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Das Geheimnis der Rosenlinie - Esch, W: Geheimnis der Rosenlinie

Das Geheimnis der Rosenlinie - Esch, W: Geheimnis der Rosenlinie

Titel: Das Geheimnis der Rosenlinie - Esch, W: Geheimnis der Rosenlinie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilfried Esch
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alles bewegt sich. Alles steigt und fällt, was bedeutet: Überwinde Starrheit und lebe Flexibilität. Alles, was starr ist, muss zerbrechen. Halte also nicht krampfhaft an vergangenen Sachen fest. Lebe die Veränderung. Sowie der Fluss allen Lebens HARMONIE heißt. Dass alles zum Ausgleich strebe, zur HARMONIE. So bitte ich Euch nochmals, gebt mir Deborah zum Weibe, haltet nicht an alten Riten und Regeln fest! Mein Vater hat mich zu seinem Nachlassverwalter auserkoren!“
    Dies wollte er mit alten Pergamenten darlegen, jedoch entzog sich ihm die Möglichkeit, denn lautes Geschrei im Viertel ertönte. Männer bewaffneten sich mit Steinen, Knüppeln, Mistgabeln und Äxten, liefen zu den Toren und Palisaden, um unser Viertel gegen den Cöllner Mob zu verteidigen. Doch der Ansturm der aufgebrachten Meute war zu stark als dass man die wilde Horde hätte aufhalten können. Viele hundert Menschen auf beiden Seiten starben in dieser furchtbaren Nacht.
    In Windeseile rafften wir all unser Hab und Gut zusammen, all das, was wir tragen konnten und flohen in unser heiliges Bad. Dort unten in der Mikwe stiegen wir die Treppe hinunter bis zu einer mit einem Stern markierten Stelle. Mit dem Mut der Verzweiflung brachen wir die Stelle in der Mauer ein, hinter der ein breiter Gang lag. Die Kämpfe draußen konnten wir sehr wohl vernehmen. „Wir sind in römischen Katakomben“, bemerkte Gottfried. Der unterirdische Gang führte bis jenseits der Stadtmauer, wo ein Wagen wartete und auch einige bewaffnete Männer.
    „Wer sind diese Leute?“, wollte ich von Gottfried wissen.
    „Johannisritter“. Erst Jahre später hörte ich vom geheimen Zusammenschluss von rheinischen Rittern, die das Geheimnis der Rosenlinie zu wahren suchten. Gottfried selbst sprach nie mit mir darüber.
    Unsere Flucht führte uns zunächst rheinaufwärts, bis wir ein Fährschiff erreichten, welches uns nach Deutz brachte, unserer neuen Heimat.
    Zu meinem Bedauern musste ich einsehen, dass der junge Herr Recht hatte und meine Tochter bei ihm wahrhaft sicher war.
    Deborah wurde Gottfried, dem Kantor aus Bonn in Eile angetraut. Nach und nach brachte er dafür im Gegenzug seinen Schatz zu uns, den wir fortan hüteten. Aus der Verbindung gingen vier Kinder hervor, Nikolaus, Sarah, Johannes und Orli, das Licht meiner alten Tage.
    Aaron Trachmann schloss den Bericht und legte die Papierrolle behutsam zur Seite. Matthias war tief bewegt, doch zwang er sich zur Ruhe. Du darfst nichts preisgeben, sagte er sich in Gedanken immer wieder. Lass dir nichts anmerken, hämmerte es in seinem Kopf, du darfst nicht auffallen, sonst gefährdest du alles! Doch was sollte er gefährden? Das Geheimnis, sich selbst? Die neuen Erkenntnisse über die Rosenlinie im Zusammenhang mit seiner Herkunft überraschten ihn völlig.
    »Was ist mit Engelbert?«, hörte er sich fragen. »Engelbert lebte früher.«
    »Ehrenwerter Commissarius«, antwortete Aaron Trachmann gütig in väterlicher Weise. »Ihr solltet mehr Geduld haben. Aber um Euch weiterzuhelfen, möchte ich anfügen, dass Erzbischof Engelbert 1266 Eurer Zeitrechnung ausschließlich den Juden gestattete, Geldgeschäfte zu tätigen. Niemand sonst durfte zu Cölln Geld verleihen.«
    »1266 sagtet Ihr? Mit Verlaub, das kann nicht sein, Erzbischof Engelbert wurde 1225 angeblich ermordet.«
    Nachdenklich blickte Aaron einen Augenblick drein.
    »Mir scheint, wir sprechen von zwei verschiedenen Erzbischöfen«, bemerkte er dann. »Ich meine Engelbert II. Doch erwähntet Ihr vorhin nicht einen Ritter namens Heinrich von Sayn?«
    »Ja!«
    Der Jude nickte vielsagend. »Ja, dieser Ritter ist mir bekannt, einen Augenblick bitte!« Trachmann kramte in der Schatulle mit den Schriftrollen herum, nahm ein weiteres Dokument heraus und las schweigend darin.
    »Ja, das ist es. Nach dem Tode Engelberts, Eures Engelberts, kam es zu Unruhen im Churfürstentum. Der Reichsritter Heinrich III. von Sayn gewährte gemäß dem Versprechen der Cöllner Erzbischöfe uns Juden Schutz. Viele Familien von uns zogen zur Feste Wolkenburg und zur Löwenburg. Manche siedelten sich hiernach auch in einer Siedlung bei 13 Linden auf dem Röckesberg an, wo das auch immer sein mag.«
    »Ein Berg bei Bonn, eine untergegangene Ansiedlung«, kommentierte Matthias, dem jetzt sein Gespräch mit Maurus wieder einfiel. Maurus war es, der ihm von einer geheimnisvollen, zerstörten Kirche erzählte hatte. Eine Ketzerkirche bei Holzdorp, die nirgendwo Erwähnung gefunden hatte. Nur in

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