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Das Geheimnis der Rosenlinie - Esch, W: Geheimnis der Rosenlinie

Das Geheimnis der Rosenlinie - Esch, W: Geheimnis der Rosenlinie

Titel: Das Geheimnis der Rosenlinie - Esch, W: Geheimnis der Rosenlinie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilfried Esch
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mit seinem Vater, hatte lockige, kurz geschnittene schwarze Haare. Matthias schätzte ihn auf etwa zwanzig Jahre.
    »Dann lasset mich nun Euer Begehr wissen, Herr Commissar«, begann der alte Jude das Gespräch.
    » Ja, gerne. Euer Vetter aus Deutz sagte mir, dass Ihr mir möglicherweise weiterhelfen könntet. Er erwähnte einen Ritter namens Heinrich von Sayn.«
    Der alte Jude stützte sich mit den Händen auf seinen Knien ab und hielt inne, dann begann er: »Salman wird wohl auf seine alten Tage geschwätzig wie ein Weib, dass er einem Gojim von unseren uralten Geheimnissen erzählt. Doch muss er sehr großes Vertrauen zu Euch haben, was ich eher annehmen möchte, sonst hätte er Euch nicht zu mir geschickt. Gut, dann will ich Euch gewissermaßen als Freund ansehen. Ephraim, geh und sage deiner Mutter, dass wir einen Gast beherbergen werden, wenn Ihr nichts dagegen habt, mit einem Juden zu speisen. Uns ist jeder Gast heilig.« Matthias nickte.
    »Gut! Und du, Ahab, geh und hole die Truhe, du weißt schon, welche ich meine!«
    Als Ahab mit der Truhe zurückkam, wartete Aaron Trachmann noch, bis Wein, Mandelbrot und Haroset aufgetischt waren.
    »Hm, köstlich! Was ist das«, fragte Matthias neugierig, nachdem er die Süßspeise probiert hatte.
    »Das ist Haroset, eine Spezialität meines Weibes«, erklärte jetzt Ahab mit sonorer Stimme, um gleich anzufügen »Entschuldigt, Herr Vater!«
    Aaron Trachmann hatte seinen Sohn mit einem missbilligenden Blick bedacht, als er vorlaut in das Gespräch eingriff.
    »Es sei dir verziehen, mein Sohn. Dann erkläre es unserem Gast bitte.«
    Dankbar lächelnd ergriff Ahab wieder das Wort:
    »Haroset wird aus Honig, Rosinen, geriebenen Äpfel und dem Saft von Orangen hergestellt. Da man aber hierzulande diese Frucht nur selten erhält, nimmt Esther Pfirsichsaft.«
    »Genug jetzt!«, unterbrach Aaron Trachmann barsch den Eifer seines Sohnes, zog einen Schlüssel aus seiner Jackentasche und öffnete das schwere Schloss der schlichten Eichentruhe. Behutsam nahm er nach kurzer Prüfung einige Schriftrollen heraus.
    »Diese Texte sind in Griechisch und Hebräisch verfasst, darum werde ich sie vorlesen und übersetzen«, erläuterte der alte Jude. »Es ist seit Generationen das erste Mal, dass die Truhe wieder geöffnet wird, auch dass ein Nichtjude den Inhalt zu Gesicht bekommt.«
    Aaron Trachmann bedachte Matthias mit einem milden Lächeln, ob dessen erstauntem Gesichtsausdruck. »Doch lasst mich erst etwas erklären, damit Ihr alle hier versteht, was die Menschheit damals bewegte, was uns damals bewegte. Es ist wohl die Zeit gekommen, dass auch meine Söhne erfahren, welches Wissen wir seit Jahrhunderten bewahren.«
    Der Jude machte eine kurze Pause, dann begann er mit seiner Erzählung.
    In jenen dunklen Tagen, als die Pest über Europa hereinbrach wurde meiner Familie die Ehre zuteil, das Vermächtnis vieler Generationen zu retten, es der Nachwelt aufzubewahren.
    Die Pest glich einer finsteren Wolke, die alsbald den ganzen Himmel mit stickigem Dampf bedeckte, wabernd lauernd, um die nächsten Opfer gnadenlos in den Strudel des schwarzen Todes hinfort zu reißen. Die Pest kam über Handelswege von Asien nach Europa. Zuerst trat sie in Sizilien auf, verbreitete sich dann flugs über ganz Italien, überwand die Grenzen nach Frankreich und den Alpen, um auch in deutschen Landen Schrecken und Tod zu verbreiten.
    Die Ärzte waren machtlos gegen den Schwarzen Tod. Die Menschen glaubten, dass Gott sie wegen ihres sündhaften Lebens bestrafe und sahen die Pest als Vorboten der Apokalypse, das Ende aller Tage. Aber nicht alle dachten so, genug waren, die hoffärtig glaubten, frei von Sünde zu sein und die Schwächsten im Volke für diese Seuche verantwortlich machten. Auch die Kirche verfolgte sie als Sündenböcke, alle Andersgläubigen, allweil da waren, Zigeuner, Vagabunden, Ausgestoßene und vor allem auch wir Juden.
    Man warf uns vor, die Brunnen vergiftet und die Pest durch giftige Dämpfe verbreitet zu haben. Besonnene Ärzte beobachteten, dass durch penible Sauberkeit und dem Absondern der Kranken von den Gesunden die Ausbreitung der Seuche gemindert werden konnte, leider fanden sie viel zu wenig Gehör. Doch hatte die Pest noch weitaus schlimmeren Schaden angerichtet. Die Familien brachen auseinander, Eheleute ließen ihre Gatten ohne Unterstützung, selbst Kindern wurde dringende Hilfe verweigert. Zu groß war die Angst vor Ansteckung. Lähmendes Entsetzen bestimmte alle Tage,

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