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Das Geheimnis der Rosenlinie - Esch, W: Geheimnis der Rosenlinie

Das Geheimnis der Rosenlinie - Esch, W: Geheimnis der Rosenlinie

Titel: Das Geheimnis der Rosenlinie - Esch, W: Geheimnis der Rosenlinie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilfried Esch
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machen. Versteht Ihr?«
    »Ja, ja. Ich verstehe. Aber du kommst jetzt mit mir zu den Bädern. Da kannst du dich waschen. Und zieh dieses blutverschmierte Gewand aus.«
    Der blonde Knabe weinte lauter.
    »Ich kann nicht richtig laufen. Alles tut weh«, wimmerte er,
    »Na schön«, lenkte Maurus ein. »Ich hole Wasser und ein paar Tücher.« Er beeilte sich, die Dinge zu holen und vergaß auch nicht, eine kleine Phiole mitzubringen, die er in seinem Reisegepäck aufbewahrte. Fünf Tropfen der darin befindlichen, klaren Tinktur und Schmerzen jeder Art ließen nach. Es kostete ihn viel Mühe, den Jungen davon zu überzeugen, dass ihm die Tropfen helfen würden. Maurus wartete dann bis der Novize eingeschlafen war und ging zurück in seine Zelle.
    Maurus war außer sich und bebte innerlich vor Zorn. In welchem Sündenbabel war er hier gelandet? In welche grauenhaften Abgründe würde er noch schauen müssen? Was verbarg man hier unter dem Deckmantel der Frömmigkeit?
    Maurus war so sehr mit seinem Zorn beschäftigt, dass er das eisgraue Augenpaar nicht bemerkte, das ihn unablässig durch einen Türspalt verfolgte.

Kapitel 21
Mergentheim, Haus des Deutschen Ordens
    Der Kutscher Konrad Gropper hatte große Mühe, das Rad zu richten. Am späten Nachmittag endlich gelang es ihm, wenn auch nur notdürftig.
    »Mehr geht nicht, Herr, bis zum nächsten Ort wird es schon halten. Wir brauchen einen Radbock und eine Zugbank, um das Rad zu richten. Wir müssten allerdings morgen in Frühe einen Stellmacher aufsuchen, der dies bewerkstelligen kann.«
    »Danke, Konrad. So lass uns jetzt weiterfahren, es dämmert schon und bis Elsenfeld ist es noch ein gutes Stück.«
    Matthias bestieg die Kutsche wieder, der junge Trachmann folgte ihm still. Der junge Jude saß Matthias schweigend gegenüber, lächelte verlegen und sah immer wieder hinaus.
    »Ihr fürchtet einen Überfall?«, brach Ephraim nach einiger Zeit das Schweigen.
    »Wie kommt Ihr darauf?«, Matthias versuchte gleichgültig zu wirken.
    »Ich habe Eure Waffen gesehen, die Pistolen und das Rapier. Außerdem bin ich kein Kind mehr. Ich weiß, welch Gefahren eine Reise mit sich bringen kann.«
    Matthias nickte nur still.
    »Euer Schwert ist eine sehr schöne Arbeit! Kommt es aus Spanien?«,versuchte Ephraim erneut mit Matthias ins Gespräch zu kommen. »Ja, es ist ein Toledo Salamanca«, erklärte Matthias und dachte dabei an Carmen, sogleich hatte er ihr Bild vor Augen. Das Schwert hatte sie als Geschenk ihres Vaters mitgebracht, letztes Frühjahr, als sie ihn in Bonn besucht hatte. Carmens Vater wollte damit Matthias seine Dankbarkeit für die Rettung seiner Tochter ausdrücken. »Es ist ein ganz besonderes Geschenk«, fügte er versonnen hinzu. »Aber Ihr erstaunt mich. Interessiert Ihr Euch für Waffen? Ich nahm an, Ihr seid ein Kaufmann wie Euer Herr Vater.« Jetzt errötete der Junge.
    »Bitte, Herr Liebknecht, Ihr dürft das niemals meinem Vater sagen. Er würde mich dafür sicherlich züchtigen. Doch es stimmt! Ich habe mich heimlich mit Waffen beschäftigt. Schon als kleiner Junge habe ich oft Soldat gespielt. Später habe ich mir immer wieder heimlich Bücher über Waffenkunde, besonders über den Schwertkampf, ausgeliehen und gelesen. Einer meiner Freunde war ein Christ. Als sein Vater ihn mal dabei erwischte, wie ich ihm eines der Bücher zurückgab, hat er ihn fürchterlich verprügelt, weil er mit einem Juden Umgang pflegte.«
    Staunend hörte Matthias Ephraim Trachmann zu.
    »Habt keine Angst, junger Freund. Dies bleibt unter uns. Kein Wort werde ich preisgeben.«
    Das kleine Städtchen Elsenfeld am Südrand des Spessarts erreichten sie tief in der Nacht und mussten mit der Weiterreise bis zum Nachmittag des nächsten Tages warten. Der Rademacher ließ gegen ein paar Goldgulden alle anderen Kunden warten, dennoch dauerte es einen halben Tag, bis er das Rad repariert hatte.
    Die nächste Station von Matthias’ Reise war das Städtchen Miltenberg am Mainknie. Nachdem sie mit einer Fähre den Main überquert hatten, erreichten sie die weithin sichtbaren Mauern der Stadt. Das westliche Stadttor, das sie durchfuhren, war quadratisch angelegt und hatte sechs Stockwerke. Oben schloss es mit einem spitz zulaufenden Dach ab. Der Torturm war aus einem rötlichen Buntstein erbaut und hatte an einigen Fensteröffnungen rot-weiß gestrichene Laden.
    Matthias fragte einen der Torwächter nach einem Quartier für die Nacht.
    »Da geht Ihr am besten in die Fürstenherberge,

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