Das Geheimnis der Rosenlinie - Esch, W: Geheimnis der Rosenlinie
vor großem Schaden bewahrt hat.«
Maurus zog die Augenbrauen hoch.
»Ja, Ihr habt recht gehört, Sonderermittler. Ich ernenne Euch ab sofort zum Sonderermittler.«
»Selbstverständlich, wenn es Euch beliebt«, stotterte Maurus verlegen.
»Ich habe für Euch Papiere ausstellen lassen, die Euch auf Eurer Reise von Nutzen sein werden. Diese Ausweispapiere weisen Euch als churfürstlichen Sonderbeauftragten aus und sichern Euch insbesondere in den spanischen Niederlanden freies Geleit zu. Weiterhin erhaltet Ihr Papiere, die Euch ungehinderten Zutritt, aber auch Hilfe in den Klöstern verschaffen sollten, die auf Eurer Reiseroute liegen.
Außerdem habe ich zwei Wechsel ausgestellt, die Euch in die Lage versetzen werden, Euch mit den notwendigen finanziellen Mitteln auszustatten. Zudem erhaltet Ihr noch eine Barschaft in Höhe von 500 Goldgulden.«
»Aber Eminenz, das alles ist viel zu viel.«
Maurus van Leuven war ob der Großzügigkeit seines Herren sichtlich überrascht.
»Ich möchte nur sicher stellen, dass Ihr Euren Auftrag zur vollen Zufriedenheit erfüllen könnt.«
»Das werde ich, Durchlaucht, zu Euren Diensten.«
»Nun denn, folgendes möchte ich Euch noch mit auf den Weg geben: Gefahren sind allgegenwärtig. Ihr habt es allhie heute am eigenen Leibe erfahren müssen. Darum geht bei Euren Ermittlungen mit der gebotenen Vorsicht und Konsequenz vor. Nicht immer entspricht das, was Euer Auge sieht auch der Wahrheit. Die Wahrheit liegt manchmal im Verborgenen. Die Wirklichkeit mag Euch Trugbilder vorgaukeln, Phantasiegebilde oder aber Suggestionen des Antichristen, der Euch zu verwirren sucht, der Euch mit aller Macht eine andere Wahrheit weismachen will. Darum appelliere ich an Euch als ein Mitglied der Societas Jesu, der Gesellschaft Jesu, Euch stets der einen reinen Lehre und Wahrheit verpflichtet zu fühlen. Wenn Ihr die Wahrheit über das Vermächtnis der Gräfin finden und beweisen könnt, soll es nicht zu Eurem Schaden sein.«
Ferdinand sah Maurus eindringlich an. Konnte er sicher sein, dass dieser unbeholfene Gelehrte seine Worte verstanden hatte?
Maurus aber wunderte sich, schon wieder eine Warnung. Langsam schlich die Angst in sein Hirn. Angst? Wovor? Vor wem? Vor Buirmann? Gar vor dem Churfürsten? Liebknechts Worte fielen ihm wieder ein, als er ihm sagte, dass sie sich beide in große Gefahr begeben würden. Allmählich verstand er Matthias’ Worte, dass er kaum jemandem wirklich trauen könnte.
»Habt Ihr mich verstanden, van Leuven?«, grollte der Churfürst laut und blickte streng auf den eingeschüchterten Maurus. Der fuhr augenblicklich hoch, erschrocken durch die strenge Ansprache.
»Selbstverständlich, Durchlaucht, Eminenz, ich habe Euch sehr wohl verstanden und ich versichere Euch, Durchlaucht, dass ich meinen Dienst erfüllen werde«, hörte er sich selbst sagen, ohne zu wissen, ob er dieser Aufgabe überhaupt gerecht werden könnte.
Auf dem Weg zurück von der Residenz ins Cassiusstift grübelte Maurus noch einmal über die Unterredung mit dem Churfürsten nach. Natürlich wollte er die Wahrheit über das Vermächtnis herausfinden, was auch immer die Wahrheit war. Doch auch wenn er sich dem katholischen Glauben und der katholischen Lehre tief verbunden fühlte, so konnte er die Wahrheit nicht übersehen, egal wie schrecklich sie auch sein mochte. Zweimal wurde er heute gewarnt. Maurus wertete dies als Zeichen des Himmels und es bestärkte ihn, mehr denn je bei dieser Haltung zu bleiben.
Später dann im Cassiusstift befolgte er Liebknechts Rat und fertigte Abschriften beziehungsweise Kopien von allen wichtigen Unterlagen für die Reise an.
Kapitel 11
Rückblick – Das Massaker von Béziers, Magdalena-Tag, a. d. 22. Juli 1209
Auch Matthias wurde vom Churfürsten am Vorabend seiner Reise mit Wechseln, Passierscheinen und Bargeld ausgestattet.
»Damit Euch nicht die Langeweile plagt auf Eurer langen Fahrt nach Rom, würde ich Euch gerne noch ein paar Schriften mitgeben, die Ihr während Eurer Reise studieren könnt. Jenen Bericht über die Schlacht von Béziers von dem Mönch namens Peter von Vaux-de Crnay und Wilhelm von Tudèle. Eine weitere Schrift ist die Abschrift von Teilen eines Protokolls aus dem 13. Jahrhundert über die die Vernehmung eines Katharers. Ihr werdet gewiss überrascht sein, mit welch frevlerischen Gedanken diese Ketzer sogar die Schriften der heiligen Apostel ad absurdum führten, um sie für ihre ketzerischen Riten zu nutzen.
Wisset Ihr vom geheimen
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