Das Geheimnis der Rosenlinie - Esch, W: Geheimnis der Rosenlinie
seine Lippen hauchte: Matthias Liebknecht! Aber auch das verging ihm und bald spürte er nur noch Durst. Sein Kopf fiel vor Erschöpfung nach vorne und er spürte, wie sich die Arme anspannten, da seine Beine schwächer wurden.
»Haltet ihn!«, hörte er jetzt eine Stimme sagen. Schon spürte er etwas Hartes, Kaltes in seinen Mund eindringen und sofort danach strömte, eine kalte, widerlich schmeckende Flüssigkeit in seinen Körper. Augenblicklich wurde sein Körper von furchtbaren Krämpfen geschüttelt, er erbrach sich qualvoll. Eine tiefe Ohnmacht erlöste ihn sodann von seiner Pein.
»Er ist stark, Lektor.« Der angesprochene Mönch nickte.
»Ja, aber wir haben nicht viel Zeit. Wir machen weiter! Gebt ihm nochmals von den Tropfen.«
»Aber Lektor, wenn wir in dieser Eile weitermachen, wird es ihm den Verstand rauben oder er wird gar daran krepieren.«
»Dann achtet darauf, dass Ihr ihm nicht zu viel von den Tropfen gebt, Bruder. Wir müssen unbedingt wissen, was alles in seinem Kopf steckt, was er tatsächlich weiß. Nur so werden wir diese unselige Schrift in die Hände bekommen, um sie für immer und ewig zu vernichten!« Der Mönch bekreuzigte sich. Sein Gegenüber schwieg einen Moment lang.
»Sagt, Lektor«, sagte er dann, »was ist an dieser Schrift so gefährlich, dass Ihr sie unbedingt zu vernichten sucht?«
»Weil das Gift dieses Traktats in der Lage ist, die gesamte Christenheit zu vernichten. Nichts mehr würde so sein, wie es war. Ich habe Euch doch während Eurer Ausbildung vom Codex Gigas erzählt?!«
Der angesprochene Mönch nickte stumm.
»Wisst Ihr, die Teufelsbibel ist weitaus ungefährlicher als diese Feuerschrift. Diese Schrift ist in der Lage, die ganze Welt in Brand zu stecken. Und jetzt wacht über diesen Anwalt. Weckt mich, sobald er wieder zu sich gekommen ist.«
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Sorgenvoll blickte Konrad Gropper in die Richtung des Deutschordensschlosses. Noch immer hatte er keine Nachricht von seinem Herrn. So ging er denn zurück in den Ratskeller, wo der junge Ephraim Trachmann auf ihn wartete. Der Jude saß an einem groben Holztisch. Als er Gropper sah, blickte er sofort auf.
»Und?«
»Noch nichts zu sehen«, antwortete Gropper und setzte sich.
»Was willst du denn jetzt tun?«, fragte Ephraim weiter.
»Das, was mein Herr mir aufgetragen hat. Ich werde zum Schloss gehen, mich nach ihm erkundigen und schauen, dass ich zu ihm gelangen kann.«
Ephraims Hände umklammerten den Becher mit Apfelmost.
»Mir ist da etwas aufgefallen«, begann er. Der kantige Kutscher fixierte den jungen Mann.
»So? Was denn?!«
Ephraim sah Konrad Gropper fest in die Augen.
»Ich habe heute Nachmittag einen Juden gesehen und bin ihm heimlich gefolgt. Er ging zum Schloss und wurde dort eingelassen.«
»Und, woher weißt du, dass es ein Jude war?«
»Er trug einen gelben Judenring. Ich habe gewartet und als er wieder herauskam, bin ich ihm gefolgt und ich glaube, dass er ein Medicus ist.«
»Vielleicht ist jemand krank.«
»Das mag sein. Aber ist es nicht ungewöhnlich, dass man hier nach einem jüdischen Arzt verlangt?«
»Da hast du verdammt noch mal Recht, Junge!«
Gropper dachte angestrengt nach, wusste nichts mit dieser Beobachtung anzufangen. Ephraim lächelte und drang weiter in den wortkargen Mann.
»Sag mal, Konrad, was bedeutet eigentlich Dein seltsamer Name, Gropper?«
Kurz nur lachte der Kutscher, schüttelte den Kopf und richtete sich ein wenig auf.
»Der junge Herr. Ich mache mir Sorgen um meinen Herrn und du fragst mich nach meiner Familie. Ist das immer so bei euch Juden?«, fragte er leise, damit es keiner der anderen Gäste hörte. Ephraim zuckte als Antwort mit den Augenbrauen.
»Na schön. Ich wurde schon einige Male danach gefragt. Ich weiß nur, dass einstmals zwei Pröpste zu Bonn am Cassiusstift den gleichen Namen trugen: Johannes und Peter Gropper. Doch ich stamme nicht aus diesen Familien. Meine Familie, also wir kommen eigentlich aus der Gegend um Bremen herum. Das waren alles Fischer, daher der Name Gropper. Hat irgendwas mit Fischen zu tun.«
»Aha«, bemerkte Ephraim. »Und wie kommst du an den churfürstlichen Hof zu Bonn?«
»Durch den Krieg, ich war Kriegsknecht, kam so ins Rheinland. Da bin ich dann eben hängen geblieben.«
Ephraim Trachmann verstand nicht genau, merkte aber, dass Konrad nicht weiter sprechen wollte und ließ es dabei bewenden.
»Werd’ jetzt zum Schloss gehen«, stellte Konrad fest.
»Ich komme mit!«
»Trachmann, Du wartest hier, kann
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