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Das Geheimnis der Salzschwestern

Das Geheimnis der Salzschwestern

Titel: Das Geheimnis der Salzschwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tiffany Baker
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war?
    Dees Lippe zitterte. »Ich bin letzte Woche achtzehn geworden.«
    Ein Kind, dachte Jo. »Und warum kannst du nicht mehr nach Hause?« Sie dachte an Cutts tätowierte Unterarme und das militärisch kurz gestutzte Haar. Er schien sich nur in geraden Linien fortzubewegen. Jo konnte sich nicht daran erinnern, dass es an ihm auch nur irgendetwas Weiches, Sanftes gab. Sie wusste nicht, wo Dees Problem lag, aber zu so einem Vater wäre sie wohl auch nicht gern zurückgekehrt, musste Jo zugeben.
    Dee griff nach hinten und löste ihr Tuch. An ihrem Hals entdeckte Jo einen Ring aus lilafarbenen Geisterabdrücken. Dee stolperte über ihre eigenen Worte, sprach jedes ein wenig leiser aus als das vorherige, als würde ihr jemand die Luft abdrehen, aber das war eigentlich auch egal. Sie hätte mit Engelszungen reden können, es gab einfach keine nette Art, das zu formulieren, was sie jetzt zu sagen hatte. Sie legte die Hände zu einem kleinen Ball zusammen, der das einzig Ordentliche an ihr war. »Ich bin schwanger. Von Whit. Nur«, sie wischte sich eine Träne ab, »er will mich gar nicht, und das Baby will er auch nicht, obwohl ich das dachte. Er will uns beide loswerden.«
    Jo war eigentlich davon ausgegangen, dass Claire im Bilde war, ihre Schwester stieß jedoch einen kleinen Schrei aus. Zuerst schrieb Jo das Dees Enthüllung zu, dann aber folgte sie ihrem Blick und entdeckte die Kette um den Hals des Mädchens. Es war ein herzförmiges Medaillon an einer silbernen Kette, in das ein großes, verschnörkeltes W eingraviert war – billiger Schmuck, den Jo nur zu gut kannte. Noch bevor sie eingreifen konnte, streckte Claire die Hand aus, riss Dee die Kette vom Hals und schob sie sich in die Manteltasche . Wer auch immer behauptet hatte, dass Erinnerungen nicht schwerwiegend sind, lag eindeutig falsch, ging es Jo durch den Kopf. Diese hier wog so einiges, vor allem, wenn sie in der Hand lag.
    Claires Gesicht war jetzt nur noch Zentimeter von Dees entfernt. Sie schüttelte so heftig den Kopf, dass Jo nicht überrascht gewesen wäre, wenn ihre Haare Funken gesprüht hätten. »Das ist Whits Initiale! Der lässt alles mit seinem Monogramm versehen, in seiner eigenen Handschrift. Du kleine Diebin! Du hast kein Anrecht darauf – auf nichts von all dem!« Sie ließ sich auf die Fersen sinken, schlug die Hände vors Gesicht und brach in Tränen aus.
    Jo hüllte Dee in eine der kratzigen Decken, die sie im Flurschrank gefunden hatte, und ließ sie zitternd auf dem Sofa im Wohnzimmer zurück. »So nicht«, sagte sie zu Claire. »Komm mit.« Sie führte sie in die Küche. »Das ist jetzt nicht der richtige Moment für so was. Es ist doch nur eine billige alte Halskette.« Sie hielt es für angebracht, ihrer Schwester nicht zu verraten, dass dieses Schmuckstück einmal ihr gehören sollte, lange bevor sich dieses Drama in ihrem Flur abgespielt hatte.
    »Was ist passiert?« Jo goss ihnen zwei Tassen Pfefferminztee ein und setzte sich mit Claire an den Küchentisch mitten im Raum.
    Claire rieb sich die Augen. »Ich bin aufgewacht und hab ein Geräusch gehört. Whit war weg. Er lag nicht im Bett, und im Haus war er auch nicht. Das ist in letzter Zeit oft passiert, dass er spät nach Hause kam oder schon vor dem Morgengrauen aufgebrochen ist. Ich hatte mir schon gedacht, dass da irgendwas im Busch war, aber ich wusste nicht, mit wem. Das Geräusch kam aus dem Stall. Der Mond schien so hell, dass ich beschlossen habe, nach Icicle zu schauen. Ich dachte, er wäre das. Aber dann habe ich Whit und Dee streiten sehen. Sie hat gesagt, dass sie doch zusammen weggehen könnten, er meinte aber, er würde sich von ihr nicht seinen guten Ruf ruinieren lassen, und dann ist er auf einmal ohne jede Vorwarnung auf sie losgegangen und wollte sie erwürgen.« Claire erschauderte und hob die Tasse zum Mund, dann fuhr sie sich mit den Fingern über die Lippen. »Und dann hab ich eingegriffen.«
    Jos Herz setzte einen Schlag aus. »Claire, was hast du getan?«
    »Es geht ihm gut.« Claire setzte den Becher ab. »Ich hab ihm mit einer Schaufel eins übergebraten, das ist alles. Er hat heute Morgen mit Sicherheit einen dicken Kopf, aber ich konnte seinen Puls fühlen. Ich hab nachgesehen, bevor ich Icicle gesattelt habe.« Sie rutschte auf dem Stuhl herum und sprach jetzt leiser weiter. »Mir ist ganz egal, ob Dees Vater ihr die Haut abzieht und sie in einem Kessel voller Blut kocht. Sie muss weg.« Sie zog die Kette aus der Tasche und legte sie auf den

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