?» Aber ja, Herr, ganz wie Ihr wünscht! Ihr lasst mich frei? Aber der Herr Bürgermeister, dem wird es nicht Recht sein.«
    »Das werde ich regeln, Ihr könnt nun gehen! Bruder van Leuven wird Euch bis zum Stadttor eskortieren.«
    »Und Ihr, van Leuven, kümmert Euch darum, wie wir morgen zum alten Schwarz gelangen!«, beschied er Maurus schmunzelnd.
    Bratenduft, Ruß und verbranntes Fett vermischten sich mit dem penetranten Geruch der Tranlampen, die zum Teil die Gastwirtschaft in der Nähe des Doms erhellten. Dazu gesellten sich Tabakgeruch und Schweiß der Menschen, die die Wirtschaft bevölkerten. In den Straßen machte sich wieder der Gestank der Kloaken, vermischt mit Kaminfeuer und anderem Hausbrand breit. Zudem erfüllte ein frostiger Geruch die Luft über Cölln.
    Matthias und Maurus aßen schweigend zu Abend.
    »Warum habt Ihr eigentlich dem Juden geholfen?«, unterbrach Maurus dann die Stille.
    »Weil er unschuldig war. Warum soll man ihn dafür bestrafen, dass er Jude ist?«
    »Aber es ist Juden doch verboten, die Stadt zu betreten.«
    »Ein in meinen Augen aberwitziges Gesetz. Auch in Bonn leben Juden, ich war sogar mit einem jüdischen Arzt zu dessen Lebzeiten befreundet. Es sind doch ganz normale Menschen, so wie wir auch«, gab Matthias zurück.
    »Ihr seid mit Juden befreundet?«
    »Ja, ich weiß, das ist ungewöhnlich«, gab Matthias zu.
    »Aber er hat mir das Leben gerettet.«
    »Ein Amtsbote hat mir vorhin die Engelbert- Akten überbracht«, wechselte Maurus das Thema.
    »Das ist gut. Hoffentlich sind sie uns hilfreich.«
    »Das wird Eure Arbeit sein«, bemerkte Maurus und wollte nun wissen:
    »Hat sich der Churfürst schon bei Euch gemeldet?«
    »Nein, noch nicht. Aber ich werde ihm nach dem Essen noch einen Rapport über die heutigen Geschehnisse schreiben.«
    Dann aßen beide schweigend weiter.
    »Ich ...«, begann Maurus zögerlich, nachdem beide ihr Mahl beendet hatten.
    »... will Euch noch einen guten Rat geben«, fiel ihm Matthias ins Wort.
    »Es ist mir nicht entgangen, dass seit heute Nachmittag eine gewisse Spannung in der Luft liegt. Ihr wart nicht einverstanden mit dem, was ich mit Moses Schwarz besprach. Doch war auch ich nicht glücklich über Euer Verhalten. Ihr habt die notwendige Distanz und Objektivität vermissen lassen. Ja, ja, ich weiß ja, dass Ihr Jesuit seid und somit der Gegenreformation zutiefst verpflichtet, das braucht Ihr jetzt nicht zu erwähnen. Und als reiner Katholik seid Ihr auch kein Freund der Juden. Aber solange Ihr bei den Ermittlungen assistiert, ist es Eure verdammte Pflicht, die notwendige Objektivität walten zu lassen. Ignoranz und subjektives Denken sind der Tod auf dem Weg zur Wahrheitsfindung. Ein Ermittler sollte für alles – und das zu jeder Zeit – offen sein und erst dann urteilen, wenn er alle Umstände ausreichend betrachtet und wenn notwendig, gegeneinander abgewogen hat. Erst dann sollte sich ein Ermittler ein Urteil anmaßen. Denn bedenket, ein Ermittler ist immer der Wahrheit verpflichtet!«
    Matthias hielt inne und trank einen Schluck.
    »Aber was sag ich«, fuhr er fort, »als Jesuit seid Ihr ein Mann Gottes und als ein Mann Gottes seid auch Ihr der Wahrheit verpflichtet, nicht wahr?«
    Maurus wich Matthias’ Blick betreten aus.
    »Verzeiht, Liebknecht«, sagte er nach einer Weile, »es war Eitelkeit, die mich trieb, und ich werde Eurem wohlgefälligen Rat fürderhin noch mehr Beachtung schenken und versuchen,

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