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Das Geheimnis der Rosenlinie - Esch, W: Geheimnis der Rosenlinie

Das Geheimnis der Rosenlinie - Esch, W: Geheimnis der Rosenlinie

Titel: Das Geheimnis der Rosenlinie - Esch, W: Geheimnis der Rosenlinie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilfried Esch
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plötzlich das Tor und ein anderer Mönch trat heraus.
    »Willkommen, Bruder Maurus. Bitte, tretet ein!«

Kapitel 19
Rom, Heiliges Offizium, Mai a.d. 1626
    Antonio Marcello Kardinal Barberini saß in seinem Bureau im Heiligen Offizium und hoffte, den ihm verhassten Giovanni Garzia Kardinal Millini, Sekretär der Heiligen Inquisition, baldigst abzulösen. Doch noch hielt sich der alte Mann, hatte sogar kürzlich erst einen Giftanschlag überlebt.
    Angestrengt dachte Barberini darüber nach, wie er Millinis Abgang beschleunigen konnte. Seine Position als Untersekretär reichte ihm nicht, Barberini strebte nach Höherem, sobald wie möglich. Doch hatte seine Ungeduld ihn schon einmal ein Amt gekostet. Obwohl er der Lieblingsneffe Papst Urbans VIII. war, hatte dieser seinen älteren Bruder Francesco auf der Position des Kardinalnepoten vorgezogen. Francesco fungierte jetzt als rechte Hand des Pontifex, ein Amt, das nach Antonios Selbstverständnis eigentlich besser ihm zugestanden hätte.
    Ein Dominikanerpater trat ein und übergab Barberini ein Buch und einen Brief.
    »Hier sind die gewünschten Unterlagen, Eminenz. Dieser Brief wurde für Euch abgegeben.«
    »Danke Luca, gibt es schon Nachrichten?«
    »Bedaure, Eminenz. Aber der Kundschafter hat sich noch nicht gemeldet.«
    »Danke, Pater.« Der Dominikaner verneigte sich und verschwand wieder. Antonio Barberini ging zu seinem pompösen Schreibtisch und schlug das Buch auf, das er sich hatte kommen lassen. Es war ein Skizzenbuch von Michelangelo Merisi, genannt Caravaggio. Der Kardinal betrachtete die Eintragungen und Zeichnungen sehr aufmerksam. Woran hatte dieser Trunkenbold zuletzt gearbeitet? Welches Geheimnis barg dieses Buch? Pompeio Kardinal Arrigoni hatte dieses Geheimnis nicht lüften können. Er verstarb noch ehe er entsprechende Schritte unternehmen konnte. Wie schade!, dachte Barberini mit einem kalten Lächeln, dann muss ich wohl seine Arbeit vollenden. Doch es wird mir ein Vergnügen sein!
    Er nahm den Brief in die Hand, brach das Siegel und faltete das Papier auseinander.
    Aufmerksam verschlang er den Inhalt des Briefes, der ihn regelrecht in Verzückung versetzte. Es gab doch noch gute Christen, lobte er im Stillen und meinte allerdings mehr sich selbst, denn er hielt sich für unfehlbar, was er gerne unter Beweis stellte. Der Brief kam aus Bonn, der Residenzstadt jenes dekadenten Erzbischofs Ferdinand von Wittelsbach, der so bemüht war, ein obskures Wunder zu bewirken und einen Ketzer heilig sprechen lassen wollte.
    Der Brief ließ ihn tief durchatmen. Alles war geregelt, alles auf dem Weg. Dieser gelehrte Jesuit würde verschwinden, Ferdinand würde sein Wunder aufgeben müssen und dieser Advocatus, wie man ihn nannte, war auf dem Weg nach Rom.
    Alles entwickelte sich so, wie er es geplant hatte, beinahe vollkommen. Immer mehr gute Christen schlossen sich den Rosenkranzbruderschaften an, Männer und auch Frauen. Ihre Zahl wuchs fast täglich. Sie alle kehrten zur alten Frömmigkeit zurück, beteten die Gottesmutter Maria an und glaubten an die unbefleckte Empfängnis. Hinfort mit den Ketzern! Jenen Esoterikern und Sektierern, die eine Hure der Gottesmutter vorzogen.
    Antonio Marcello Kardinal Barberini hatte die perfekte Waffe geschaffen. Er musste sie nur noch schleifen. Und das würde bald geschehen.

Kapitel 20
Der unheimliche Mönch
    Abtei Villers, 7. Juni a.d. 1626
    »Kommt, Bruder!« Der Zisterzienser eilte schon voraus, als Maurus ihm hinterher rief: »Wartet Bruder, was ist mit meinem Wagen?«
    »Darum wird sich Rupert kümmern, der Bruder Torwächter. Wenn Ihr mir jetzt bitte folgen möget, Frater Maurus!«
    Der Mönch machte eine auffordernde Handbewegung. Maurus folgte dem sonderbaren Mönch, angewidert von dessen geheuchelter Freundlichkeit.
    »Wohin gehen wir?«, rief Maurus dem Mönch nach. Der Zisterzienser blieb nun stehen und sah Maurus ungeduldig an.
    »In den Kapitelsaal, dort werdet Ihr erwartet«, murrte er. Maurus hatte ihn inzwischen eingeholt.
    »So sagt mir, Bruder ohne Namen, warum ist niemand in den Gärten und auf den Feldern? Die Häuser dort vorne! Sie erscheinen mir unbewohnt!« Maurus deutete auf den U-förmigen Gebäudetrakt im weitläufigen Klostergelände.
    Der Mönch zog die Augenbrauen zusammen und blickte Maurus argwöhnisch an.
    »Vergebt mir, Bruder. Mein Name ist Amarin. Da vorn wohnten die Laienbrüder. Doch jetzt sind keine mehr da. Daher ist auch niemand in den Gärten und auf den Feldern zu

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