Das Geheimnis der Rosenlinie - Esch, W: Geheimnis der Rosenlinie
den Tisch.
»Das ist leider nicht möglich«, antwortete der Hochmeister verlegen mit gequältem Lächeln.
»Was wagt ihr es, mir zu antworten! Nicht möglich? Was seid Ihr: ein Gaukler, ein Narr?«
»Lasst es mich erklären, Exzellenz. Liebknecht ist bedauerlicherweise erkrankt. Er bekam plötzlich hohes Fieber und wir fürchteten uns bereits vor der ansteckenden Pestilenz, die von ihm Besitz ergriffen hat. Rein zufällig war Pater Eberhard vom Konvent der Dominikaner an besagtem Tag bei mir zu Gast und nahm den Ärmsten in seine Obhut.«
» So befindet sich der churfürstliche Gesandte nun im dominikanischen Konvent?«
»Sehr wohl, Exzellenz.«
»Aber wie kann denn sein Kutscher dann behaupten, Ihr würdet ihn gefangen halten?«, bohrte der Fürstbischof nach.
»Nun, wie schon gesagt, ein bedauerlicher Irrtum. Wir wollten die Erkrankung geheim halten, damit keine Panik unter der Bevölkerung entstünde.«
Philipp Adolf von Ehrenberg schwieg einen Augenblick und beobachtete den Hochmeister des Deutschen Ordens abschätzend.
»Na schön. Ich will Euch bis hierher Glauben schenken. Doch sollte diesem Commissarius irgendetwas zugestoßen sein, dann seid gewiss, dass ich diesen Vorfall gründlichst untersuchen lassen werde. Und jetzt begleitet Ihr mich zum Konvent. Ich werde diesen Anwalt mitnehmen und in Würzburg von meinen Ärzten pflegen lassen.«
Kurze Zeit später besetzten Soldaten das Konvent und Konrad Gropper konnte in Begleitung von Ephraim Trachmann seinen Herrn befreien.
» Ecce Engelberti – Lektor«, murmelte Matthias vor sich hin, als man ihn auf einer Trage nach draußen brachte.
»Was hat er gesagt?«, fragte Gropper.
» Ecce Engelberti «, wiederholte Ephraim Trachmann. »Exzellenz, ich glaube, er spricht von seinen Papieren, irgendwelchen Papieren aus Cölln. Von einem Erzbischof in Cölln! Ich weiß, dass er daran gearbeitet hat.«
Der Bischof nickte und wandte sich an Pater Eberhard, der blass und sichtlich nervös neben ihm stand.
»Wisst Ihr etwas davon? Und warum spricht er von einem Lektor?«
»Bedaure, Euer Exzellenz, das weiß ich nicht, derzeit weilt kein Lektor in unserem Hause. Womöglich sind dies Ausgeburten seiner Fieberfantasien, die von seiner schlimmen Erkrankung herrühren.«
»Was ist das für eine Krankheit?«, wagte sich jetzt Ephraim Trachmann vor. Der Dominikaner zuckte mit den Achseln.
»Ich weiß es nicht, junger Herr, bedaure.«
»Wie dem auch sei«, ergriff jetzt der Fürstbischof wieder das Wort. »Meine Ärzte werden es schon herausfinden, sobald wir wieder in Würzburg sind.«
»Das hoffe ich doch sehr«, mischte sich jetzt ein älterer Herr mit kreisrunder Glatze ein, der sich bisher im Hintergrund aufgehalten hatte und jetzt hervortrat.
»Mit Verlaub, Exzellenz, hier scheint weniger eine Krankheit vorzuliegen, denn eine Vergiftung.«
Bischof von Ehrenberg stutzte.
»Doktor Schottel, was sagt Ihr da?«
»Das Fieber, besser gesagt das nicht vorhandene Fieber. Würde es sich tatsächlich um eine Erkrankung handeln, die im akuten Zustand ist, würde der Körper mit Fieber reagieren. Bei meiner ersten Untersuchung dieses Mannes konnte ich jedoch keine Anzeichen für Fieber feststellen.«
Sichtbar zornig wandte sich der Würzburger Bischof an Pater Eberhard.
»Gnade Euch Gott, Pater, sollte dies wahr sein.« Und ohne ein weiteres Wort zu verlieren, ging er mit seinem Gefolge hinaus. Konrad Gropper und Ephraim Trachmann folgten ihm.
Draußen zog Ephraim den Kutscher beiseite.
»Was ist?«, zischte Gropper. »Wir sollten bei meinem Herrn und beim Bischof bleiben. Dort sind wir sicher.«
»Nun warte, Konrad, da ist noch was.«
»Was?«
»Erinnerst du dich an den jüdischen Arzt, von dem ich dir erzählt hatte?«
»Jaaa! Was willst du denn damit sagen?...?«
»Konrad, ich sage es nicht gern, aber du weißt doch auch, dass ein jeder Arzt Gift bereiten kann. Es wäre zwar eine Schande, wenn es sich herausstellen würde, dass ausgerechnet ein Jude Liebknecht vergiftet hat, aber auszuschließen ist es nicht.« »Das müssen wir sofort dem Bischof berichten«, polterte der Kutscher los.
»Aber das geht nicht! Was ist mit mir?«
»Kein Aber. Wir müssen ja nicht gleich erwähnen, dass du einer von jenen bist.« Gropper grinste verschlagen.
Ephraim nickte seufzend. Kurze Zeit später hatten sie den Fürstbischof über ihren Verdacht informiert und machten sich mit einigen Soldaten auf in die Holzapfelgasse, wo sich das Haus des jüdischen Arztes
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