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Das Geheimnis der Salzschwestern

Das Geheimnis der Salzschwestern

Titel: Das Geheimnis der Salzschwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tiffany Baker
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Tisch. »Was zum Teufel ist das bloß? Das ist ja ganz offensichtlich von ihm, aber das ist gar nicht sein Stil.«
    Ein Windstoß fegte über das Dach, und Jo fuhr zusammen. So langsam wurde dieser Morgen wirklich hässlich, dachte sie, und zwar in jeder Hinsicht. Jeden Moment würde heftiger Regen einsetzen, der die Salzmarsch aufwühlen und den Schlamm verdünnen würde, den sie doch aus den Becken schaufeln wollte. »Komm schon, Claire«, meinte Jo. »Du bist doch jetzt so eine treue Kirchgängerin. Wie war das noch mit dem Platz in der Herberge?«
    Claire schlug mit der Faust auf den Tisch. »Das ist nicht die Weihnachtsgeschichte! Wir reden hier nicht über eine unschuldige Jungfrau! Dieses Flittchen hat sich von meinem Mann flachlegen lassen!«
    Jo zuckte mit den Achseln. »Sie hat nur getan, was du auch mal gemacht hast.«
    Claires Erdbeermund klappte auf. »Darum geht es dir also? Willst du hier alte Rechnungen begleichen?« Sie streckte die Hände auf der Tischplatte aus, so dass ihr diamantbesetzter Ehering Jo anfunkelte wie das durchtriebene Auge eines Fuchses. »Okay, all meine alten Wunden sind aufgerissen und stehen zur Diskussion. Bist du jetzt zufrieden?«
    Jo wandte den Blick von ihrer Schwester ab. »Ich glaube, meine Meinung interessiert hier sowieso nicht. Aber bevor du eine Entscheidung über deinen Verbleib triffst, solltest du noch etwas wissen. Wir müssen hier ein paar Rechnungen begleichen, die nichts mit uns zu tun haben.«
    Claire kaute an ihrer Lippe. »Was meinst du?«
    Jo ließ den Kopf hängen. »Erinnerst du dich noch an deinen alten Traum, mal aufs College zu gehen?«, fragte sie. »Na ja, für den muss ich dank Mama jetzt bezahlen.« Dann erzählte ihr Jo alles über den zweiten Kredit, den Mama für Claire auf das Gut aufgenommen hatte, bevor ihre Pläne sich in Rauch aufgelöst hatten. Schließlich erklärte sie, dass die Bank die Marsch übernehmen würde, wenn sie nicht ganz schnell an Bares kam.
    Claire seufzte und schürzte die Lippen – eine alte Angewohnheit, die Jo sagte, dass ihre Schwester jetzt mit einem Geheimnis herausrücken würde. Was sie dann sagte, schockierte Jo. »Das wusste ich bereits. Whit hat davon gesprochen. Es ist beinahe das Einzige, worüber er in letzter Zeit redet. Er hat diese verrückte Idee, dass sich alles zum Besseren wendet, wenn dieses Land erst ihm gehört.«
    Jo schnaubte. »Das bedeutet noch lange nicht, dass ich es ihm überlassen werde.« Dann wurde sie wieder ernst. »Aber er hat auf jeden Fall genug Geld, um es zu kaufen.«
    Claire zögerte. »Eigentlich nicht«, wandte sie ein, und Jo beugte sich zu ihr vor. »Whits Geschäfte laufen nicht ganz so gut, wie du vielleicht gedacht hast«, gab Claire zu. »Er hat im Laufe der Jahre Gemälde und was vom Familiensilber verkauft, und sogar den alten Pelzmantel seiner Mutter. Ich weiß nicht, wie viel ihm noch bleibt, aber es dürfte kaum der Rede wert sein.«
    Mit einem Ruck lehnte sich Jo im Stuhl zurück. Der Dampf des Pfefferminztees brannte in ihrem guten Auge. Claire hatte immer schon das Talent gehabt, sofort zum Punkt zu kommen und die Menschen damit mitten ins Herz zu treffen. Ihre Mutter hatte das immer wahnsinnig gemacht, und Jo konnte sich vorstellen, wie unangenehm es in einer Ehe sein musste, vor allem, wenn man mit einem Mann wie Whit verheiratet war, der seine Geheimnisse am liebsten gut wegpackte und im Regal verstauben ließ.
    Jo sah ihre Schwester prüfend an. »Sag mal Claire, wenn du Dee und Whit nicht zusammen im Stall erwischt hättest, wärst du dann je wieder hergekommen?«
    Claire blinzelte, und Jo konnte das Netz aus winzigen Fältchen erkennen, das sich um ihre Augen gebildet hatte. Vielleicht waren sie ein Zeichen dafür, dass es mit Whit nicht besonders gut gelaufen war – und zwar nicht erst seit kurzem. Solche Spuren brauchten ihre Zeit, um sich ins Fleisch einzugraben, so wie Wasser den Stein höhlte, und wenn irgendjemand wusste, wie Trauer einen Körper nach und nach formen konnte, dann war es Jo.
    Claire senkte den Kopf. »Ich weiß auch nicht. Vielleicht. Irgendwann.«
    Das war für Jo genug. Sie rückte den Stuhl vom Tisch ab und stand auf. »Sie bleibt hier.«
    Claire sah sich um, als sei sie gerade aus einem langen, unangenehmen Traum erwacht. Einen Moment lang nagte sie nachdenklich an ihrem Daumennagel, dann beschloss sie, einfach ins kalte Wasser zu springen, ihr Schicksal in Jos Hände zu legen, und so den Einsatz zwischen ihnen zu erhöhen. Sie

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