Das Geheimnis der rotgelben Spinne
allerdings Anton Sauwieser vor Gericht behaupten wollen, unschuldig wie ein Engel zu sein, werde ich die gelungenen Fotos vorlegen. Ebenso wie mein anderes Beweisstück, das Leopardenfell.“
„Ich stelle fest, auch dir schmeckt es nicht, so einfach ausgebootet zu werden“, sagte Tobbi grinsend. „Du sagst es, mein Freund!“, lachte Anselm.
Sie verbrachten einen herrlichen Tag im Dorf. Zuerst im Schwimmbad, dann in der gemütlichen Bauernstube bei Anselms Mutter, die sie mit Schweinebraten, Knödeln und Rahmstrudel mit Kirschen verwöhnte. Sie machten noch ein paar Besorgungen, dann ging’s an den Aufstieg zur Hütte. Anselm und Peter hatten beschlossen die Nacht bei ihnen zu verbringen. Dafür brachten sie in ihren Rucksäcken Lebensmittel und Getränke mit hinauf, nicht zu vergessen einen sorgsam verpackten weiteren Rahmstrudel. Der werde ihnen nach dem langen Aufstieg sicher schmecken, hatte Anselms Mutter gemeint. Am nächsten Tag wollten alle fünf gemeinsam zu einer größeren Bergtour aufbrechen.
Es war fast Abend, als sie an der Hütte ankamen. Die Terrasse wurde von den letzten Strahlen der Abendsonne beschienen. Sie setzten sich, ausgestattet mit einem großen Krug Limonade gegen den Durst, hinters Haus und genossen den Anblick der untergehenden Sonne, die allmählich hinter den Gipfeln verschwand. Als es kühler wurde, gingen sie ins Haus. Die Mädchen richteten das Abendessen, die Jungen deckten den Tisch.
„Mach Fenster und Türen zu, Tobbi, wegen der Insekten!“, mahnte Tini.
„Aber die Luft ist noch so herrlich!“
„Trotzdem! Willst du wieder die ganze Nacht wach liegen, weil die blöden Mücken um dich herumsirren?“
„Stimmt. Es wird auch bald kühl.“
Tobbi schloss die Fensterläden und dann die Fenster. Anselm verriegelte die Haustür.
„Hm, das sieht ja köstlich aus!“, schwärmte Peter und setzte sich als Erster an den Tisch. „Salami, Schinken, harte Eier, Tomaten, drei Sorten Käse! Und zum Nachtisch noch mal Rahmstrudel! Komisch, dass ich schon wieder so einen Hunger habe!“
„Tröste dich, mir geht’s genauso!“, sagte Tina lachend. „Also, Kinder, ich muss euch sagen, zunehmend schwindet mein Bedauern darüber, dass wir zu dieser Stunde nicht in einem engen, dunklen Versteck im Bergwerksschacht liegen um Seite an Seite mit Polizei- und Zollbeamten ein paar Schmuggler zu überwältigen!“
„Du hast Recht“, stimmte Tini ihr zu. „So was Ähnliches habe ich auch gerade gedacht. Es geht doch nichts über einen friedlichen Abend mit Freunden auf einer Hütte in den Bergen...“
„... weit entfernt von Verbrechern, Gangstern, Berggeistern, Gespenstern und sonstigen unangenehmen Zeitgenossen!“, fiel ihr Tobbi ins Wort.
„Darauf müssen wir trinken!“ Anselm hob sein Glas Milch in die Höhe. „Dass unsere tapferen Leute von Polizei und Zoll nicht allzu lange im Finsteren schmoren müssen und ihre Schmugglerjagd von Erfolg gekrönt sein möge!“
„Also, das ist wirklich stilvoll: mit Milch auf die Polizei anzustoßen!“
Schweigen senkte sich über die Runde. Mit Appetit machten sie sich über das leckere Abendessen her. Plötzlich stutzte Anselm.
„Habt ihr Ratten?“
„Nein, aber einen Rest Leberwurst hab ich noch im Kühlschrank“, murmelte Tina geistesabwesend.
„Ob ihr Ratten habt? Ich höre die ganze Zeit etwas rascheln und kratzen!“
Tobbis Augen wurden riesengroß.
„Licht aus!“, flüsterte er. „Und kein Wort mehr! Da kommt jemand durch den Geheimgang, der in dem alten Weinkeller unten endet!“
„Das können doch nur die Schmuggler sein!“, wisperte Tini. „Als die Polizei sie gestellt hat, haben sie sich in denselben Gang zurückgezogen, in dem du dich versteckt hast, Tobbi... Und sie haben vermutlich die gleiche Rutschpartie gemacht!“
„Wenn es nur zwei oder drei sind und wir ein bisschen Glück haben, können wir sie überwältigen“, sagte Anselm leise. „Peter ist Judokämpfer und wir sind zu fünft. Habt ihr eine Wäscheleine da?“
„Ja“, flüsterte Tini. „Und im Schrank sind zwei Kletterseile, die gehören zu Kerners Bergsteigerausrüstung.“
„Her damit! Fass an, Peter, wir tragen den Tisch dort hinüber und versperren damit die Tür. Aus den Fenstern kommen sie nicht so leicht raus. Ein paar Laken wären auch nicht schlecht. Und Servietten oder Handtücher als Knebel.“
Die Mädchen gingen auf Zehenspitzen hinaus um Seile und Laken zu holen. Anselm, Peter und Tobbi trugen leise den Tisch zur Tür
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