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Das Geheimnis der Salzschwestern

Das Geheimnis der Salzschwestern

Titel: Das Geheimnis der Salzschwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tiffany Baker
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Splitter im Finger.
    Claire spreizte die Hände auf dem Fensterbrett. Ihr Blick fiel auf die klobigen Diamanten an ihrem Ehering, und ohne groß darüber nachzudenken streifte sie sich ihn vom Finger und legte ihn in die oberste Schublade der Kommode. Na also. Das war doch gar nicht schwer gewesen. Der erste Schritt bei einer Trennung: die sichtbaren Symbole der Ehe ablegen. Claire schwor sich, dass sie jeden Tag ein Stückchen von Whit loswerden würde, bis sie schließlich so glatt und roh wie eins der Salzbecken wäre, nicht viel besser als das flache Land um sie herum. Sie berührte die Perle an ihrem Hals und zögerte. Die würde sie behalten. Die hatte sie sich verdient.
    Fröstelnd fuhr sie zusammen und schloss den oberen Hemdknopf, stieß dann die Tür auf und blinzelte. Sie lief die Treppe hinunter, ließ dabei die knarrende fünfte Stufe aus, griff nach einem Paar Stiefel neben der Tür, verließ das Haus und war zum ersten Mal seit zwölf Jahren völlig frei.
    Sie musste unbedingt nach Icicle schauen. Jo hatte ihn am Abend zuvor im hinteren Teil der Salzscheune untergebracht, und er schien sich dort auch ganz wohl zu fühlen. Claire wusste aber, dass sie unbedingt Futter für ihn besorgen musste und Stroh, auf dem er stehen konnte, und dass er in zwei Wochen neue Hufeisen brauchte. Sie versuchte, nicht an das wunderschöne alte Reitzeug zu denken, das auf Plover Hill noch im Stall lag: Sie hatte dort einen handgenähten Sattel, ein stählernes Mundstück mit Gravur und dazu passende Steigbügel zurückgelassen. Zügel, die durch die ständige Nutzung butterweich geworden waren. Dann noch drei Paar Reitstiefel, all ihre Reithosen, ihren Dressurfrack und außerdem die samtbezogenen Reitkappen und die Ziegenlederhandschuhe.
    Sie schlang die Arme um ihren Oberkörper. Diese Kleider waren viel dünner als die, an die sie gewöhnt war, und sie waren alles, was zwischen ihrer Gänsehaut und der großen weiten Welt stand. Sie hatte nämlich keine Jacke übergestreift. In den Stiefeln hatte sie keine Socken an, sie trug ja nicht einmal einen BH .
    Aber das war in Ordnung. Sogar mehr als das. Mit leisem Lachen öffnete sie das Scheunentor und begrüßte Icicle, legte ihm dann die Kandare an und führte ihn nach draußen, wo sie sich auf seinen breiten Rücken schwang – ohne Sattel, Steigbügel oder auch nur eine Decke. Unter ihr war lediglich die vertraute Wärme ihres Pferdes, mit dem sie sich durch die Brise bewegte, sich durch die Dünen schlängelte und dann über den feuchten Sand von Drake’s Beach dahinflog.
    Sie hätte noch ewig so weiterreiten können – zumindest bis zum Ende des Strandes –, eine Silhouette in der Ferne schreckte sie jedoch auf. Sie kniff die Augen zusammen, wünschte sich, er wäre es und hatte doch Angst davor. Sie zügelte Icicle, bis er Schritt ging, und kam dann langsam näher. Tatsächlich war es Ethan Stone, und sein Umriss waberte wie die Vision in einem Traum. Mit bis zu den Waden hochgerollten Hosenbeinen suchte er am Strand nach vom Wasser rundgeschliffenen Scherben. Der rotblonde Schopf fiel ihm in die Stirn, und er sah überhaupt nicht so aus wie bei ihrer letzten Begegnung in der Kirche. Als er Claire herankommen sah, richtete er sich hastig auf.
    »Claire. Wie ich sehe, reitest du mal wieder aus«, sagte er, streckte die Arme aus und half ihr vom Pferd. Als sie auf seiner Höhe war, blieben seine Hände einen Moment lang auf ihren Hüften liegen. Seine Stimme klang in der Morgenluft ein wenig rau, tiefer als während der Messe, und ihr Name jubilierte wie ein ganzes Lied, wenn er ihn aussprach.
    Rasch trat sie einen Schritt von ihm weg. Sie hatte kaum geschlafen, war durcheinander und sehnte sich nur noch danach, sich an seine Brust zu schmiegen. Sie wollte so gerne sein Hemd ein wenig hochschieben, um zu sehen, ob seine Haut wohl kühl und glatt war wie die Kacheln eines Swimmingpools oder vielmehr warm wie der Bauch einer schlafenden Katze. Stattdessen wickelte sie sich die Zügel um die Hand und wünschte, sie hätte Handschuhe an, ganz zu schweigen von einem BH . »Was machst du denn so weit hier draußen?«, fragte Ethan, während sie ihre zur Faust geballte Hand entspannte.
    Claire wusste, was er damit wirklich sagen wollte. Was machte sie bloß so nah bei der Marsch? Sie sah auf ihre Füße hinunter. »Ich komme eben manchmal hierher.«
    Ethan blickte aufs Wasser hinaus. »Weißt du, wie lange es her ist, dass ich am Atlantik war? Ich hatte ganz vergessen, wie

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