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Das Geheimnis der Rosenlinie - Esch, W: Geheimnis der Rosenlinie

Das Geheimnis der Rosenlinie - Esch, W: Geheimnis der Rosenlinie

Titel: Das Geheimnis der Rosenlinie - Esch, W: Geheimnis der Rosenlinie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilfried Esch
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fragen, nahm lieber den letzen Kanten seines getrockneten Pökelfleisches und aß ihn auf der harten Pritsche in der Klosterzelle. Schließlich suchte er die Badestube auf, um sich den Staub von Händen, Armen und aus dem Gesicht zu waschen. Als die Abendglocke läutete, hastete er zum Komplet.
    In der großen Kirche erwarteten ihn neben dem Prior noch weitere sechs Mönche und zwei Knaben in Novizenkleidung zum Nachtgebet. Maurus kannte nur den Prior, Amarin und Rupert. Einer der älteren, ihm unbekannten Brüder beobachtete Maurus unablässig mit starrem Blick. Der alte Mönch wirkte zutiefst verbittert und strahlte ein Kälte aus, die Maurus tief in der Seele traf. Bei Gott, dachte er, wie unheimlich und seltsam ist es hier. Gleichzeitig hatte er das beklemmende Gefühl als würde man hier etwas verbergen; er spürte etwas Bedrohliches, Gefährliches. Das stille, weitläufige Kloster mit den wenigen verbliebenen Brüdern beunruhigte Maurus van Leuven in höchstem Maße, nur mechanisch murmelte der Jesuit die vertrauten Gebete und Psalmen.
    Pater Lambert eröffnete das Komplet.
    » Deus, in adiutorium meum intende – O Gott, komm mir zur Hilfe.«
    Alle antworteten:
    »Herr, eile mir zu helfen.
    Gloria Patri et Filio et Spiritui Sancto,
    Ehre sei dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist,
    Sicut erat in principio et nunc et semper,
    wie im Anfang, so auch jetzt und alle Zeit,
    et in saecula saeculorum. Amen.
    und in Ewigkeit. Amen.«
    Danach folgten streng nach der monastischen Regel das Bußgebet, der Hymnus, die Psalmen, eine Lesung, die ganze Liturgie des klösterlichen Nachtgebets. Die Gebete und die Gesänge verfehlten ihre beruhigende Wirkung nicht und Maurus’ Anspannung der letzten Tage löste sich allmählich. Die finster dreinblickenden Augen des alten Mönchs jedoch verfolgten ihn weiter.
    Nach dem Lobgesang geschah etwas Ungewöhnliches, was nicht nur Maurus aufblicken ließ. Denn Pater Lambert fügte eine Oration, ein Gebet hinzu, das eigentlich nur an Sonntagen üblich war.
    »Lasset uns beten. Allmächtiger Gott, wir haben heute das Geheimnis der Auferstehung unseres Herrn gefeiert. Am Abend rufen wir zu dir: Bewahre uns in dieser Nacht vor allem Bösen! Lass uns in Frieden ruhen und morgen den neuen Tag mit deinem Lob beginnen!« Der Prior musterte streng die Gemeinschaft, einen nach dem anderen. Zum Schluss blickte er Maurus an und sprach eindringlich: »Mögen die Geheimnisse des Glaubens diesen geweihten Ort niemals verlassen. Darum bitten wir durch Christus unseren Herrn. Amen.«
    Blicke huschten von einem Gesicht zum anderen, fragend sahen sich die Mönche gegenseitig an. Maurus spürte die Anspannung der anderen und folgte weiter den Gebeten, so gut er vermochte, um nicht aufzufallen.
    Nach dem Komplet bat der Prior die Gemeinschaft noch in den Kapitelsaal, damit sich das Konvent mit Maurus bekannt machen konnte.
    »Meine lieben Brüder! Ich möchte Euch unseren Gast vorstellen, der heute angekommen ist und für einige Zeit unter uns weilen wird. Bruder Maurus von der Societas Jesu – Gesellschaft Jesu«, stellte Pater Lambert Maurus seinen Mitbrüdern vor. Er drehte sich nun zu Maurus und zeigte erklärend auf die einzelnen Mönche. »Frater Rupert, unser Torwächter. Ihr kennt ihn bereits, genauso wie Amarin. Er ist Cellerar wie auch Novizenmeister in einer Person.«
    Nun deutete der Pater auch auf den Alten, der Maurus so unheimlich war.
    »Das ist Bruder Jean, unser Bibliothekar. Er wird Euch bei Eurer Arbeit unterstützen. Nicht wahr, Frater Jean?«
    Der Alte warf dem Prior nur einen mürrischen Blick zu.
    »Wieder so ein Schnüffler, der nur Unruhe in den Konvent bringt«, kommentierte er den Prior. Pater Lambert warf ihm einen tadelnden Blick zu.
    »Bruder Jean! Hüte Deine Zunge! Unser Gast ist im Auftrag des Erzbischofs von Cölln hier.«
    Der Alte warf dem Pater ein paar finstere, böse Blicke zu und murmelte etwas, was niemand verstand. Der Prior überging das Gemurmel und fuhr mit der Vorstellung fort.
    So lernte Maurus die Brüder Isidore, den Gärtner, Leonhard, der sich im Medizinischen auskannte und Albert, den Koch kennen. Die Fratres Paul und Louison sowie die beiden Novizen Matys und Romary gingen je nach Bedarf den anderen zur Hand. Scriptor der Gemeinschaft war Frater Louison.
    »Romary! Du kommst gleich zu mir ins Besprechungszimmer. Wir müssen noch einmal über deine Lektionen sprechen, bevor die Zeit des Schweigens anbricht«, rief Amarin dem schmalen Knaben mit

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