Das Geheimnis der Rosenlinie - Esch, W: Geheimnis der Rosenlinie
Herr«, antwortete der einfache Soldat nach kurzer Überlegung.
»Fürstenherberge? Was und wo soll das sein?«, erkundigte sich Matthias.
»Eigentlich heißt das Gasthaus auch Zum Riesen und gehört Lorenz Beck. Bleibt immer auf der Hauptstraße. Wenn Ihr auf Höhe der Burg seid, dann habt Ihr die Hälfte des Wegs geschafft. Später seht Ihr linker Hand das Gasthaus.«
»Ach, hört nicht auf Adam, Herr. Nächtigt lieber im Anker, der gehört meinem Schwager«, mischte sich ein anderer Torwächter ein.
»Dein Schwager verkauft saures Bier und der Anker ist ein Dreckstall«, parierte Adam.
»Halt’s Maul, Adam. Der Beck hat doch nur Glück gehabt, weil er die Enkelin des alten Jost geheiratet hat. Und jetzo führt so ein vermaledeiter Freudenberger den Gasthof.«
»Ja, ja, die Geschicht’ kenne ich schon. Wäre nicht der Lorenz daher gekommen, hätt’ dein Schwager das Mädel gekriegt, ja, ja, ja…«
»Ach, hol dich und den Lorenz doch der Deivel. Vielleicht steckt der sogar mit ihm unter einer Decke!«
Matthias amüsierte der Streit der Männer nicht besonders, dankte kurz und gab Konrad ein Zeichen zum Weiterfahren. Er wusste um die Gefährlichkeit solcher Ausbrüche. Wie schnell ist jemand denunziert und angezeigt. Er dachte an die Vorwürfe an seine verstorbene Frau, über die ihm Churfürst Ferdinand berichtet hatte, dachte an Buirmann, der solche Aussprüche gerne aufgriff, um eine neue Hexenjagd zu beginnen. Hexenjäger wie Buirmann gab es allerorten, auch hier zwischen Spessart und Odenwald.
Der Aufenthalt im Riesen war dann wider Erwarten doch sehr angenehm und Lorenz Beck ein freundlicher, zuvorkommender Wirt, der gerne erzählte, dass sein Gasthaus wohl das älteste der Gegend, wenn nicht sogar das älteste in deutschen Landen sei.
Die Zimmer waren mit guten Betten ausgestattet und so verbrachten sie eine ruhige, erholsame Nacht in Miltenberg, bevor sie am nächsten Morgen nach Mergentheim aufbrachen.
Die Abendsonne leuchtete die Tore Mergentheims an und tauchte die Silhouette der Stadt an der Tauber in ein seltsam rötliches Licht, wie es eigentlich nur im Winter vorkommt. Die Kutsche des Bonner Advokaten fuhr direkt auf das Schloss des Deutschen Ordens zu.
Nachdem er dem Hauptmann der Wache sein Empfehlungsschreiben vorgelegt hatte, konnten sie passieren und sich beim Haushofmeister melden.
»Seine Exzellenz, der Hochmeister, ist heute Abend nicht zugegen«, bemühte sich der Bedienstete, die Abwesenheit Johann Eustach von Westernachs zu entschuldigen. »Er weilt in Würzburg und wird erst morgen Vormittag zurückkehren. Darf ich dem Herrn ein Quartier anbieten?«
»Nein, nein! Habt trotzdem Dank für das freundliche Angebot. Ich reise in Begleitung und würde daher ein Gasthaus bevorzugen.«
Der Haushofmeister verzog sein Gesicht: »Ich verstehe, edler Commissarius. Soll ich Euch für morgen nach der Mittagsruhe gegen die zweite Stunde avisieren? Bis dahin dürfte seine Exzellenz gewiss zurück sein.«
»Ja, so sei es denn!«, antwortete Matthias und dachte Du verstehst nichts!, als er das Schloss verließ.
Johann Eustach von Westernach wartete bereits in seinem Audienzzimmer, als Matthias am nächsten Tag ins Schloss zurückkehrte. Matthias ahnte nicht, dass der Hochmeister des Deutschen Ritterordens über seinen Besuch bereits im Bilde war. Hatte doch Adolf von dem Bongart, der Komtur der Ballei Coblentz, einen Meldereiter vorausgeschickt, um den Hochmeister über den bevorstehenden Besuch des churfürstlichen Commissars aus Bonn zu unterrichten.
»Ich freue mich, Eure Bekanntschaft machen zu dürfen, werter Commissarius. Ein beachtlicher Ruf eilt Euch voraus! Eure Abenteuer blieben auch uns nicht verborgen. Was führt Euch zu uns?«
»Ich danke Euch, Exzellenz. Aber der Ruhm gebührt mir nicht allein und Ihr wisst ja, wie schnell man geneigt ist, Legenden zu erfinden.«
»Stellt Euer Licht nicht unter den Scheffel, Verehrtester Erlaubt mir – trotz Eurer Bescheidenheit – anzumerken, dass Ihr Großes geleistet habt. Aber so sagt nun, was ist Eurer Begehr?«
»Euer Gefolgsmann Adolf von dem Bongart hatte gehofft, mich zu einem Eintritt in den Deutschen Orden bewegen zu können«, eröffnete Matthias. Der Hochmeister tat überrascht.
»Ach, hat er? Und was meint Ihr dazu?«
»Ich will ehrlich sein. Eine Aufnahme in den Deutschen Ritterorden strebe ich nicht an. Aber Ihr würdet mir sehr helfen, wenn Ihr mir Einblick in Euer Archiv gewähren würdet.«
Matthias entging
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