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Das Geheimnis der Rosenlinie - Esch, W: Geheimnis der Rosenlinie

Das Geheimnis der Rosenlinie - Esch, W: Geheimnis der Rosenlinie

Titel: Das Geheimnis der Rosenlinie - Esch, W: Geheimnis der Rosenlinie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilfried Esch
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wollte die Bäuerin ihm nicht weiter von diesem Mönch erzählen?
    Schlecht gelaunt ging er in die Scheune, um nach dem Maultier und seinem Gepäck zu sehen. Alles schien in bester Ordnung zu sein. Der Bauer hatte das Tier sogar gefüttert und gestriegelt. Maurus verbrachte noch eine Nacht auf dem Hof und dankte den Bauersleuten mit einem großzügigen Obulus. Den Mönch erwähnte keiner mehr.
    Am späten Nachmittag hatte er das Kloster fast erreicht. Doch auf der letzten Meile kam Maurus noch an einem grausigen Schauplatz vorbei. Kurz vor einem Waldstück erhob sich zu seiner Rechten ein sanfter Hügel, auf dem mehrere hölzerne Kreuze standen. Pfähle ragten aus dem Boden, oben zugespitzt wie übergroße Nägel. Dünne Rauchfahnen kündeten von verloschenem Feuer. Eine leichte Brise wehte unangenehmen Geruch zu Maurus herüber. Welch merkwürdiger Ort, dachte er bei sich, hielt an, sicherte das Gespann und lief den Hügel hinauf. Das Maultier, dankbar für die Pause, gab ein paar merkwürdige Laute von sich, die Maurus nicht beachtete. Oben angekommen, erkannte er in dem merkwürdigen Ort eine Richtstätte.
    »Spanische Inquisition«, murmelte er erschrocken. Die spitzen Pfähle sahen aus als seien sie mit rotbrauner Farbe gestrichen worden. Doch es war das Blut furchtbar gequälter Menschen, die man zur Strafe auf die Pfähle aufgespießt hatte. Auch die Kreuze trugen Blutspuren. Die spanische Inquisition hier in Flandern wählte drastische Strafen gegen Häretiker, Hexen und Zauberer. Pfählen und Kreuzigen! Rauch stieg aus den Überresten eines Scheiterhaufens empor. Als Maurus herantrat, erkannte er in der Asche Knochenreste. Offensichtlich hatte man hier die Hingerichteten nach ihrem Tode verbrannt.
    Der Jesuit bekreuzigte sich, murmelte ein kurzes Gebet und verließ den grausigen Ort.
    Im Wald kam er an einer Wassermühle vorbei, deren Räder die Wasser eines Flüsschens schöpften. Nun kann es ja nicht mehr weit sein, ging es ihm durch den Kopf, das kann nur die Thyle sein. Als sich der Wald lichtete, erhob sich vor ihm die Zisterzienserabtei Villers, wunderschön im Licht der untergehenden Sonne.
    Entlang der langen Mauer, die die Klosteranlage einschloss, kam er endlich zur Porterie, dem Eingangstor, im Westen der großen Klosteranlage. Das Flüsschen Thyle durchschnitt das Klostergelände, so dass die Porterie am linken Ufer des Flusses lag. Die zwei Torbauten lagen etwa vierzig Schritte auseinander und waren durch einen zwischen zwei Mauern liegenden Gang miteinander verbunden. Trotz der riesenhaften Anlage waren keine Menschen zu sehen, keine Mönche oder Laienbrüder, die auf den Feldern und in den Gärten arbeiteten. Eine seltsame, beklemmende Stille ging von den Gebäuden aus. Sie schien sogar den Wald zu umschließen, denn kaum ein Laut war zu hören, weder das Zwitschern eines Vogels, noch das Rauschen des Windes.
    Eine ganze Weile musste Maurus warten, bis endlich jemand am Tor erschien. Doch der kantige Kopf im Torfenster, Maurus misstrauisch musternd, gab keinen Laut von sich.
    »Gelobt sei Jesus Christus«, grüßte Maurus freundlich, doch der Kopf blieb weiter stumm und sah Maurus mürrisch an, was den Jesuiten verwirrte. »Seid Ihr taub oder stumm, Bruder?«, wollte er wissen. Wieder keine Antwort. Vielleicht verstand der Mönch ihn nicht, darum wiederholte er seinen Gruß und seine Frage auf Latein, einer Sprache, die jeder Mönch verstehen sollte.
    »Wer seid Ihr und was wollt Ihr?«, kam doch noch eine Antwort.
    »Mein Name ist Maurus van Leuven. Ich bin ein Bruder der Gesellschaft Jesu«, erklärte er, »auch wenn man mir das im Augenblick nicht ansieht«, spielte er auf seine Kleidung an. »Ich komme aus Bonn und habe eine Legitimation des Churfürsten Ferdinand aus Chur-Cölln, der Eurem ehrwürdigen Abt seine Grüße entrichten lässt.«
    »Lasst sehen«, forderte der Kopf im Türfenster. Maurus zog das Legitimationsschreiben aus dem Rock und hielt es ihm hin. Augenblicklich schnellte eine Hand heraus, die Maurus das Schreiben geschickt entriss, um sofort wieder im Fenster zu verschwinden, das sich fast gleichzeitig schloss.
    »Also, das ist unerhört«, empörte sich Maurus. Erbost läutete Maurus mehrfach die Eingangsglocke, um dann unschlüssig dazustehen. Die Unverfrorenheit des Zisterziensers machte ihn wütend und trieb ihm Zornesröte ins Gesicht. So etwas war ihm sein Lebtag noch nicht widerfahren! Doch noch ehe sich sein Zorn in einem Wutausbruch entladen konnte, öffnete sich

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