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Das Geheimnis der Rosenlinie - Esch, W: Geheimnis der Rosenlinie

Das Geheimnis der Rosenlinie - Esch, W: Geheimnis der Rosenlinie

Titel: Das Geheimnis der Rosenlinie - Esch, W: Geheimnis der Rosenlinie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilfried Esch
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blieben, achteten wir doch die Gebote im dritten Buch Moses, die uns nicht nur die Reinheit im Glauben lehren, sondern auch die Reinlichkeit im Umgang mit Speise und Trank und der Körperpflege.
    So berichtet Abraham Bar Da:
    Schon seit Tagen wurden die Zugänge zum jüdischen Viertel zu Cölln geschlossen gehalten und von jüdischen Männern streng bewacht. Kein Jude verließ das Viertel, wollte er nicht den sicheren Tod finden, der draußen in den Straßen und Gassen Cöllns wütete. Immer wieder wurden Juden angegriffen, von aufgebrachtem Gesindel angegriffen und verletzt. Fast immer flogen dabei Steine, Fenster gingen zu Bruch. Brennende Fackeln wurden gegen die hohen Palisaden und schweren Tore geworfen, die das Judenviertel umschlossen. Dank der Hilfe des Allmächtigen hielt die Bewehrung dem stand. So fühlten wir uns nahezu sicher in unserem Viertel. Unsere jungen Männer bejubelten jeden abgewehrten Versuch eines Übergriffs. Wir Älteren beteten daheim und in der Synagoge um Gnade und Vergebung. Einige flehten sogar um Exodus, dass der Herr uns herausführen möge, aus dieser Verdammnis.
    Und als hätte ER unsere Gebete erhört, erschien am Tage vor jener gräulichen Nacht ein Christ vor unserem Tor und begehrte Einlass. Dieser freundliche Mann namens Gottfried war mittleren Alters und unverheiratet und verdingte sich als Kantor am Cassiusstift zu Bonn. Zudem war er der Sohn eines Ritters, der einst dem Templerorden diente.
    Dieser Mann, ein Goi, war nun gekommen, um die Hand meiner Tochter Deborah anzuhalten. Ich schalt ihn einen Narren, einen tumben Toren, der nicht wüsste, was er da tue.
    „Ich liebe Eure Tochter und Deborah liebt mich“, entgegnete er mir voller Inbrunst. „Ich kann ihr mehr Sicherheit geben, als Ihr Euch vorstellen könnt!“
    „Sie ist schon versprochen“, antwortete ich barsch.
    „Dann will ich sie freikaufen!“ Gottfried der Kantor war hartnäckig und offerierte einen großen Beutel voll Gold.
    Mir war so gar nicht wohl bei dem Anerbieten dieses Christen, allein Gottfried war weiter unerschrocken. „Gebt sie mir zur Frau. Ich kann sie beschützen! Auf dem gleichen geheimen Wege, der mich zu Euch führte, werde ich sie mitnehmen. Draußen vor den Toren sind schon Vorbereitungen für einen Sturmangriff im Gange. Mit eigenen Augen habe ich gesehen, wie man Rammböcke und Blide vor die Tore gerollt hat. Euch allen droht große Gefahr!“ Gottfried hatte tatsächlich Angst um uns.
    „Ihr seid ein noch größerer Narr als ich vorher noch dachte. Ihr wagt Euch hierher, begebt Euch in Gefahr. Nehmt Euer Gold und geht, solange es noch Zeit ist!“
    „Nein Herr, bitte hört mich an!“, bedrängte mich der junge Mann weiter und so ließ ich ihn gewähren, allmählich rührte mich sein hartnäckig Begehr. So erzählte er die wunderlichste Geschichte, die mir je zu Ohren gekommen ist.
    „Ich diene Gott und der Kirche, doch auf die mir eigene Weise. So wurde ich Kantor. Mein Vater hatte anderes mit mir im Sinne und bildete mich im Umgang mit den Waffen aus. Viele harte Lektionen erteilte er mir im Umgang mit dem Schwert. Allweil mein Vater bereits als Kind in einem Feldzuge in französische Lande mitziehen musste. Dorten fand er in einer blutigen Schlacht in der Stadt Béziers ein Schoßkind, eine Tochter aus königlichem Geblüt. Der sterbenden Mutter gelobte er durch seinen heiligen Eid sie zu beschützen, da sie Gottes Geheimnis in sich trug. Denn ihre Wurzeln gingen zurück auf Jehoshua von Nazareth und Miriam von Magdala, den Begründern der königlichen Linie, die man die Rosenlinie nannte.“
    »Was, was sagtet Ihr da gerade?«, fragte Matthias unbeherrscht in die bedächtige und ruhige Atmosphäre des Hauses. Erschrocken blickten die Männer auf ihn. »Ich meine, der Name, wie lautet der volle Name dieses Mannes?«
    Aaron Trachmann ging verwundert nochmals die Zeilen durch.
    »Gottfried leeve Kneht vun de Lynde! Doch höret, dies wird noch folgen in dieser Geschichte.«
    Matthias wurde nun ungeduldig.
    »Das müsst Ihr auch! Fahrt fort, bitte! Verzeiht meinen Ausbruch.«
    Verwundert schauten die Brüder auf den Commissarius. Aaron Trachmann las weiter vor.
    „Mein Vater lehrte mich, die Göttlichkeit in allen Dingen zu sehen, lehrte mich die Göttliche Ordnung. Das Gesetz des Ursprungs, keine Ursache ohne Wirkung, wie im Himmel so auf Erden, das eine kann ohne das andere nicht existieren, gleiches zieht gleiches an, wie ungleiches einander abstößt. Nichts bleibt stehen –

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